Erstmalig wurde die „Aviäre Influenza“ (AI) Ende März auf zwei Farmen in den beiden US-Bundesstaaten Kansas und Texas nachgewiesen. Die Milch der erkrankten Kühe sei dickflüssig und verfärbt gewesen, teilte das US-Agrarministerium (USDA) mit. Möglicher Auslöser für die Ansteckung könnten verendete Wildvögel auf den Flächen der betroffenen Betriebe gewesen sein. Seither wurde das Virus des Subtyps H5N1 in 29 Rinderherden in acht Staaten nachgewiesen. Hotspot sei laut USDA weiterhin Texas mit zehn infizierten Herden. Aber auch in den nordöstlichen Staaten, nämlich in North Carolina und Ohio, wurden Fälle dokumentiert. Dennoch hat das USDA bis Redaktionsschluss keine Quarantänemaßnahmen verhängt, rät aber vor allem Rinderhaltern zur Vorsicht.
Ein Mitarbeiter einer Farm in Texas hatte sich unterdessen bereits Ende März mit dem Virus infiziert und litt unter milden Symptomen, wie der texanische Gesundheitsdienst mitteilte. Die Person stand in direktem Kontakt zu erkrankten Tieren. Hauptsymptom war laut den Behörden eine Augenentzündung. Trotz des Falls werde das AI-Risiko für die Öffentlichkeit weiterhin als niedrig eingestuft, teilte man mit. Weltweit gab es bereits Vogelgrippeinfektionen bei Menschen, vor allem aber bei Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel. Sich bei Säugetieren anzustecken, galt bisher – auch unter europäischen Experten – als „unwahrscheinlich“.
Nachweis in Rohmilch
In Kansas wurden Vogelgrippeviren – ebenfalls schon Ende März – auch in klinischen Milchproben nachgewiesen. Die Milch stammte von positiv getesteten Rindern. Derzeit bestehen keine Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Milchversorgung, erklärte das USDA dennoch. Auch für die Gesundheit der Verbraucher bestünde keinerlei Risiko. Denn Molkereien seien verpflichtet, nur Milch von gesunden Tieren zur Verarbeitung für den menschlichen Verzehr weiterzuleiten. Milch von betroffenen Tieren werde entsorgt, beruhigte das Agrarressort. Für den zwischenstaatlichen Handel sei außerdem nur pasteurisierte Milch zugelassen, in der Grippeviren (wie auch Bakterien) „inaktiviert“ seien.
WHO rät zu pasteurisierter Milch
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erneuerte anlässlich des Nachweises dennoch die bestehende Empfehlung, stets pasteurisierte statt rohe Milchprodukte zu konsumieren. Wenqing Zhang, Leiterin des WHO-Influenza- Programms, dazu gegenüber Dow Jones News: „Bei den aktuellen Ausbrüchen wurden Übertragungen von Vögeln auf Kühe, von Kühen auf Kühe und von Kühen auf Vögel registriert, was darauf hindeutet, dass das Virus möglicherweise andere Übertragungswege gefunden hat, als wir bisher angenommen haben.“
Erstmalig trat die Vogelgrippe übrigens 1996 auf, seit 2020 häufen sich die Fälle, zuletzt auch in Österreich. Von Oktober 2023 bis April des heurigen Jahres wurde hierzulande in insgesamt vier Geflügelhaltungen (ein Tierpark und drei Hobbyhaltungen) Geflügelpest festgestellt. In allen Bundesländern, mit Ausnahme Salzburgs, wurde der Erreger auch bei Wildvögeln gefunden. Da sich in den vergangenen Wochen die Situation europaweit und auch in Österreich verbessert hat, wurden mit 18. April alle Gebiete mit stark erhöhtem Geflügelpest-Risiko von der AGES aufgehoben. Geflügelhalter sollten dennoch auf die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen achten und Kontakt zwischen Hausgeflügel und Wildvögeln verhindern. Bei Symptomen in den Beständen ist jedenfalls ein Tierarzt zuzuziehen, um Vogelgrippe auszuschließen. Tot aufgefundene Greif- und Wasservögel sind dem Amtstierarzt zu melden und dürfen nicht berührt werden.
Der monatlich erscheinende Tierseuchenradar der AGES bietet Interessierten die Möglichkeit, sich über die internationale Lage und Verbreitung der Vogelgrippe zu informieren.
- Bildquellen -
- Milchvieh in den USA: ILIA- STOCK.ADOBE.COM