„Wende dich der Sonne zu, dann fällt der Schatten hinter dich.“ Diese Philosophie verfolgt der Tiroler Matthias Hackl aus Breitenwang im Bezirk Reutte. Seit der Übernahme des elterlichen „Tauernhofs“ ist er Land- und Energiewirt.
Photovoltaikanlagen auf den Dächern gewinnen im Westen Österreichs immer mehr an Relevanz. Tirol etwa verfügt nur über 12 Prozent besiedelbarer Fläche, der Rest der Landesfläche ist gebirgig oder bewaldet. Speziell zugunsten des Bodenverbrauchs, der im engen, natürlich begrenzten Tal- und Wirtschaftsraum bereits zu ständigen Spannungen führt, soll auf die Errichtung von großflächigen Photovoltaik-Feldern verzichtet werden. Besonders landwirtschaftliche Betriebe, die oft über mehrere Gebäude und große Dachflächen verfügen, werden bei der Umsetzung von Anlagen zur Sonnenstrom-Erzeugung gefördert. Unter ihnen auch Matthias Hackl, 32, aus dem Tiroler Außerfern.
Unabhängigkeit gewinnen
In den vergangenen zwei Jahren hat sich an der Wirtschaftsweise des „Tauernhofes“ in Breitenwang so einiges verändert: Der junge Landwirt hat den früheren Silagebetrieb auf Heumilch umgestellt, die Fahrsilos durch eine große Heuhalle ersetzt und auf dieser wie auf allen geeigneten Dachflächen des Hofes gezielt Photovoltaikanlagen installiert. Auf insgesamt 930 Quadratmetern, verteilt auf vier Dächern, wird nun Energie durch Q-Cell-Module gewonnen. 182 Kilowatt-Peak (kWp) leistet die Photovoltaikanlage – mehr als genug, um den Betrieb zu versorgen.
„Eine wichtige Überlegung war für mich auch, mehr Unabhängigkeit zu gewinnen.“
Gut 80 Prozent des erzeugten Stroms werden ins Netz eingespeist, im Sommer durch den Rückgang des Eigenenergiebedarfs aufgrund der Alpung des gesamten Viehbestands sogar noch mehr. Die Erträge aus der Photovoltaik-Stromgewinnung machen rund zehn Prozent der Gesamteinnahmen des Betriebes aus. Zudem nutzt Hackl die innovative Technik an seinem Hof auch zur Verbesserung der Heuqualität: Mittels einer integrierten Dachabsaugung wird das Futter schneller getrocknet – ganz ohne zusätzlichen Energieaufwand, nur durch die Kraft der Sonne und die entstehende Luftanwärmung. „Eine wichtige Überlegung war für mich auch, mehr Unabhängigkeit zu gewinnen. Gerade in Anbetracht der aktuellen Lage rund um die Energieversorgung muss man weiterdenken“, sagt Matthias Hackl.
Wenn, dann richtig
Entstanden ist das Ganze aus der Not heraus. Im Jahr 2019 ging die Käserei Reutte an die Sulzberger Käserebellen. Mit dem Wechsel des Milchabnehmers kamen für Hackl auch neue Auflagen: Statt wie seit Jahrzehnten Silage durfte am Tauernhof nur mehr Heu an die Milchkühe verfüttert werden. „Da dachte ich mir: Wenn, dann auch richtig“, erinnert sich Matthias Hackl an die Umstellung. Die dafür nötigen Investitionen wurden teils kritisch kommentiert, inzwischen sind diese Stimmen jedoch einem positiven Feedback gewichen. Die PV-Anlage will der junge Betriebsleiter seinen Berechnungen zufolge „in sechs bis sieben Jahren abbezahlt haben“.
Matthias Hackl blickt also optimistisch in die Zukunft – kann er ja auch, wenn man auf der Sonnenseite des Lebens steht. Der Betriebsführer bewirtschaftet 45 Hektar Grünland und hält 40 Brown-Swiss-Kühe mit eigener Nachzucht gehalten. Deren Heumilch wird weiterhin in Reute verarbeitet, wie erwähnt von den Sulzberger Käserebellen. Die Sommermonate verbringt auch das Milchvieh auf der Alm. 2020 wurde mit dem Bau der Heuhalle und der Installation der vier Photovoltaikanlagen begonnen, ein Jahr später ging die hofeigene Stromerzeugung in Betrieb. Die Familie von Matthias Hackl zeichnet sich durch ihr Engagement für die Landwirtschaft aus. So gründete Mutter Dorothea „Dorli“ Hackl Anfang der 2000-er Jahre auch den „Außerferner Bauernladen“ und führte dessen Geschäfte bis 2018. Und nach wie vor produziert sie am Tauernhof Joghurt und Käsespezialitäten und bietet diese im hiesigen Bauernladen und ab Hof im Selbstbedienungsladen an.
- Bildquellen -
- Matthias Hackl im Stall: Hannah Pixner
- Anlagen auf den Hofdächern: Hannah Pixner
- Matthias Hackl: Hannah Pixner