Weinland OÖ: Klein, aber fein

Infolge der „kleinen Eiszeit“ im 17. Jahrhundert spielte der Weinbau in Oberösterreich lange Zeit eine untergeordnete Rolle. In den 1990er Jahren entstanden wieder die ersten Weingärten im Land ob der Enns. Seither erfuhr der Weinbau hierzulande einen regelrechten Aufschwung.

Im Weingarten: Winzer Florian Eschlböck (m.) mit Klaus Stumvoll und Michaela Langer-Weninger

Wenn man an guten österreichischen Wein denkt, hat kaum einer zuerst das Land ob der Enns im Kopf. „Völlig zu Unrecht“, so Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger im Zuge einer Pressefahrt im Weinland Oberösterreich. Dieses ist mit knapp 100 Hektar (0,002 Prozent der österreichischen Rebfläche) zwar noch sehr klein, dafür aber sehr fein. „Die Qualitäten sind überdurchschnittlich hoch und erregen damit auch bereits national große Aufmerksamkeit“, betont Klaus Stumvoll, Geschäftsführer des OÖ. Weinbauverbands.

70 Sorten: Land der Weinvielfalt

2008 wurde im Landtag das Weinbaugesetz beschlossen: „Das war der Grundstein für die Renaissance des oberösterreichischen Weinbaus“, so Langer-Weninger. Seither ging es steil bergauf Weinflächen finden sich mittlerweile über ganz Oberösterreich verteilt vor allem aber im Donautal, Marchland, Eferdinger Becken, Zentralraum sowie im Inn- und Mühlviertel. Laut dem Weinexperten Willi Klinger finde bundesweit betrachtet derzeit die größte Dynamik in Oberösterreich statt. Derzeit werden im Land ob der Enns mehr als 70 verschiedene Rebsorten kultiviert. Dabei entfallen zwei Drittel auf weiße und ein Drittel auf rote Trauben. „Damit sind wir auch das Land der großen Weinvielfalt. Frische und Fruchtigkeit sind die klaren Stärken der oberösterreichischen Weine“, erklärt Stumvoll.

Quelle: OÖ Winzer
eo Gmeiner: „Das heurige Jahr war auf Grund der wechselnden Wetterlagen ein echter Prüfstein. Wir sind damit aber sehr gut zurechtgekommen. Der Jahrgang ist sehr vielversprechend, da wir einen goldenen Herbst haben. Das heißt für heuer: Mengenmäßig ein guter Durchschnitt bei sehr hohen Qualitäten.“

Klimawandel als Chance

Die Weingärten zeichnen sich hierzulande durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil besonders robuster Rebsorten aus, den sogenannten „PIWI´s“, sprich pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Ein Drittel der Fläche ist mittlerweile damit bepflanzt und die Sorten hören auf klingende Namen wie „Donauriesling“, „Donauveltliner“, „Bronner“ oder „Blütenmuskateller“.  Diese Sorten seien auf Grund der frühen Reife ideal für die oberösterreichischen Winzer, jedoch bei den Konsumenten noch nicht so geläufig. „Es braucht Marketing, um Bekanntheit zu erlangen“, so Stumvoll.

Im Klimawandel sieht er eine große Chance für den oberösterreichischen Weinbau: „Traditionell ist das Klima eher kühl und feucht geprägt, was es ermöglicht, in günstigen Lagen besonders leichte, frische und fruchtige Weine zu produzieren.“ Zudem zeichne sich Oberösterreich durch heterogene vielfältige Bodenverhältnisse aus. Dadurch entstehen unterschiedliche Weintypen und Charaktere. „Frisch, lebendig und sehr finessenreich“, so beschreibt Weinbaupräsident Leo Gmeiner den oberösterreichischen Wein.

Für 30 Betriebe hat sich der Weinbau mittlerweile zu einem wirtschaftlich bedeutenden Standbein im Rahmen ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit entwickelt Tendenz steigend. Einer von ihnen ist Florian Eschlböck aus Hörsching. Was vor 16 Jahren mit wenigen Weinstöcken begonnen hat, ist heute mit knapp 13 Hektar (davon fünf biologisch) das größte Weingut Oberösterreichs. „Anfangs haben wir versucht andere Weine zu kopieren, was jedoch nicht funktioniert hat. Jetzt machen wir Weine, die für die Region typisch sind. Oberösterreich ist anders und das schmeckt man auch“, so der Winzer, der immer einen Hut als sein Markenzeichen trägt und versucht neue Wege zu gehen. Neben einem guten Produkt und einem auffälligen Etikett sei es genauso wichtig zu den Weinen auch „Geschichten“ zu erzählen und das können die oberösterreichischen Winzer genauso wie guten Wein zu produzieren.

- Bildquellen -

  • Gmeiner Web: OÖ Winzer
  • 317A1777: Land OÖ
- Werbung -
AUTORThomas Mursch-Edlmayr
Vorheriger ArtikelEine interaktive Zeitreise durch Österreichs Agrarwirtschaft
Nächster ArtikelRechtstipp: Siloballen-Entscheid und seine Folgen