Die Hochwasserschutzmaßnahmen sind eines der umstrittensten und dennoch aktuellsten und dringlichsten Themen im Unterinntal. Einen Hoffnungsschimmer sehen manche betroffene Bauern, die ihren Grund für die Retention zur Verfügung stellen müssten, in der nun von LHStv. Josef Geisler angeordnete Untersuchung der Machbarkeit und Wirksamkeit von energiewirtschaftlich genutzten Großrückhaltebecken im alpinen Gebiet.
Grundlagen außer Streit
Grundlage für alle Hochwasserschutzprojekte nicht nur in Tirol, sondern in ganz Österreich ist die bundesweit einheitlich durchgeführte Gefahrenzonenplanung. Darin wird in einem aufwändigen Verfahren unter Zuhilfenahme zahlreicher Daten dargestellt, welche Flächen im Hochwasserfall in welchem Ausmaß betroffen wären. Der „Verein Hochwasserschutz Tirol“ mit seinen Beratern hat die Gefahrenzonenplanung bislang stark angezweifelt. „Bei einem runden Tisch mit Repräsentanten des Vereins und unseren Experten ist es nun gelungen, die Grundlagen außer Streit zu stellen. Die Gefahrenzonenplanung wird nicht mehr infrage gestellt“, bedankt sich LHStv. Josef Geisler für den intensiven Dialog.
Einvernehmen wurde auch darüber hergestellt, dass es im Inntal jedenfalls Maßnahmen und Retentionsräume brauchen wird. Außerdem wurde im Zuge dieser Besprechung vereinbart, die Studie „Alpine Retention“ um ein Modul „Großspeicher zur energiewirtschaftlichen Nutzung und zum Hochwasserschutz“ zu erweitern. Nun soll im Detail untersucht werden, ob zusätzliche Kraftwerksspeicher das Hochwasserrisiko am Inn signifikant senken können und ob diese eine Chance auf Realisierung haben.
Bisherige Erkenntnisse
Bei der von der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie die Bundeswasserbauverwaltung in Auftrag gegeben Studie „Alpine Retention“ hat sich herausgestellt, dass 130 kleinere Retentionsbecken in alpinen Lagen im Hochwasserfall nur eine marginal positive Auswirkung auf den Inn hätten. Die Hochwasserwelle würde lediglich um 1,7 Prozent vermindert. Dass sich dieser Wert mit Großspeichern für den Inn wesentlich erhöhen könnte, bezweifeln renommierte Experten. Exakte Daten wird die neue Studie liefern.
„Ich bin für die Hochlagenretention – aber sie muss wirken und sie muss umsetzbar sein. Und genau das werden wir mit der ergänzenden Studie untersuchen. Euphorie ist aber nicht angebracht “, meint Geisler.
Zwar sei es unbestritten, dass Kraftwerksketten wie im Zillertal einen positiven Effekt auf die Hochwassersituation in den Seitentälern haben, aber auch hier nimmt die Wirkung mit der Entfernung ab. So haben sich etwa die großen Hochwasserereignisse am Inn in den Jahren 1985, 1987 und 2005 alle nach Errichtung der Großspeicher im Zillertal ereignet. Das Zillertal hingegen ist ohne Schäden davongekommen. „Dazu kommt, dass wir schon jetzt mit sehr langen Realisierungszeiten für Kraftwerksvorhaben kämpfen“, ergänzt LHStv. Geisler.
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