Warum ist der Dieselpreis aktuell so hoch?

Das hat die BauernZeitung Josef Plank gefragt. Er ist Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Agrar- und Europafragen im Österreichischen Raiffeisenverband und Obmann des Vereines Wirtschaften am Land. Seine zentrale Botschaft: Es gibt aber keine Versorgungskrise. Und daher auch keinen Anlass zum Treibstoffhamstern.

Der Dieselpreis ist aktuell extrem hoch. FOTO: agrarfoto.com

BauernZeitung: Warum ist der Dieselpreis aktuell so hoch?

Josef Plank: Nach Beginn des unerwarteten Krieges um die Ukraine stellte sich prompt die Frage, ob aus Russland weiterhin Öl geliefert wird oder nicht. Das war der Ausgangspunkt für die alsbald folgende Preisexplosion. Es kam zum Anstieg der Rohölnotierung der Nordöl-Sorte „Brent“ von 90 Dollar auf beinahe 130 Dollar zwischen 1. und 6. März. Für die Treibstoffpreise an den Zapfsäulen wiederum ist die Fertigproduktennotierung „Platts“, also der Verkaufspreise aus den Raffinerien, die Basis. Diese Notierung ist noch stärker gestiegen. Es wurden plötzlich viel größere Mengen abgefragt, denn viele wollten ihre Dieselbestände sichern. Üblicherweise ordern Mineralölproduktenhändler die fertigen Produkte, also auch Diesel, zu einer Monatsdurchschnittsmenge von den Ölkonzernen. Allerdings wissen sie erst am Tag nach dem Monatsende, was wirklich dafür zu bezahlen ist. Am Höhepunkt der Verwerfungen kostete Diesel kurzfristig an so manchen Tankstellen bis zu 3 Euro je Liter, offenbar kalkuliert mit der Vorsicht eines ordentlichen Kaufmanns. Mittlerweile sind die Preise wieder deutlich gesunken. Es gibt aber keine Versorgungskrise. Und daher auch keinen Anlass zum Treibstoffhamstern. Aber solange der Krieg anhält, bleibt auch eine deutlich erhöhte Nervosität auf den Märkten spürbar.

Warum sind offensichtlich gerade im Gasbereich, aber auch bei Roh- und Mineralöl, kaum Krisenreserven vorhanden?

Bei Treibstoffen gibt es eine staatliche Verpflichtung für eine Reserve von 90 Tagen an flüssigen Mineralölprodukten, also für Rohöl, Diesel, Heizöl und Benzin. Damit will man eine echte Versorgungskrise vermeiden. Für Gas gibt es keine gesetzliche Vorratspflicht. Die hierzulande vorhandenen Gasreserven – die Rede war von rund 17 Prozent – gehören daher auch privaten Gasunternehmen. Die Bundesregierung will aber jetzt eine Vorratspflicht für Gas einführen. Die Beratungen dazu laufen, ein entsprechendes Gesetz soll rasch beschlossen werden.

Hat man es in Zeiten niedrigerer Öl- und Gaspreise verabsäumt, ausreichend Reserven anzulegen?

Bei Öl reicht meiner Ansicht nach die bestehende Regelung gut aus. Bei Gas dagegen kann derzeit kein Einfluss auf die Höhe der Speicherstände ausgeübt werden. Schon nach dem Winter 2020/21 sind die Gaspreise gestiegen, aber niemand wollte offensichtlich das Risiko des Einkaufs von zu teurem Gas in seinen Speichern übernehmen. Auffällig ist, dass gerade der russische Gaskonzern Gasprom, der über beträchtliche Speicher in Mitteleuropa verfügt, kein Gas eingelagert hat.

Warum macht die Einführung einer Preisobergrenze für Diesel, wie es sich aktuell auch viele Landwirte wünschen würden, Sinn – oder auch nicht?

Dazu muss man festhalten: Solche Maßnahmen sind Instrumente einer Notbewirtschaftung und wären ein massiver Eingriff in den freien Markt. Händler, die in ganz Europa ihre Mineralölprodukte einkaufen – nur ein Teil unseres Bedarfes in Österreich kommt aus der OMV-Raffinerie Schwechat ­– würden keine Produkte bekommen. Außer der Staat zahlt die Differenz. Aufgrund der unterschiedlichen Verträge der Händler und Kunden oder auch der unterschiedlichen Bezugsquellen ist auch eine Dieselobergrenze nur schwer festzulegen.

Was spricht für oder auch gegen die Senkung der Mehrwertsteuer auf Treibstoff?

Der enorme administrative Aufwand. Andere bestehende Ausgleichssysteme sind vorzuziehen.

Wie sehr ist Österreichs Landwirtschaft derzeit überhaupt betroffen. Es gibt doch auf fast jedem Bauernhof eine Hoftankstelle. Gibt es Zahlen oder Einschätzungen dazu, ob aktuell auf den Höfen besonders viel oder wenig Diesel eingelagert ist?

Es dürften in den vergangenen Tagen sehr viele Hoftankanlagen befüllt worden sein. Zeiten wie diese sind schlecht für jene, die gerne – woher auch immer – für Energielieferungen günstige Sonderangebote genutzt haben. In unsicheren Zeiten versorgen Händler ihre Stammkunden zuerst. Ich denke. das versteht jeder. Aber die gute Botschaft lautet: Insgesamt ist die Versorgungslage rund um Dieselkraftstoff gut gesichert.

Interview: Christian Esterl

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AUTORRed. SN
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