Die Delegiertenversammlung des Verbandes landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten Oberösterreich (VLV) war heuer geprägt von der Frage, wie es mit der heimischen Schweineproduktion weitergehe. „Es wird immer schwieriger, dass sich die Jugend bereit erklärt, Schweinebetriebe fortzuführen. Wir müssen den jungen Leuten die Schweinehaltung aber wieder schmackhaft machen“, betonte Markus Brandmayr, Obmann des VLV, in seiner Begrüßungsrede. Denn durch die gesellschaftlichen Anforderungen zum Thema Tierwohl sowie den aktuellen Teuerungen werde es für die Schweinebauern im Land immer schwieriger, kostendeckend zu produzieren.
Ein Jahr, viele Sitzungen und Diskussionen zum Tierwohl
„Das Tierschutzvolksbegehren hat uns im vergangenen Jahr nicht locker gelassen. Es brauchte viele Sitzungen und Zusammenkünfte“, ließ Brandmayr das vergangene Jahr Revue passieren. Dabei konnte man seitens der Landesrätin Michaela Langer-Weninger, des Bauernbundes und der Landwirtschaftskammer Oberösterreich immer auf volle Unterstützung zählen.
Doch auch für den VLV-Ferkelring sei die aktuelle Lage nicht gerade einfach. Zwar beobachte man eine sehr erfreuliche Entwicklung beim Leistungsvermögen der heimischen Betriebe und durchschnittliche Notierungspreise – doch zu völlig anderen Produktionskosten. Darüber hinaus liege der durchschnittliche Deckungsbeitrag je Ferkel derzeit bei nur zehn Euro. So sei der Grad zur völligen Verunsicherung seitens der Landwirte schmal. Weiters stehe die Schweinehaltung seit Ende der Begutachtung des Tierschutzgesetztes unter massiver medialer Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit dem Bauernbund habe der VLV den Tierschutzinteressenvertretern aber klar gemacht, dass keine weiteren Änderungen der bisherigen begutachteten Novellierung des Tierschutzgesetzes möglich seien. Mit einer Ausnahme: „Wir können mit einem Auslaufdatum für Vollspaltenböden bis Ende 2039 leben, doch nur unter der Voraussetzung, dass ab dann Öko-Spaltenböden erlaubt sind“, betonte Verbandsgeschäftsführer Johann Schlederer. „Wir hoffen aber, dass das bisherige geschnürte Paket hält“,
ergänzte Johann Stinglmayr, Geschäftsführer des VLV-Ferkelringes.
Heimische Produktion sinkt: Spanien ist auf Überholspur
Bei den Basispreisen nehme man derzeit einen Aufwärtstrend wahr. Diese würden aber aufgrund der Inflation nicht ausreichen. Derzeit liege der Preis bei den Mastschweinen bei 1,84 Euro pro Kilogramm. Wenn man das vergangene Jahr betrachte, seien die Preise im Vergleich zu Ländern wie etwa Bayern trotzdem sehr gut. Generell habe Spanien Deutschland bezüglich der Schweinefleischproduktion überholt. Dort seien NGOs kaum präsent. Hinter den dortigen Betrieben würden häufig große Konzerne stecken. Darüber hinaus hole Spanien drei Viertel der Futtermittel aus Übersee. Österreich weise hingegen einen Rückgang der Produktion auf, doch auch der Fleischkonsum sei hierzulande rückläufig.
„Schweinehaltung-Masterplan“ ist die Zukunftsstrategie
Um die heimische Produktion zu sichern, sei es jetzt wichtig, junge Schweinebauern zu vernetzen: „Wir organisieren viele Info-Veranstaltungen“, so Simon Kneißl von den „Jungen Veredlern“, die bereits 375 Mitglieder zählen und über Whatsapp-Gruppen kommunizieren. Darüber hinaus habe man mit dem „Masterplan-Schweinehaltung“ (siehe Seite 9) ein gutes Zukunftskonzept entwickelt. So müssten Tierwohlprogramme auch in Zukunft auf Freiwilligkeit basieren.
Schlederer konnte weiters eine positive finanzielle Bilanz des VLV ziehen, die nach Abzug der Steuern ein Plus von mehr als 126.000 Euro ergab. Der Erfolg – zu dem auch Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger, Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner und Bundesrätin Johanna Miesenberger gratulierten – zeige, dass es sich weiterhin lohne gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Darüber hinaus freute sich der VLV im Jahr 2021 über eine ganz besonderes Ereignis. „Gustino“ bekam den „Lukullus-Preis“ der AMA für die Verdienste in der Fleisch- und Wurstbranche verliehen.
- Bildquellen -
- VLV-Versammlung: BZ - Anna Sophie Luegmair