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Landesforstdirektor Josef Fuchs

Herr Landesforstdirektor, immer mehr Menschen erkennen die Wertigkeit des heimischen Waldes. Was sind die wesentlichsten Funktionen?

FUCHS: Unsere Wälder bedecken 41 Prozent der Landesfläche und sind die Visitenkarte Tirols. Sie sind wertvoller Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen und haben darüber hinaus eine wesentliche Bedeutung für die Luft-, Wasser- und Klimaregulation sowie die Biodiversität. Die Aufgaben reichen vom nachhaltigen Schutz vor Naturgefahren und die wirksame Sicherung unseres Lebensraumes bis hin zum Wirtschafts- und Erholungsraum für Einheimische und Touristen.

 

Die heimische Forstwirtschaft durchlebt turbulente Zeiten, was sind die derzeit größten Herausforderungen?

FUCHS: Unser Wald ist Einkommensquelle und Arbeitsplatz und bietet gleichzeitig Schutz und Erholung. Eine wesentliche Herausforderung liegt also im Ausbalancieren des Naturraummanagements, damit die Koexistenz von Wirtschaften und Freizeitnutzung auch in Zukunft möglich bleibt. Darüber hinaus stellt sicherlich der Klimawandel eine große Aufgabe dar. Tirols Waldeigentümer mussten in den vergangenen Jahren einen außergewöhnlich hohen Wertverlust durch Windwurf, Schneebruch, Muren sowie Käferbefall und pandemie- und schadholzbedingten Einbruch der Holzmärkte hinnehmen.

 

Was sind die derzeitigen Ziele, um die heimische Waldwirtschaft zukunftsfit zu gestalten?

FUCHS: Auf sämtliche Ereignisse wurde in den vergangenen Jahren in Tirol sehr rasch reagiert, um eben die Waldbewirtschaftung gewährleisten zu können und Wälder zukunftsfähig zu gestalten. Unser Ziel muss sein, dass die Arbeit im Wald kein Minusgeschäft wird und insbesondere die Schutzfunktion und Klimafitness aufrechterhalten bleibt. Mit dem Waldfonds von Bundesministerin Köstinger stehen Tirol zusätzlich zu den bestehenden Förderungen und dem Tiroler Forstpaket 20,7 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass die Menschen Erholung und Ausgleich in der Natur suchen und auch hier versuchen wir vom Landesforstdienst aus, Lenkungsmaßnahmen auszubauen und die Besucherströme weiterhin zu regulieren – eine ganz wesentliche Aufgabe, um Nutzungskonflikte bestmöglich zu vermeiden.

 

Was braucht es Ihrer Ansicht nach, damit all diese Aufgaben unter einen Hut gebracht werden können?

FUCHS: Die Arbeit im Wald gewinnt an Bedeutung. Die Anforderungen an unsere Wälder steigen. Gerade in den Bereichen Katastrophen- und Naturraummanagement kommen wir an unsere Grenzen. Damit wir die anstehenden Herausforderungen weiterhin kompetent und souverän meistern können, müssen wir als Forstpersonal verstärkt über Gemeinde- und Bezirksgrenzen hinweg flexibel und kompetenzorientiert zusammenarbeiten. Mit der Waldstrategie 2030 haben wir eine Leitlinie für die künftige Struktur und die Handlungsfelder des Tiroler Forstdienstes erarbeitet. Jetzt gilt es diese zum Wohle unserer WaldbesitzerInnen rasch umzusetzen. Unser Ziel muss sein, weiterhin auf unseren Wald zu schauen und die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen. Wir werden unsere WaldbesitzerInnen weiterhin bestmöglich unterstützen, damit unser Wald seine vielfältigen Funktionen auch in Zukunft erfüllen kann. 

 

Vielen Dank für das Gespräch!

- Bildquellen -

  • Forstarbeiter Schadholz 1 ID91407: agrarfoto.com
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AUTORred. HP
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