Die Bauern sind gut versorgt, momentan ist es ruhig. So oder so ähnlich resümieren Agrarhändler landauf, landab auf die Frage, wie die Geschäfte mit Heu und Silagen in der heurigen Saison laufen. „Aus den ersten beiden Schnitten konnte Heu in ausgiebiger Menge eingefahren werden“, erklärt Martin Schildböck, Marktexperte der LK Niederösterreich. Dem tat auch die regionale Trockenheit im Juli keinen Abbruch. „Da und dort mag zwar Ende Juli ein Schnitt ausgefallen sein“, so Schildböck, aber „im Durchschnitt sind die Lager gut gefüllt.“
Kaum gesunkene Preise
Reichlich Angebot und verhaltene Nachfrage, all das würde eigentlich auf einen Preisverfall schließen lassen. Doch weit gefehlt: „Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise stabil oder leicht rückläufig“, weiß Schildböck. Grund dafür seien die nach wie vor hohen Bringungskosten des Ernteguts. In Niederösterreich sind derzeit ab Hof jedenfalls 150 bis 170 Euro je Tonne Heu in Großballen zu erlösen, Rundballensilage wechselt für 32 bis 40 Euro pro Stück den Besitzer. Zugestellte Ware schlägt sich im Einkauf mit 200 bis 230 Euro zu Buche. Der Handel in Oberösterreich nennt indes 180 bis 200 Euro je Tonne plus Zustellungskosten bei Heu als Größenordnung.
Herausfordernde Ernte
Einen Grund für das stagnierende Preisniveau macht Markus Derler, selbst Agrarhändler in der Oststeiermark, in der herausfordernden Witterung zur Erntezeit aus: „Heu in guter Qualität ist daher auch heuer gefragt.“ Zu einem ähnlichen Schluss kommt LK Steiermark-Betriebswirtschaftsreferent Robert Schöttel: „Menge ist ausreichend vorhanden.“ Aber: „Die Futterqualität ist heuer das Problem.“ Entsprechend seien auch in der Steiermark derzeit für Heu in Quaderballen ab Hof 180 bis 240 Euro je Tonne zu erlösen. Grassilageballen würden je nach Durchmesser mit einem Stückpreis von 37 bis 46 Euro gehandelt. Der Handel meldet hier jedoch de facto keine Nachfrage. „Wohl wegen des niedrigeren Milchpreises und der guten Erträge“, mutmaßt Markus Derler. Welche Auswirkungen die jüngsten Unwetterereignisse auf den steirischen Markt haben werden, vermag Betriebswirt Schöttel indes noch nicht abzuschätzen.
„Heu in guter Qualität ist auch heuer gefragt.“
Im von Hochwasser, Muren und Hagelschlag heuer besonders betroffenen Bundesland Kärnten äußern sich Branchenkenner ähnlich wie ihre steirischen Kollegen. „Vor dem Hochwasser war eigentlich ausreichend Futter vorhanden“ berichtet etwa Hans Egger, Grünlandberater der LK in Klagenfurt. Auch im Süden wird Heu derzeit zugweise für 270 Euro je Tonne in etwa auf Vorjahresniveau vermarktet – „trotz mäßiger Nachfrage“, wie Agrarhändler Thomas Schlintl einräumt.
Selbst im in den Vorjahren dürregeplagten Tirol zeigt man sich zufrieden, zumindest was die Erntemengen betrifft. „Die schwierigen Erntebedingungen führten teils nur zu mäßigen Qualitäten“, sagt der Fütterungsreferent der LK Tirol, Sebastian Ortner. Bedarf habe man aber trotzdem. „Denn importiert wird in Tirol immer.“
Strohpreisentwicklung vorerst ungewiss
Dies trifft traditionell auch auf den Strohbedarf im Westen zu. Hier zeigt sich Ortner – stellvertretend für die Tiroler Bauern – zufrieden: „Uns erreicht Top-Ware aus Bayern und Oberösterreich.“ Angesprochen auf die Wetterkapriolen der vergangenen Woche und deren mögliche Auswirkungen auf die Strohverfügbarkeit gibt sich der Fachmann gelassen: „Wir vertrauen darauf, dass sich die Händler bereits eingedeckt haben.“
Das kann der Innviertler Agrarhändler und Lohnunternehmer Klaus Freund, der auch nach Tirol liefert, bestätigen: „95 Prozent des Strohs sind bereits geborgen.“ Die Versorgungslage in Oberösterreich sei gut, Großballen würden derzeit für 140 Euro je Tonne zuzüglich Zustellung verkauft.
Noch eins drauf legt Marktexperte Schildböck in Niederösterreich. „Überdurchschnittlich gut“ sei dort der Strohertrag. Die Erzeugerpreise sind dementsprechend mit 90 bis 120 Euro pro Tonne im Großballen zu beziffern. Für zugestellte Ware werden bis zu 190 Euro je Tonne erlöst. Branchenkenner Derler aus der Steiermark mahnt hier indes zur Vorsicht: „Die Strohernte in Niederösterreich und im Burgenland deckt maximal zwei Monate des bundesweiten Bedarfs.“ Entscheidender aus seiner Sicht sei, wie die Ernte in den wichtigen Importländern, allen voran in Ungarn, verläuft. Dort schmälern aktuell ebenfalls Hochwasserschäden die Ertragserwartungen. Deshalb könnte Stroh im heurigen Winter zur Mangelware werden, so Derler. Vorerst melden die steirischen Maschinenringe jedenfalls Strohpreise von 170 bis 240 Euro je Tonne inklusive Zustellung, industriegehäckselte Ware kann bis zu 280 Euro kosten.
„Den Strohpreis wird heuer der Import bestimmen“
Ähnlich besorgt wie Derler gibt sich die Branche in Kärnten. „Den Strohpreis wird heuer der Import bestimmen“, meint ein dortiger Händler. Denn im Süden ist nach wie vor nicht das gesamte Getreide geerntet. Kammerexperte Egger: „Fraglich ist, was nach den Unwettern überhaupt noch geerntet werden kann.“ Aus dem Handel werden unterdessen Tonnenpreise von 160 bis 240 Euro bei zugweiser Abnahme genannt. Ob der unsicheren Lage geht Agrarhändler Schlintl aus Kappel am Krappfeld von eher knapper Versorgung aus: „Bis zum Frühjahr ist mit einer Preissteigerung zu rechnen.“
- Bildquellen -
- Heurundballen: agrarfoto.com