Wann sich Aufbereiter wirklich auszahlen

Aufbereiter beschleunigen durch die mechanische Verletzung des Mähguts dessen Trocknung, im günstigsten Fall kann ein Zettvorgang eingespart werden. Diesen wie weiteren Vorteilen stehen aber auch Erschwernisse gegenüber.

Beim Zinkenaufbereiter ist die Aufbereitungsintensität durch die Rotordrehzahl und den Abstand zwischen Zinken und Reibplatte variierbar. ©Werksbild Krone
Beim Zinkenaufbereiter ist die Aufbereitungsintensität durch die Rotordrehzahl und den Abstand zwischen Zinken und Reibplatte variierbar. ©Werksbild Krone
Zum Schutz vor Austrocknung besitzen Pflanzen auf der Epidermis (Haut) eine Wachsschicht (Cuticula). Wasserdampf geben sie kontrolliert über die in die Epidermis integrierten Spaltöffnungen ab. Um sich vor dem Austrocknen zu schützen, werden die Spaltöffnungen unmittelbar nach dem Mähen geschlossen. Der Wasserverlust während des Trocknens muss daher über die wenig durchlässige Cuticula erfolgen. Sie begrenzt die Trocknungsrate. Durch den Einsatz von Aufbereitern am Mähwerk wird die Cuticula durch Quetschen, Knicken oder Reiben beschädigt und in der Folge die Trocknungsrate bei ausreichendem Sättigungsdefizit der das Mähgut umgebenden Luft erhöht.

Der Aufbereiter bringt einige Vorteile

Ein Heckaufbereiter in Kombination mit einem Frontmähwerk vermeidet das Überfahren des Mähgutes trotz Breitstreueinrichtung und sorgt für eine optimale Gewichtsverteilung. ©Werkbild Kuhn
Ein Heckaufbereiter in Kombination mit einem Frontmähwerk vermeidet das Überfahren des Mähgutes trotz Breitstreueinrichtung und sorgt für eine optimale Gewichtsverteilung. ©Werkbild Kuhn
Abtrocknungsversuche in Forschungseinrichtungen haben gezeigt, dass durch die Aufbereitung unter günstigen Bedingungen die erforderliche Einführfeuchtigkeit von Belüftungsheu bzw. Anwelksilage um bis zu vier Stunden früher erreicht wird. Dadurch wird das Wetterrisiko deutlich vermindert, da Schönwettertage effizienter genutzt werden können. Die positive Wirkung des Aufbereitens ist umso größer, je günstiger die Trocknungsbedingungen sind. Bei Versuchen unter ungünstigen Bedingungen (niedrige Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit, keine Wind) konnte keine bzw. nur eine unwesentliche Beschleunigung der Abtrocknung festgestellt werden.Eindeutig positiv wirkt sich die Aufbereitung auf die Wasserabgabe in Heutrocknungsanlagen aus. Die Trocknungszeit kann um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Wird durch das Aufbereiten ein Zettvorgang eingespart, können Bröckelverluste am Feld verringert werden. Bei Belüftungsheu und Anwelksilage gibt es auch Versuche, die zeigen, dass durch das Knicken der Pflanzen die Bröckelverluste geringfügig steigen. Aufbereiter dürfen daher keinesfalls zu aggressiv eingestellt werden. Bei leguminosenreichen Beständen sollten keinesfalls Zinkenaufbereiter eingesetzt werden.Bei Anwelksilage mit aufbereitetem Futter sinkt nach der Einlagerung der pH-Wert in der Silage rascher und tiefer ab, das heißt, die Milchsäuregärung wird beschleunigt, das Risiko von Fehlgärungen sinkt, und die Silage wird stabiler. Versuche zeigen auch einen Anstieg der Verdaulichkeit der organischen Masse und der Energiekonzentration in der Silage.

