Herr Landwirtschaftskammerpräsident, was ist Ihre Meinung zum Tierwohl-Paket?

Quelle: Tanja Cammerlander
LK-Präsident NR Josef Hechenberger

HECHENBERGER: Ihre Tiere sind den Bäuerinnen und Bauern das größte Anliegen. Nur vitale und gesunde Tiere bringen für den Betrieb einen wirtschaftlichen Mehrwert. Daher ist es äußerst positiv zu bewerten, dass auch der Bund sich mit diesem Thema beschäftigt und zusätzliche finanzielle Mittel für das Tierwohl bereitstellt.

Wichtig ist jedoch, dass mit Augenmaß und Praxistauglichkeit an die Sache herangegangen wird. Schließlich entscheidet nicht die Haltungsform über das Wohl der Tiere, sondern die Tier-Mensch-Beziehung, die besonders in Tirol stark gepflegt wird.

Welche großen Veränderungen kommen mit dem Tierwohlpaket auf die Tiroler Landwirtschaft zu?

HECHENBERGER: Eines vorweg: Die Kombinationshaltung von Rindern bleibt bestehen und ist auch langfristig abgesichert. Das ist für die kleinstrukturierte Tiroler Landwirtschaft extrem wichtig, denn 80 Prozent der Betriebe halten ihre Tiere in dieser Form.

Am Markt nicht mehr gerne gesehen ist Milch aus ständiger Anbindehaltung. Bereits seit 1. Mai nimmt die Tirol Milch diese Milch nur mehr mit Abschlägen entgegen. Doch auch der Konsument fordert ein Ende der Anbindehaltung. Seit 2005 ist diese Haltungsform bereits verboten, bis 2030 läuft die Übergangsfrist aus.

Betonen möchte ich das breite Unterstützungs- und Beratungsangebot, das betroffenen Betriebsführern zur Seite steht und gemeinsam ein Konzept für eine positive Weiterentwicklung der Haltungsform erarbeitet. Klar ist: Wir lassen die Bäuerinnen und Bauern bei diesem großen Schritt nicht alleine.

Im Zuge des Tierwohlpakets werden auch die Auflagen für Kälbertransporte verschärft. Müssen die Bauern mit extremen Maßnahmen wie einem Exportstopp rechnen?

HECHENBERGER: Nein. Kälbertransporte standen in den vergangenen Jahren oft in der Kritik, hier wurden neue Standards festgelegt. Zukünftig dürfen nur mehr Kälber, die das Alter von drei Wochen überschritten haben, für maximal 19 Stunden transportiert werden.

Wichtig für die heimischen Betriebe sind auch hier wieder die Ausnahmen: Innerbetrieblich sowie im Zuge des Almtransports gilt diese Regelung nicht. Tirol ist ein Züchterland und somit sind Tiertransporte nicht wegzudenken. Auch weiterhin werden wir unsere hochwertigen Zuchttiere zu diesem Zweck ins Ausland transportieren können.

Zuletzt möchte ich noch die unermüdliche Arbeit von Stefan Lindner, der sich als Obmann der Rinderzucht Austria (ZAR) federführend am Tierschutz-Paket beteiligt hat, hervorheben.

Vielen Dank für das Gespräch!

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  • ©Tanja Cammerlander 049: Tanja Cammerlander
  • Braunvieh: Agrarfoto.com
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AUTORHannah Pixner
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