Ein typischer burgenländischer Streckhof.

Die Streckhöfe unterscheiden das Burgenland grundlegend von den anderen acht Bundesländern. Aktuell gibt es rund 15.000 Streckhöfe, welche größtenteils Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet und bis in die 1950er-Jahre in ihrer grundlegenden Form neu erbaut wurden.

Die meisten dieser Höfe entstanden aufgrund rein wirtschaftlicher Überlegungen: Durch den neuen Baustil konnte man viele Zuzügler auf kleiner Fläche unterbringen, jeder von ihnen bekam hierarchisch den gleichwertigen Zugang zur Straße. An einem Ende des Ortes stand traditionell die Gemeindekirche, am anderen befand sich das Herrschaftshaus. Dazwischen reihten sich die Streckhöfe aneinander. Von außen ließen sie nicht vermuten, ob darin ein Großbauer, Handwerker oder Taglöhner wohnte. Der Wohlstand wurde vielmehr „hintaus“ durch Zusatzbauwerke ersichtlich. 

Praktisch und zeitlos
Beginnend beim Wohntrakt mit straßenseitiger Stube und Küche streckt sich das Gebäude nach hinten mit bis zu drei Durchgangszimmern, welche meist als Wohnbereich dienen. In weiterer Folge befinden sich Stall-, Scheunen- und Schupfentrakt aneinandergereiht und bilden so die eigentümliche Form der Streckhofarchitektur. Das Konzept der Streckhöfe ist also ein praktisches und zeitloses. Die Elemente der Streckhöfe zeigen, dass es sich um Handarbeit mit Sinn für Nachhaltigkeit und Reparaturvermögen handelt. Es gibt daher vermehrt auch Bestrebungen, Streckhöfe künftig in den Denkmalschutz aufzunehmen, um diese Bauweise zu erhalten. 

Kostengünstiger als auf der grünen Wiese
Die Höfe sind es wert, revitalisiert, saniert und adaptiert zu werden. Die Arbeit an einem Streckhaus gestaltet sich einfach und man kann seiner Kreativität dank der simpel gestalteten Raumaufteilung freien Lauf lassen. Besonders die ehemaligen Stallungen, welche länger bemessen wurden als die Wohnräume, bietet sich für eine kontemporäre, loftartige, sehr offene Nutzung an. Streckhöfe sind Sinnbild für Ursprünglichkeit, Ausgeglichenheit und Genügsamkeit. Besonders ansehnlich wird ein Streckhof, wenn dieser Teil eines Ensembles mit weiteren Häusern dieser Bauart ist. Der Gemeinschaftsnutzen macht Streckhöfe heute wieder attraktiv, zumal auch wegen der Kosten für Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese. 

Trotz preisgünstiger Angebote bei Streckhöfen sollten die Kosten für einen Umbau keinesfalls unterschätzt werden. Bei alten Gebäuden stoßen Renovierer oft auf unerwartete Überraschungen. 

- Bildquellen -

  • : Barbara Michlits
- Werbung -
AUTORBarbara Michlits
Vorheriger ArtikelLandesweit mobile Geflügelschlachtung
Nächster ArtikelÖBB-Nightjet bringt Christbaum nach Brüssel