„Unsere Schweine fühlen sich hier einfach sauwohl“

Familie Seiser hat einen neuen Bio-Tierwohl-Stall in Holzbauweise errichtet. Die BauernZeitung war vor Ort und hat mit dem Betriebsführer über seine bisherigen Erfahrungen damit gesprochen.

Biobauer Andreas Seiser ist von seinem neuen Tierwohl-Schweinestall vollends überzeugt.

„Ich wollte immer Bauer sein“, erzählt Andreas Seiser während seines täglichen Kontrollgangs im neuen Bio-Tierwohl-Stall. Seit 2011 bewirtschaftet der ehemalige Bankangestellte den elterlichen Betrieb mit den Schwerpunkten Ackerbau und Schweinezucht in Ternitz (NÖ) gemeinsam mit seiner Familie in dritter Generation. Die Umstellung auf Bio erfolgte bereits 2002, als sein Vater den Hof noch bewirtschaftete – aber auch hier sei bereits der Sohnemann und damals künftige Hofnachfolger treibende Kraft dafür gewesen: „Konventionell habe ich für uns keine Zukunft mehr gesehen“, so Seiser.

In der 20-jährigen „Pionierphase“, mit den damals gängigen FAT-2-Buchten, habe man auch viel Lehrgeld bezahlt. „Den Tieren ist es im alten Stall nicht wirklich gut gegangen. Für Geburten herrschten einfach keine optimalen Bedingungen. Wir hatten viele Ausfälle, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Das Grundkonzept hat einfach nicht gepasst und so hat es auch keine Freude mehr gemacht.“

„WelCon-Buchten“ im Fertigteilstall

Vergangenes Jahr folgte dann der Entschluss für den Neubau eines TierwohlStalls. Beim Bau entschied man sich für die Systemlösung der Firma Bayer Bau gemeinsam mit der Firma Schauer Agrotronic. „Durch den Fertigteilbau waren alle Positionen bereits im Voraus genau kalkulierbar und von Anfang bis Ende eine klare Kostenstruktur gegeben. Für uns als Bauherren war die Abwicklung unkompliziert und nervenschonend“, berichtet Seiser über die Beweggründe sowie die nur viermonatige Bauzeit.

Das Stallgebäude wurde mit massiven Holzbauelementen errichtet, was neben der Nachhaltigkeit (positive CO2-Bilanz) noch weitere Vorteile biete: „Gute Planbarkeit, genaue Passform, schnelle Bauzeit und positive Auswirkungen auf das Stallklima – denn ab einer gewissen Kubatur erwärmt und kühlt sich der Stall von selber“, weiß Helmut Graf von Bayer Bau.

Verbaut wurden insgesamt 25 neue „WelCon“-Abferkelbuchten, bei denen die Funktionsbereiche Fressen, Liegen und Misten voneinander klar getrennt sind. Die Sauen gelangen durch Türen vom Fressplatz über den Liegeplatz zum Auslauf. Da das Wasser nur im Außenbereich angeboten wird (die Tränken sind frostfrei verlegt), gehen die Sauen zum Saufen und Misten in den Auslauf. Die Schwenkgitter erleichtern die Entmistungsarbeit, die mit dem Hoftrac durchgeführt wird. 

Strohmatic: Entstaubtes Stroh wird täglich frisch eingestreut.

Arbeitswirtschaftliche Optimierung erfolgte auch durch den Einbau der „Strohmatic-Anlage“ für die vollautomatisierte Einstreu. Die Strohballen werden aufgelöst, gehäckselt und entstaubt. „Das spart Zeit und verbessert das Stallklima“, so Karl-Heinz Denk von der Firma Schauer Agrotronic. Die mittlerweile 20 Jahre alte „Spotmix“-Fütterung wurde generalüberholt und an den neuen Abferkelstall angeschlossen. Alle Routinearbeiten können zudem vom Gang aus durchgeführt werden. Damit ist die manuelle Arbeit im Stall stark reduziert.

Der Altbauer kontrolliert den Häcksler der Strohmatic.

10,9 statt 8,5 Ferkel pro Wurf

„Wir wollten für unsere Tiere optimale Haltungsbedingungen schaffen und bestmögliche biologische Leistung erzielen“, so der Betriebsführer. Anhand des Verhaltens sehe er, dass sich die Tiere – auch in den kalten Wintermonaten – einfach „sauwohl“ fühlen. „Als Landwirt habe ich das Gefühl, dass es den Tieren hier wirklich gut geht und das ist für mich das Allerwichtigste“, so Seiser.

Durch das neue System gebe es keinen Zug und keine Kälte und das führe dazu, dass die Ferkel auch viel gesünder und vitaler sind – in weiterer Folge auch zu einem besseren Wohlbefinden der Muttersau und weniger Ausfällen durch Erdrücken. In Zahlen lässt sich das so ausdrücken: Der durchschnittliche Wurf pro Sau konnte von früher 8,5 auf 10,9 gesteigert werden. „Ich bin hochzufrieden mit dem neuen System und würde es sofort genau so wieder bauen.“

 

Frisches Raufutter über Raufen im Auslaufbereich

Freilandschweine für Direktvertrieb

Nach circa drei Wochen im Abferkelstall kommen die Sauen mit den Ferkeln in Gruppensäugebuchten, wo sie weitere vier Wochen bis zum Absetzen verbleiben. Hier werden die Ferkel schon zusätzlich mit (hofeigenem) Kraftfutter gefüttert. Vermarktet werden die Tierwohl-Ferkel über Bio Schwein Austria.

Zudem werden am Betrieb seit sechs Jahren auch Freilandschweine gehalten, die direktvermarktet werden. Kunden können über den Online-Shop www.biohof-seiser.at bestellen und die Zustellung von Graz bis Wien übernimmt Andreas Seiser höchstpersönlich: „Die Konsumenten wollen sehen wie produziert wird. Ich bin überzeugt, dass bestmögliches Tun am Ende des Tages auch honoriert wird.“

 

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  • DSC 5958 Web: BZ/Mursch-Edlmayr
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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