Waldumbau: Gebot der Stunde

In Hinblick auf den Klimawandel und seine Folgen sind die Wahl der Baumarten und die Genetik der Forstpflanzen entscheidend für stabile und schadensresistente Bestände. In Oberösterreich werden fast die Hälfte der bundesweit benötigten Forstpflanzen produziert.

Jachs-Kastler, Hiegelsberger und Gadermair (r.) auf einer Tannen- Versuchsfläche in der Nähe von St. Florian.

Um den künftigen Generationen gesunde Bestände zu überlassen, ist konsequente Waldpflege und Wiederaufforstung notwendig. Insbesondere in Anbetracht des Klimawandels: „Vor allem Fichtenreinbestände geraten in Bedrängnis, wie die Borkenkäferschäden aufgrund der Trockenheit der letzten Jahre leidvoll vor Augen geführt haben. Das Zauberwort heißt daher: Waldumbau!“, betont Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Stabile und strukturreiche Mischwälder, die zu mindestens 30 Prozent aus Laubbäumen bzw. Tanne und Douglasie bestehen, sind das Ziel.

Trend geht zu ökologisch wertvollen Laubwäldern

Die Wahl der Baumarten und die Genetik der Forstpflanzen sind dabei entscheidend. Anhand der Zahlen der geförderten Aufforstungen wird ersichtlich, dass sich der Trend zu ökologisch wertvollen Laubwäldern fortsetzt. Baumarten wie Stieleiche, Rotbuche oder Bergahorn führen die Laubholzstatistik an. Aber auch die wirtschaftlich notwendigen Nadelhölzer wie Tanne, Lärche und Douglasie wurden vermehrt gepflanzt.

Einen wesentlichen Anreiz leisten hierbei die vom Landesforstdienst abgewickelten forstlichen Förderungen. Diese sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen (siehe Grafik Förderanträge). „Mit 20 Millionen Euro an Landesmitteln wurden in den letzten fünf Jahren 15 Millionen Bäume gepflanzt“, berichtet Hiegelsberger.

Die zur Aufforstung verwendeten Baumarten (siehe Grafik) bestehen je zur Hälfte aus Laub- und aus Nadelholz. Beim Laubholz führen die Eichenarten mit 20 Prozent die Statistik an, gefolgt von Buche mit 15 Prozent, Bergahorn mit zehn Prozent sowie fünf Prozent an verschiedenen Edellaubhölzern wie Vogelkirsche und Nussbäume. Beim Nadelholz gibt es eine andauernde Verschiebung weg von der reinen Fichte hin zu mehr Vielfalt. Die Verteilung gliedert sich in 15 Prozent Fichte, 15 Prozent Weißtanne, 12 Prozent Lärche und acht Prozent Douglasie. Vor 35 Jahren lag der Anteil der Fichte noch bei circa
90 Prozent.

In den tieferen Lagen ersetzen Tanne, Lärche und Douglasie zunehmend die Fichte und stellen gleichermaßen interessante Wirtschaftsbaumarten dar. Unter den Nadelhölzern weisen sowohl Tanne als auch Douglasie höhere Zuwächse als die Fichte auf und kommen auch besser mit wärmeren und trockeneren Bedingungen zurecht. Durch den auf Bundesebene eingerichteten Waldfonds werden auch Pflegemaßnahmen wie Durchforstungen gefördert.

OÖ ist das Zentrum der Forstpflanzenzucht

Beim laufenden Waldumbau kommt den Forstpflanzenzüchtern eine entscheidende Rolle zu. Das Land ob der Enns hat dabei einen Anteil von circa 40 bis 50 Prozent der österreichweiten Produktion. Schwerpunkte der Branche sind das Innviertel sowie das östliche Mühlviertel, wo die Bäuerlichen Forstpflanzenzüchter mit Obfrau Viktoria Jachs-Kastler (siehe Landsleute unten) ihren Sitz haben. Der Verein erzeugt jährlich knapp 2,5 Millionen Forstpflanzen. „Ein wesentlicher Kundenkreis sind bäuerliche Waldbesitzer, aber auch Forstverwaltungen, Genossenschaften oder andere Baumschulen“, erklärt Jachs-Kastler.

Dem Verband der österreichischen Forstbaumschulen steht Hannes Gadermair vor, dessen Betrieb im Innviertel produziert. Die Produktion der für die Wiederbewaldung der großen Kahlflächen benötigten Jungpflanzen fordere die gesamte Branche. „Bäume sind an das herrschende Klima ihrer Lebensräume optimal angepasst und tun sich mit dem aktuell sehr rasch voranschreitenden Klimawandel schwer. Um ein optimales Wachstum auch in den kommenden Jahrzehnten zu erreichen, gilt es neben der Änderung der Baumartenzusammensetzung auch die Genetik der Bäumchen an das zukünftige Klima anzupassen. Dazu werden Herkünfte aus wärmeren Gebieten verwendet“, erklärt Gadermair.

Der Einfluss der Genetik auf das Wachstum der Bäume werde oft unterschätzt. Ein fachgerecht gepflanzter Baum wächst meistens auch, doch kann er das vorhandene Standorts-potential auch optimal nutzen? Passen Bodentyp und klimatische Bedingungen zu den Standortansprüchen seiner Gene? Ein Vergleich von Weißtannenherkünften aus Österreich (Hausruck und Gosau) mit Herkünften aus Süditalien habe gezeigt, dass die Bäume aus den Süden jetzt schon deutlich besser wachsen als die einheimischen. Durch den Klimawandel werde sich diese Tendenz noch verstärken.

- Bildquellen -

  • Jachs Kastler Hiegelsberger Gadermair Im Fostlichen Versuchsgarten St.Fl…: Land OÖ
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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