Und Minister Anschober bewegt sich doch

Konsumentenschutzminister Rudolf Anschober hat in der Karwoche endlich seinen Verordnungsentwurf für eine auch von der Landwirtschaft geforderte transparentere Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln vorgelegt.

Kommt künftig auch die Herkunftskennzeichnung auf Speisekarten im Wirtshaus? FOTO: Ernst Weingartner

Jetzt könne zügig mit der Umsetzung der gesetzlich verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in Österreich, aber auch auf europäischer Ebene begonnen werden. „Das ist zu begrüßen“, freute sich LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger in einer ersten Reaktion. Der dreistufige Vorschlag des Ministers bilde den Inhalt des Regierungsprogramms ab und gehe in Teilen sogar darüber hinaus, wie bei der Einbindung der Gastronomie, so Moosbrugger. Ähnlich sieht das Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger.„Es ist erfreulich und wichtig, dass nun alle Produktgruppen berücksichtigt werden sollen, also Fleisch, Eier und auch Milch. Das hat im ersten Vorschlag noch gefehlt.“ Damit komme man nach langem Stillstand bei der Herkunftskennzeichnung endlich einen wichtigen Schritt weiter, kam von der türkisen Agrarpolitikerin Lob für das Vorhaben des Grünen.
Anschober hat also vor, verpflichtende Herkunftsangaben nicht nur in Kantinen oder öffentlichen Küchen in Schulen, sondern auch „bis hin zu Restaurants und Catering“ umzusetzen. Dieses Vorhaben sieht er mit dem Koalitionsabkommen gedeckt. Die ÖVP sprach bisher davon, dass in der Gastronomie eine Freiwilligkeit bei den Angaben herrschen sollte. Auch im Regierungsprogramm sei die Kennzeichnungspflicht für die Gastronomie bewusst als freiwillige Maßnahme vereinbart worden, erinnerte Köstinger.
Minister Anschober verweist auf „die große Mehrheit in der Bevölkerung, die wissen möchte, was konkret auf den Teller kommt“. Und da gehöre auch die Gastronomie dazu.
Er wähle bewusst „diesen offensiven Weg“, so Anschober. Ohnehin erwarte er noch „viel Abstimmungsbedarf mit Brüssel“. Rückendeckung holte sich Anschober bei der Grünen EU-Parlamentarierin und früheren TV-Köchin Sarah Wiener. Sie sagt: „Eine Herkunftskennzeichnung ist gerade in der Gastronomie einfach zu bewerkstelligen, wenn man frisch und einfach kocht.“
Gar keine Freude mit Anschobers Vorstoß haben indes Mario Pulker, der Obmann des Fachverbandes für Gastronomie in der WK Österreich, und Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger. „Das Regierungsprogramm unterscheidet unserer Ansicht nach zwischen Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. Nur hinsichtlich der Letzteren wird eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung angestrebt.“ Für ihn sei es daher „vollkommen unverständlich, warum von dieser Vereinbarung mitten in der größten Krise der heimischen Gastronomie abgegangen wird“, so Pulker. Und Kurt Egger schäumte: „Kurz vor Ostern muss die seit einem halben Jahr geschlossene Gastronomie erfahren, welche ‚Ostergeschenke‘ der Gesundheitsminister für sie geplant hat. Während der größten Krise der Zweiten Republik hat er nichts Besseres zu tun, als den Unternehmern die nächsten faulen grünen Eier, die nächste Bürokratiefessel ins Osternest zu legen.“
Auch die heimische Nahrungs-
mittelindustrie ist bekanntlich strikt gegen Herkunftsangaben, die über die derzeit gültigen EU-Vorgaben hinausgehen.
Zu kurz greift die „rein geografische Herkunftskennzeichnung“ dagegen für Bio Austria-Obfrau Gertraud Grabmann. Sie geht noch einen Schritt weiter: „Die Konsumentinnen und Konsumenten wollen ganz klar nicht nur wissen, wo, sondern auch wie Lebensmittel erzeugt werden.“ Es sollte also auch ausgewiesen werden, wie Nutztiere gehalten werden und welche Futtermittel sie bekommen.

V.Schmidt/B.Weber

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