Kaum ein Heiliger hat die ganze Welt so begeistert wie er. Seine Strahlkraft ist auch heute ungebrochen über alle Konfessionsgrenzen hinweg. Die Nikolaus-Zeit hat also wieder begonnen! Denn „Äpfel, Nuss und Mandelkern essen fromme Kinder gern“, so heißt es in Theodor Storms Gedicht „Knecht Ruprecht“. Im ganzen Land sind wieder verkleidete Menschen als Nikolaus unterwegs, um die Kinder mit kleinen Geschenken zu erfreuen.
Dieser Brauch geht auf den hl. Nikolaus, Bischof von Myra, zurück, der um die Mitte des 4. Jahrhunderts gestorben ist. Laut alten Quellen war er auf dem Konzil von Nicäa (325) einer jener Bischöfe, die die Spuren der Misshandlungen in den Kerkern der Christenverfolger an ihrem Leib trugen. Sein Kult ist in Myra und Konstantinopel bereits im 6. Jahrhundert nachzuweisen. Von dort aus hat er sich in den Westen verbreitet.
Besonderer Beliebtheit erfreute sich der hl. Nikolaus in Russland. Dort war er unter anderem Patron der Bauern, Bierbrauer und Schnapsbrenner. In Tirol ist er der Schutzpatron der Kinder, der armen Leute, der Seefahrer, der Schiffer. Er gilt auch als Beschützer des Eigentums und vor Lawinen. Schon seit dem frühen Mittelalter wird St. Nikolaus in unserer Heimat als Schutzpatron gegen Wassergefahr verehrt. Wir finden daher Nikolauspatrozinien hauptsächlich in Gebieten, in denen der Mensch immer wieder mit Wasser, Erdrutsch und Lawinen zu kämpfen hat.
So ist St. Nikolaus Patron der Stadt Meran, die bekanntlich im Laufe der Geschichte öfters durch die wilde Passer in größte Gefahr geraten war. Man versuchte aber auch den Heiligen mehr als Helfer in materieller Not vor Augen zu führen, denn nach der Legende soll er drei armen Mädchen auf wunderbare Weise die finanziellen Mittel zur Heirat verschafft haben.
Als im Zeitalter der Gegenreformation das religiöse Leben wieder erstarkte, wurden Nikolausspiele geschaffen, die zwar an manchen Szenen an alte Traditionen anknüpften, in deren Mittelpunkt aber der Kampf des Guten mit dem Bösen, vor allem aber St. Nikolaus als milder Gabenbringer stand.
- Bildquellen -
- Nikolaus Steeg Im Lechtal: Heinz Wieser