Jeder ist für Tierwohl, aber nur eine Minderheit kauft es. Trotz dieses ernüchternden Befundes treibt die Handelskette Spar mit ihren Tann-Fleischwerken Tierwohlprogramme voran. “Tann schaut drauf”, so heißt das Premium-Tierwohlprogramm für Schweine- und Rindfleischprodukte bei Spar. Für die Sparzentrale in Niederösterreich hat der Handelskonzern am Montag, 17. Juni, seine bäuerlichen Lieferbetriebe im Tierwohlsegment zu einem “Tierwohl-Partnermeeting” in das Tann-Fleischverarbeitungswerk in St. Pölten geladen. Insgesamt 23 Tierwohl-Schwein- und 17 Tierwohl-Rind-Betriebe aus Niederösterreich liefern über die Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf in das Tann-Tierwohlprogramm. Sie alle waren bei dem Partnertreff dabei. Dazu kommen weitere rund 200 Rinderhalter in Niederösterreich, die das Tann-Qualitätsprogramm Rindfleisch a la carte beliefern. Auch von ihnen waren einige Gründungsmitglieder beim Partnertag anwesend. Vollzählig beim Treff dabei waren zudem die Partnerschlachthöfe, namentlich Daxberger aus Gauderndorf/Eggenburg, Grandits mit Standort Ruprechtshofen, die Firma Berger, Eschenau, und der Schlachthof Menzl aus Dorf an der Enns.
Spar ist der Frischfleisch-Pionier unter den Handelsketten
Spar-Geschäftsführer Alois Huber betonte, dass man bereits vor allen anderen Mitbewerbern auf Tierwohl gesetzt habe. Zudem kann Spar die Pionierposition bei der Vermarktung über die Frischfleischtheke für sich beanspruchen. Die Kunden würden dies honorieren. Bei Frischfleisch kann Spar mit 39,5 % Marktanteil den Spitzenplatz beanspruchen (Marktanteilswerte Ende 2023). Auch bei Wurst und verarbeiteten Fleischwaren übertreffe Spar mit 38,7 % die Mitbewerber deutlich. Die Bedeutung dieser Zahlen sei nicht hoch genug einzuschätzen, so Huber, denn sie übertreffen noch den über alle Produkgruppen gemittelten Marktanteil von 36,7 %, mit dem Spar ebenfalls die Rangreihung im heimischen LEH anführt (Anm.: Rewe 33,8 %, Hofer/Lidl 23,2 % …).
Haltung und Herkunft müsssen gekennzeichnet werden
Bei Thema Kennzeichnung erhebt Huber die strategisch begründete Forderung, dass man die Kennzeichnung der Haltungsform befürworte aber stets nur gemeinsam mit der Herkunft. Diese sei mindestens ebenso von Bedeutung wie die Haltungsform. Es könnte sonst der Fall eintreten, dass man die Herkunft verschleiere, was “irgendwann in die falsche Richtung” gehen könnte. Für Spar ist diese Forderung unabdinglich, denn bereits seit dem Jahr 1997 (!) führe Spar im Frischfleischbereich das AMA-Gütesiegel. Davon wolle man auch in Zukunft nicht abgehen. Die Kunden hätten ein Recht darauf, die Herkunft von Fleischwaren erkennen zu können. Dies gelte auch für die Gastronomie, für die Huber ebenfalls auf die Kennzeichnung der Herkunft drängt. Es sei wichtig so Huber, alle Stufen der Wertschöpfungskette gleich zu behandeln, man wolle im LEH “kein Paralleluniversum” bei der Kennzeichnung aufbauen, auch die Gastronomie müsse mitziehen.
Kritisch sah Huber die Aktivitäten des Vereins “Land schafft Leben”, der mit einzelnen Mitbewerbern im LEH kooperiere. Wer den “Erfolg für alle” wolle, der müsse auch die Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie verlangen, was derzeit bei “Land schafft Leben” zu wenig geschehe.
Kennzeichnung ohne Diskriminierung
Tann St. Pölten-Geschäftsführer Leopold Scharmer betonte zudem, dass die Kennzeichnung von Haltungsform und Herkunft wertungsfrei und ohne Diskriminierung erfolgen müsse. Schilder nach dem Ampelprinzip, etwa mit Rot-Gelb-Grün, lehne man ab, weil sie von vornherein suggestiv seien. Spar sei für Kennzeichnung, diese müsse aber wertungsfrei erfolgen.
