Stratégie Grains: Ukrainekrieg gefährdet EU-Versorgung mit Ölsaaten und Mais

Bei Sonnenblumenöl stammt die Hälfte der weltweiten Exporte aus der Ukraine.

Die russische Invasion in die Ukraine wird in der EU vor allem bei bei Sonnenblumen und Mais zu Versorgungsengpässen führen. Auch weltweit kommen die Getreide- und Ölsaatenmärkte in arge Turbulenzen, so die wesentlichen Schlussfolgerungen einer Analyse des französischen Marktinfo-Portals Stratégie Grains.

Extreme Preisschwankungen

Wie Stratégie Grains Geschäftsführerin Andrée Defois in einer Mitteilung des Unternehmens betonte, hat der Konflikt weltweit wirtschaftliche Schockwellen zur Folge. Zunächst wurde dies bereits durch eine massive Volatilität auf den Agrarrohstoffmärkten spürbar. Die täglichen Kursschwankungen insbesondere bei Getreide übertreffen alles bisher Dagewesene. Für die nächsten Monate sind zudem erhebliche Versorgungsengpässe bei Sonnenblumenöl sowie bei Weizen und Mais zu erwarten.

Markterschütterung bei Sonnenblumenöl

Die größte Markterschütterung sieht Stratégie Grains bei Sonnenblumenöl. Allein die Ukraine sei hier für etwa 50 % der weltweiten Exporte verantwortlich; zusammen mit Russland sind 80 % der weltweiten Exporte betroffen. Defois: „Es gibt buchstäblich kein anderes Land, das die Mengen aus der Schwarzmeerregion ersetzen könnte.“
Offen ist zudem die Frage, was mit den immer noch großen Lagervorräten an Sonnenblumen geschieht. Defois: „Wenn die Ukraine nicht in der Lage ist, diese Mengen zu verarbeiten und Sonnenöl aus dem Land zu exportieren, werden viele Länder, insbesondere die EU, Indien und China, definitiv ihren Verbrauch reduzieren müssen.“

14 Millionen Tonnen Weizen sind nicht zu ersetzen

Auch die Getreidesituation bewertet Stratégie Grains als „recht angespannt“. Bei Weizen machen die Ukraine und Russland zusammen 30 % der weltweiten Exporte aus. Für das laufende Wirtschaftsjahr bis Ende Juni, so Defois, seien weitere 8 bis 9 Millionen Tonnen Weizen aus Russland und 5 Millionen aus der Ukraine erwartet worden. Sollte dieser Weizen für den Weltmarkt ausfallen, so könnten etwa Länder wie Australien, Indien und Teile Europas größere Mengen liefern, in Summe werde man aber nicht in der Lage sein, in so kurzer Zeit etwa 14 Millionen Tonnen Weizen zu ersetzen. Verschärft wird die Angebotssituation durch Trockenheit in Nordamerika, weshalb alternative Lieferungen aus Kanada oder den USA nicht verfügbar sein werden. Defois’ Schlussfolgerung für den Weizenmarkt: „Die Verbraucher müssen den Verbrauch reduzieren und vermutlich auf die nächste Saison warten. Mit Ausnahme von Amerika wird fast die ganze Welt betroffen sein.“

Sehr scharfe Auswirkungen bei Mais

Bei Mais liefert die Ukraine fast 20 % der weltweiten Exporte. Für 2022 wurde erwartet, dass die Ukraine eine besonders wichtige Rolle auf dem Maismarkt spielen wird. Von den 33 Mio. Tonnen, die in diesem Wirtschaftsjahr exportiert werden sollten, dürften noch etwa 13 Mio. Tonnen im Land lagern, das ist ungefähr die Hälfte der für die EU bestimmten Exportmenge. Wenn diese Lieferungen komplett entfallen, dann werden die Auswirkungen auf die EU „sehr scharf“ sein, so Defois.

Internationale Ausschreibungen als Indikator

Das „Worst-Case-Szenario“ sei aber nicht unbedingt am hilfreichsten für eine Entscheidungsfindung, so Defois, denn noch bestehe die Hoffnung, dass die Exporte aus der Ukraine und aus Russland nicht mit sofortiger Wirkung und dauerhaft vollständig versiegen. Der internationale Getreidehandel sei nun aber gefordert, Schiffe, Mengen, Abfahrt und Ankunft am erwarteten Zielort für eine Vielzahl von Rohstoffen zu verfolgen. Ein wichtiger Indikator für die Situation auf den Märkten seien auch die bevorstehenden Ausschreibungen. Beispielsweise musste Ägypten eine Ausschreibung für Weichweizen seit der russischen Invasion zweimal verschieben, es wird aber erwartet, dass der Tender bald wieder eröffnet wird.

strategie-grains.com

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AUTORH.M.
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