Einzelne Aspekte sprechen gegen die Geräte

Querförderbänder helfen, Arbeitszeit zu sparen, reduzieren aber die abtrocknungsbeschleunigende Wirkung des Aufbereiters. ©Werkbild Pöttinger
Querförderbänder helfen, Arbeitszeit zu sparen, reduzieren aber die abtrocknungsbeschleunigende Wirkung des Aufbereiters. ©Werkbild Pöttinger
Den Vorteilen stehen auch Nachteile gegenüber. Als Erstes sind hier die Kosten zu nennen. Der Mehrpreis eines Mähwerkes mit Aufbereiter schwankt von Hersteller zu Hersteller stark. Bei Scheibenmähwerken im Front- und Heckanbau kostet der Zinkenaufbereiter in Abhängigkeit von der Arbeitsbreite 4000 bis 6000 Euro (exkl. MwSt.). Walzenaufbereiter sind in der Regel teurer. Bei Schmetterlingsmähwerken mit Arbeitsbreiten von acht bis zehn Metern ist mit Mehrkosten vom 10.000 bis 15.000 Euro (exkl. MwSt.) zu rechnen. Kann durch den Einsatz des Aufbereiters ein Zettvorgang eingespart werden, können die höheren Kosten des Aufbereiters kompensiert werden. Trotzdem steigt bei Eigenmechanisierung der Kapitaleinsatz beziehungsweise die Auslastung des Zetters sinkt, wenn auf den eigenen Zetter nicht verzichtet werden kann. Damit die volle Wirkung des Aufbereitens zum Tragen kommt und ein Zettvorgang eingespart werden kann, muss der Aufbereiter das Futter wie ein Zetter breit streuen. Dies hat den Nachteil, dass das Futter sowohl beim Einsatz eines Front- als auch eines Heckmähwerkes überfahren wird.
Zinkenaufbereiter erhöhen die Masse von Heckscheibenmähwerken um 250 bis 350 Kilogramm (kg). Bei Frontmähwerken liegt der Anstieg bei 200 bis 280 kg. Schmetterlingsmähwerke mit Arbeitsbreiten von acht bis zehn Metern werden um rund 800 kg schwerer. Walzenaufbereiter sind tendenziell schwerer als Zinkenaufbereiter. Die höhere Masse kann besonders bei Frontmähwerken zu Problemen führen. Messungen an 95-kW-Traktoren mit dreimetrigen Mähwerken mit Aufbereiter zeigen, dass 70 bis 80 Prozent der Gesamtmasse auf der Vorderachse liegen. Dem Überlasten der Vorderachse muss durch ein Heckgewicht entgegengewirkt werden. Bei manchen Traktoren kann dadurch das zulässige Gesamtgewicht überschritten werden. Eine Alternative sind Frontmähwerke ohne Aufbereiter in Kombination mit einem Heckaufbereiter. Am Heckaufbereiter kann auch eine Breitstreueinrichtung verwendet werden, ohne dass das Futter überfahren wird.
Der Aufbereiter erhöht den Leistungsbedarf an der Zapfwelle um rund drei bis fünf kW pro Meter Arbeitsbreite. Soll bei Zinkenaufbereitern die Aufbereitungsintensität erhöht werden, ist das Verringern des Abstandes zwischen Zinken und Reibplatte energieeffizienter als das Erhöhen der Ro­tordrehzahl. Dem Verringern der Ro­tordrehzahl sind durch den erforderlichen Massenstrom Grenzen gesetzt.
Aufbereiter nehmen keinen zusätzlichen Schmutz auf, der zur Futterverschmutzung führt. Allerdings verteilen sie den Schmutz intensiver im Futter, wenn durch zu tiefes Mähen oder durch Erdhaufen im Bestand vom Mähwerk Schmutz aufgenommen wird.
Nachteilig wirkt sich die Aufbereitung aus, wenn es während der Feldliegezeit zu Niederschlägen kommt. Die Auswaschungsverluste und Wasseraufnahme und damit die Wiederbefeuchtung des Futters werden erhöht.
Durch die Schwadbildung der Trommeln eines Trommelmähwerkes wird im Vergleich zu einem Scheibenmähwerk die Wirkung des Aufbereiters vermindert.

Bauarten: Zinken- und Walzenaufbereiter

Walzenaufbereiter minimieren bei Leguminosen und leguminosenreiche Beständen die Bröckelverluste. ©Werkbild Pöttinger
Walzenaufbereiter minimieren bei Leguminosen und leguminosenreiche Beständen die Bröckelverluste. ©Werkbild Pöttinger
Der Zinkenaufbereiter beschleunigt das Mähgut mit auf einer Welle montierten Zinken und transportiert es über eine Reibplatte oder einen Zinkenkamm. Zinken aus Kunststoff sind meist starr montiert. Stahlzinken sind pendelnd aufgehängt, durch Gummielemente gedämpft oder als Federzinken ausgeführt. Der Rotordurchmesser beträgt rund 50 Zentimeter. Die Drehzahl liegt zwischen 600 und 1080 Umdrehungen pro Minute (U/min) mit meist zwei Drehzahlstufen. Die Aufbereitungsintensität kann durch die Rotordrehzahl und den Abstand zwischen Zinken und Reibplatte bzw. durch die Stellung des Zinkenkammes variiert werden. Sie sind vor allem für Grasbestände geeignet.Walzenaufbereiter quetschen das Mähgut zwischen zwei profilierten Walzen aus Kunststoff oder Stahl. Der Walzendurchmesser liegt zwischen 20 und 30 Zentimeter. Die Drehzahl bewegt sich zwischen 700 und 1300 U/min. Sie ist meist in zwei Stufen verstellbar. Die Aufbereitungsintensität hängt vom Abstand zwischen den beiden Walzen bzw. von deren Anpressdruck ab. Sie werden für Leguminosen (Luzerne, Klee) und leguminosenreiche Bestände eingesetzt.

- Werbung -
Vorheriger ArtikelEin “Hotel im Bauernhof”
Nächster ArtikelGenfer Autosalon zeigte Technik vom Feinsten