Scharmer verwies zudem auf die bereits jahrzehnte bewährte Gütesiegel und Tierwohlstrategie des Konzerns (siehe auch Kasten “Tierwohl bei Spar-Tann”). Bereits seit dem Jahr 1997 sei das Spar-Frischfleischangebot bei Schwein und Rind aus dem AMA-Gütesiegelprogramm und damit zu 100 Prozent aus Österreich. Spar war mit diesem Bekenntnis der Pionierbetrieb im heimischen LEH. Im Jahr 2003 sei das Programm “Rindfleisch a la carte” gefolgt, das heute mit 200 Betrieben und jährlich 2.100 Kalbinnen sehr breit aufgestellt sei. 2014 folgten regionale Programme für Lämmer und Schweine, die noch immer erfolgreich seien. 2017 hat Spar-Tann mit beträchtlichem Werbeaufwand das Programm “Heimathöfe” gestartet. Dieser erste Schritt in Richtung Tierwohl war der Wegbereiter für die heutigen “Tann schaut drauf”-Programme.
Bewährte Vermarktungsmodelle weiterentwickeln
Franz Rauscher, Obmann der Erzeugergmeinschaft Gut Streitdorf, sieht in den Aktivitäten des Spar-Fleischbereichs eine “Hilfe für die gesamte Branche”. Auch seitens Gut Streitdorf wolle man die bewährte Partnerschaft aufrecht erhalten. Es liege auch im Interesse der Bauern, Haltung und Herkunft zu kennzeichnen und zwar auch in den Bereichen Gastronomie einschließlich Buschenschanken.
Gut Streitdorf-Geschäftsführer Werner Habermann betonte die bewährt gute Zusammenarbeit mit Spar. Man habe schon vor 20 Jahren neue Modelle der Kooperation entwickelt, die damals Neuland waren – wie insbesondere längerfristige Preisbildungsmodelle und Abnahmegarantien sowie die kontinuierliche Vermarktung über das ganze Jahr. Das habe es davor nicht gegeben. Der nun schon über 20 Jahre lang währende Erfolg habe dieser Strategie Recht gegeben.
Als aktuelle Kampfzonen im Fleischbereich ortete Habermann den rückläufigen Konsum sowie auch die rückläufige Tierhaltung bei den Bauern. Es gelte, bewährte Vermarktungsmodelle weiter zu entwickeln, damit die bäuerlichen Tierhalter dem Betriebszweig treu bleiben. Spar Geschäftsführer Alois Huber hakte bei diesem Punkt ein und versicherte, mit dem Leitsatz “Herkunft hat Zukunft” werde Spar auch in den nächsten 20 Jahren den Bauern Vermarktungschancen bieten.
Tierwohl bei Spar-Tann
In die Tann-Tierwohlprogramme liefern in Niederösterreich aktuell 23 Schweinehaltungs- und 17 Rinderhaltungsbetriebe.
Die Schweinehalter arbeiten nach den AMA-TW 60-Richtlinien mit 60 Prozent mehr Platzangeobt. Gut 20.000 Schweine verarbeitet Tann St. Pölten jährlich in dieser Schiene, was etwa ein Viertel des gesamten Schweinefleischprogramms ausmacht.Bei den Rindern arbeiten die Bauern nach dem AMA-Standard “Mehr Tierwohl”, was mindestens 40 % mehr Platz bedeutet sowie eingestreute Liegeflächen (“Strohstier”). Aus diesem Programm übernimmt Tann St. Pölten jährlich 1.750 Mastrinder. Dazu kommen weitere rund 2.100 Kalbinnen aus dem Programm “Rindfleisch a la carte”, was in Summe rund 22 % der gesamten Rindfleischverarbeitung ausmacht. Nimmt man noch Bio-Rinder dazu, dann beträgt der Anteil 30 %.
Bemerkenswert ist, dass laut Tann-Geschäftsführer Leopold Scharmer nur rund zehn Prozent des Fleisches aus Tierwohlprogrammen auch explizit unter “Tann schaut drauf” mit entsprechendem Preiszuschlag vermarktet werden. Zu 90 Prozent (!) ist das Tierwohlfleisch in den herkömmlichen Tann-Produkten mit AMA-Gütesiegel enthalten.
Spar stehe dennoch zu den Tierwohlprogrammen, die man auch langfristig sichern wolle. Es gelte, bei den Kunden weiter Überzeugungsarbeit zu leisten.
- Bildquellen -
- W240617 Tann Gruppe01: BZ/Maad
- W240617 Tann Timeline02: BZ/Maad
- W240617 Tann Frankfurter: BZ/Maad