Unterstützung für die Schweiz: Antrag auf Abänderung der Wolfs-Richtlinien

Die Schweiz plädiert auf einen zeitgemäßen Umgang mit den Großraubtieren in der Berner Konvention. Der Tiroler Bauernbund unterstützt die Schweizer in ihren Bestrebungen, den Schutzstatus des Wolfes abzusenken.

Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl und Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler mit der Resolution.

Die Schweizerische Eidgenossenschaft stellt mit Schreiben an den Generalsekretär des Europarates einen Antrag auf Änderung des Wolfsschutzstatus auf Ebene der Berner Konvention. Die Mitglieder der Bundesvorstehung des Tiroler Bauernbundes haben sich in ihrer Sitzung am Montag dieser Woche einstimmig darauf geeinigt, dieses wichtige, für den Fortbestand der alpinen Alm- und Weidewirtschaft essenzielle Vorhaben des Nachbarlandes vollinhaltlich zu unterstützen.

„Ende November soll über den Antrag der Schweizer Regierung abgestimmt werden. Bei dieser Abstimmung auf EU-Ebene wird Österreich von zwei Vertretern repräsentiert: Umweltministerin Leonore Gewessler und Jürgen Czernohorszky (Anm. d. Redaktion: Amtsführender Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal, Stadt Wien; SPÖ). Der Tiroler Bauernbund wird seine unterstützende Resolution nicht nur an die zuständigen Stellen auf EU-Ebene weitergeben, sondern auch an LHStv. Georg Dornauer – mit dem klaren Auftrag, seinem Parteikollegen Czernohorszky in Wien die Tiroler und Schweizer Position zu vermitteln und die Dringlichkeit unseres Anliegens begreiflich zu machen“, erklärt Raggl.

Management gegen Ausbreitung

„Die Abänderung des Schutzstatus auf der Ebene der Berner Konvention wäre ein erster wichtiger Schritt den Status des Schutzes des Wolfes auf internationaler Ebene zu harmonisieren und den notwendigen Spielraum zu geben, die explosionsartige Zunahme der Wölfe zu steuern“, begründet Bauernbunddirektor Peter Raggl die Entscheidung. In sämtlichen Staaten in Europa nehme der Wolfsbestand sehr stark zu. „Keinesfalls ist mittlerweile der Bestand der Wölfe in Europa vom Aussterben bedroht.“

Zusammenhängend mit der Zunahme des Wolfsbestandes nimmt die Zahl an gerissenen und getöteten landwirtschaftlichen Nutztieren stark zu. „Beispielsweise verzeichnete allein ein Land wie Frankreich über 11.000 gerissene Weidetiere und gibt gleichzeitig sehr viel Geld für Herdenschutz aus, der aber offensichtlich überhaupt nicht den gewünschten Erfolg bringt“, vergleicht Raggl.

Schutz der Almwirtschaft

Besonders dramatisch zeichnet sich die Situation in den Ländern des Alpenraumes ab. In diesen Regionen trägt vor allem die Alpung und Beweidung einen beträchtlichen Teil zur Wahrung der alpenländischen Kulturlandschaft mit ihren Alm- und Alpflächen bei. „Diese traditionelle Weidetierhaltung erfüllt in höchstem Maße auch Ansprüche der Verbraucherinnen und Verbraucher an das Tierwohl, an Lebensmittelsicherheit und an die Bewahrung der Heimat. Insbesondere in Bayern, Österreich, der Schweiz und Südtirol hat die Weide- und Almwirtschaft einen enormen Stellenwert und ist durch die extreme Zunahme von Wölfen ernsthaft in Gefahr“, spricht sich auch Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler für den Schutz der Almwirtschaft aus: „Es kann uns nur gemeinsam gelingen, den Schutz der Berglandwirtschaft sowie den Erhalt der bäuerlichen Weide-, Freiland- und kombinierten Stallhaltung gerade im Alpenraum sicherzustellen. Angesichts dieser massiven Bedrohung, insbesondere durch den Wolf, werden bereits in einigen Regionen keine Weidetiere mehr aufgetrieben und in den Tälern die Stalltüren ein für alle Mal geschlossen.“

Grenzenloser Schulterschluss

„Vor diesem Hintergrund unterstützt die Bundesvorstehung des Tiroler Bauernbundes das Vorhaben der Kollegen aus der Schweiz nach Änderung des Wolfsschutzstatus auf Ebene der Berner Konvention und fordert darüber hinaus dringend die zuständigen Vertreter im Europarat, im Europäischen Parlament und in der Europäischen Kommission dazu auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen und richtig zu bewerten. Der Schutzstatus des Wolfes muss auch in der FFH-Richtlinie rasch herabgesenkt werden, damit in den einzelnen EU-Staaten vorausblickend und verantwortungsbewusst die Entwicklung der Wolfspopulationen europaweit reguliert werden kann, ehe es zu spät ist. Nur mit der Etablierung eines aktiven und wirkungsvollen Wolfsmanagements wird es uns gelingen, den Wolfsbestand auf ein verträgliches Ausmaß zu reduzieren und aus nicht schützbaren Bereichen zurückzudrängen. Gerade im alpinen Gelände muss auch zukünftig eine nachhaltige Nutztierhaltung mit herkömmlichen Methoden und ohne die Notwendigkeit praktisch nicht machbarer und schon gar nicht finanzierbarer Schutzmaßnahmen möglich sein. Es ist dringend notwendig, den Erhaltungszustand der Wolfspopulation im gesamten europäischen Raum entsprechend der stark steigenden Wolfszahlen neu zu definieren und darauf aufbauend den Schutzstatus abzusenken“, schließt Raggl.

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AUTORRed. HP
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