Sorghum als Waffe gegen Aflatoxinprobleme

Körnersorghum gilt in Norditalien bereits als vollwertiger Ersatz für Mais und Getreide in Milchviehrationen. Die Unterschiede in Futterwert und Milchleistung sind gering. Großer Vorteil ist die entschärfte Mykotoxinproblematik.

Körnersorghum (rechts im Bild als Silage) kann in der Milchviehfütterung Körnermais und Getreidesilagen (links im Bild Silage aus Gerste) gleichwertig ersetzen. FOTO: BZ/Maad

Der Parmigiano Reggiano (Parmesan-Käse) ist noch vor dem Parma-Schinken das agrarische Zugpferd der italienischen Region Emilia-Romagna, die sich südlich des Flusses Po von Piacenza über Parma und Bologna bis Rimini an der Adria erstreckt. Die Produktionskette für diesen mit regionaler Ursprungsbezeichnung geschützten „König der Käse“ umfasst rund 265.000 Milchkühe in knapp über 2.800 Betrieben, die jährlich an die zwei Millionen Tonnen Milch produzieren. Der Jahresausstoß der 330 Molkereien von knapp 148.000 Tonnen Parmigiano steht für einen Produktionswert von etwa 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro. Beachtlich ist auch das Milchgeld für die Parmigiano-Bauern, das zwischen 60 und 80 Cent pro Kilogramm liegt. Vorgeschrieben ist u. a. eine silofreie Fütterung mit regionalen Grundfutterkomponenten. Zweites, fast ebenso großes milchwirtschaftliches Standbein ist der Grana Padano, bei dem in der Fütterung der Milchkühe auch Silage erlaubt ist.

Bedrohung durch Aflatoxine in Mais
Wichtigster Kraftfutterbestandteil in der Milchviehfütterung für die Hartkäseproduktion war über viele Jahre Körnermais. Jäh zu Ende mit italienischem Mais in den Rationen ging es im Jahr 2003, als weit verbreitete Aspergillus-Infektionen einen Anstieg der Aflatoxingehalte im Mais verursachten. Hohe Temperaturen und Feuchtigkeit haben diesen Mykotoxinschub ausgelöst. Das Aflatoxin reichert sich im Zuge der Produktionskette im Käse an und ist auch ein Gefahrenpotenzial in der menschlichen Ernährung. Um das Problem von vornherein auszuschalten, greift der Sektor seither auf Importmais aus Österreich und Ungarn zurück, wie anlässlich eines Lokalaugenscheins der Branchenorganisation Sorghum ID im Mischfutterwerk „emilcap“ in Parma zu erfahren war. Zur zweiten wichtigen Kraftfutterquelle wurde in der Region neben Mais und anderen Getreidearten wie Gerste und Weizen auch Körnersorghum. Laut Vergleichsuntersuchungen des Mischfutterherstellers ist Sorghum bei Energie- und Eiweißgehalt auf einer Stufe mit Mais. Die Eiweißzusammensetzung ist günstig für die Qualität des Milchfetts in puncto Käseproduktion und bei der Milchleistung (bezogen auf FCM mit 4 % Fett) war im Vergleich zu Mais kein signifikanter Unterschied feststellbar. Wichtig für die Verdaulichkeit ist, Körnersorghum bei Einsatz als Trockenfutter fein zu vermahlen. Bei Einsatz als Silage reicht die übliche Kornzerkleinerung aus. Großer Vorteil der Sorghum-Fütterung ist das entschärfte Mykotoxinproblem, da Körnersorghum für Pilzinfektionen nicht anfällig ist.

Hans Maad

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