Stoppelbearbeitung – ja, aber wie?

Unmittelbar bei der Getreideernte müssen die Vorkehrungen für eine optimale Entwicklung der Folgekulturen geschaffen werden. Thomas Wallner von der Boden.Wasser.Schutz.Beratung erklärt, warum die richtige Bearbeitung der Ernterückstände und Getreidestoppeln dabei Grundvoraussetzung für den Erfolg sind.

Grundsatz: Die Stoppelbearbeitung sollte niemals zu tief durchgeführt werden. Copyright: BWSB

Zunächst gilt es, eine gleichmäßige Verteilung von Stroh und Spreu auf der Fläche zu erreichen. Kurze Häcksellängen des Strohs sowie ein hoher Spleißgrad der Häcksel sind für einen raschen mikrobiellen Abbau notwendig. Daher sollten nur optimal gewartete Häckselmesser verwendet werden. Auf die richtige Einstellung der Leitbleche – je nach Hanglage bzw. Seitenwind – ist zu achten.
Strohhaufen müssen auseinandergezogen und die Ernterückstände gleichmäßig verteilt sein, bevor sie mit Erde vermischt werden. Einmal in den Boden eingearbeitet, ist eine Nachverteilung des Strohs mit den Bodenbearbeitungsgeräten nicht mehr möglich.

Ziele und Grundsätze

Die Stoppelbearbeitung dient der Reduzierung des Samenbestandes des Bodens (vor allem Ausfallgetreide) als auch der Verringerung der Verdunstung, um Bodenwasser für Folgefrüchte zu sparen. Ziel ist nicht primär das Lockern der Böden, sondern das möglichst flache Einmischen von Ernterückständen. Weiters erfolgt mit dieser Bearbeitung eine Unkrautbekämpfung. Durch seichtes Einarbeiten werden Unkrautsamen und Ausfallgetreide zum Auflaufen angeregt. In der Praxis sind – sofern es die Witterung zulässt – zwei Bearbeitungsgänge üblich, wobei der erste flach erfolgen sollte, während der zweite Bearbeitungsgang dann mitteltief erfolgt, um die Ernterückstände im Boden zu verteilen. Besonders in Hanglagen ist Erosionsvermeidung oberstes Gebot.
Auf Flächen mit Wurzelunkräutern muss die Regulierung der Wurzelunkräuter mit Strategie und Konsequenz erfolgen. Das Ziel muss sein, möglichst intensiv die Entwicklung der Wurzelunkräuter zu stören, dass die Nährstoffvorräte in den Speicherorganen aufgebraucht werden.
Dies erreicht man nicht nur durch eine regelmäßige chemische Regulierung, sondern auch durch entsprechende Fruchtfolgeplanung und abgestimmte, bodenschonende Bodenbearbeitungsmaßnahmen. Dazu müssen mehrere Bodenbearbeitungsmaßnahmen eingeplant werden. Wichtig ist, dass in unterschiedlichen Tiefenstufen und versetzt zur letzten Bearbeitungsrichtung bearbeitet wird. Der erste Grubberstrich sollte so flach als möglich erfolgen. Weitere, tiefere Bodenbearbeitungsschritte müssen nachfolgen. Nach den einzelnen Bearbeitungsdurchgängen sollte es nicht regnen bzw. eine trockene Witterung herrschen. Die Bearbeitung sollte 15 Grad schräg zur Stoppelrichtung (ca. zwei Druschbreiten) durchgeführt werden um einen optimalen Mischungseffekt und ein Aufreißen der Fahrspuren zu gewährleisten.

Erste Stoppelbearbeitung sollte seicht erfolgen

Die erste Stoppelbearbeitung soll unmittelbar nach der Getreideernte, möglichst flach (ca. fünf Zentimeter) und ausschließlich bei trockenem Boden erfolgen. Bei zu tiefer Bearbeitung gelangen die ausgefallenen Samen (Ausfallgetreide, Unkräuter) in zu tiefe Bodenschichten und können nur noch unvollständig auflaufen. Je tiefer bearbeitet wird, desto höher ist der Kraftstoffverbrauch. Einen Zentimeter tiefer bearbeiten, bewirkt eine zusätzliche Erdbewegung von circa 150 Tonnen pro Hektar. Als grobe Faustzahl kann bei ganzflächiger Bearbeitung ein Verbrauch von circa 0,8 Liter pro Hektar und pro Zentimeter Arbeitstiefe angesehen werden. Außerdem ist auf den richtigen Reifendruck unbedingt zu achten. Ein Zentimeter Spurtiefe bedeutet zehn Prozent mehr Dieselverbrauch. Bei zehn Zentimeter tiefen Fahrspuren verdoppelt sich der Dieselverbrauch, ganz abgesehen von der Bodenverdichtung, die damit verbunden ist.

Je nach Bodenschwere eignen sich folgende Geräte/Arbeitswerkzeuge:
• leicht: Strohstriegel, Gänsefußschar, Flügelschar
• mittel: Gänsefußschar, Flügelschar
• schwer: Doppelherzschar

Weiters muss darauf geachtet werden, dass möglichst ganzflächig bearbeitet wird. Wurzelunkräuter und bereits aufgelaufene Unkräuter können nur so ausreichend erfasst werden. Flügelschargrubber und Scheibeneggen eignen sich dafür besonders.
Eine ausreichende Rückverfestigung ist für die rasche Keimung von Ausfallgetreide und Unkrautsamen wichtig. Um eine zusätzliche Verbesserung der Strohverteilung zu erreichen, sollte die Bearbeitung schräg zur Druschrichtung erfolgen.

Die zweite Stoppelbearbeitung

Die zweite Stoppelbearbeitung sollte im Idealfall – sofern es die Witterung zulässt – sieben bis zehn Tage nach der ersten Bearbeitung erfolgen. Bei Verdichtungen (Mähdrescherspuren) sollte die Arbeitstiefe erhöht werden. Bodenbearbeitungstiefen von zehn bis maximal zwölf Zentimeter sind das Ziel. Bodenverdichtungen sollten aber bereits im Vorfeld vermieden werden.
Wird Raps als Folgefrucht angebaut und sind große Mengen an Häckselstroh vorhanden, ist die Arbeitstiefe bis maximal 15 Zentimert zu erhöhen. Der intensive Kontakt zwischen Boden und Stroh verbessert den Abbau. Aus diesem Grund ist es für die Mulchsaat von Raps nach Getreide unbedingt notwendig, mit der Stoppelbearbeitung direkt nach der Weizenernte zu beginnen.

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AUTORDI Thomas Wallner, Referatsleiter Boden.Wasser.Schutz.Beratung, LK OÖ
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12. Juli 2017