Den Rundholzpreis beeinflussen regionale und internationale Parameter. Für sich nun abzeichnende Schadholzmengen bleiben als kurzfristige Lösung nur Nasslager.

Im heurigen Sommer Blochholz zu vermarkten wird mehr und mehr zu einem Ding der Unmöglichkeit. Bedarf und Nachfrage nach Nadelsägerundholz sind eingebrochen, bestehende Verträge werden vereinzelt käuferseitig gekündigt, schreibt die LK Österreich in ihrem kürzlich veröffentlichten Holzmarktbericht. Tatsächlich unterschreitet das Leitsortiment Fichte A/C 2b+ mit einem erneuten Preisverfall von bis zu 20 Euro je Festmeter wieder die Hundert-Euro-Marke und nähert sich – aller Teuerung zum Trotz – zügig dem zehnjährigen Durchschnitt von 92 Euro.

Diese Entwicklung scheint aber nicht nur den Waldbauern, sondern auch der Sägeindustrie Kopfzerbrechen zu bereiten. „Seit der Jahresmitte 2022 verzeichnen wir einen erheblichen Rückgang der Nachfrage, besonders seitens der Bauwirtschaft als dem größten Abnehmer“, berichtet Markus Schmölzer, Geschäftsführer des Kärntner Sägeunternehmens Hasslacher und Vorsitzender der Österreichischen Sägeindustrie. Auch vermisste seine Branche die sonst übliche Frühjahrsbelebung heuer schmerzlich. Damit stehe man aber in Mitteleuropa keineswegs allein dar. „Europaweit herrschen die gleichen Probleme“, weiß Schmölzer und beruft sich auf Zahlen des Europäischen Dachverbands der Sägeindustrie (EOS), wonach der Bedarf an Nadelschnittholz in den elf Mitgliedsländern der EOS im Vorjahr um 10 Millionen Kubikmeter niedriger ausfiel als zuvor. Ein Minus von immerhin 15 Prozent.

Oligopol am Holzmarkt

Die Stagnation in der österreichischen Wirtschaft und insbesondere der Bauindustrie ist also der maßgebliche Grund für den aktuellen Preisverfall. Der Sägeindustrie scheinen die Hände gebunden. Dabei ist die hiesige Holzbranche durchaus ein großer, exportorientierter Player am Markt. Immerhin 10,3 Millionen Festmeter heimisches Holz wurden 2022 in den mehr als 1.000 Sägeunternehmen eingeschnitten. Hinzu kommen nochmals über 6 Millionen. Festmeter Importware, wovon nach der Bearbeitung erneut gut 5,7 Millionen als Schnittholz im Ausland abgesetzt wurden. Einzig, zwei Drittel des Sägerundholzes werden von den zehn größten Sägewerken des Landes verarbeitet. Eine Marktkonzentration ist demnach gegeben. Die Wirtschaft spricht von einem Oligopol.

Für Waldbauern liegt der Verdacht nahe, ob wirklich der Markt den Preis bestimmt und nicht doch die wenigen Köpfe im Holzgeschäft. Gänzlich ausschließen könne man das nicht, erklärt Agrarökonom Franz Sinabell, der am Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) auch den Holzmarkt im Auge hat. „Die Schwierigkeit ist, dass eine hohe Marktkonzentration und hoher Wettbewerb durchaus möglich sind. Man kann also nicht von der Marktstruktur automatisch auf ausgeübte Marktmacht schließen“, hält er fest. Auch aus der LK Österreich erhält der Generalverdacht von Preisabsprachen bei Blochholz eine klare Absage: „Am heimischen Rundholzmarkt gibt es einen funktionierenden Wettbewerb unter den Säge- Unternehmen“, sagt Martin Höbarth, Leiter der Fachabteilung Forstwirtschaft in der LK Österreich.

Quelle: ÖSTAT; HJSCHNEIDER - STOCK.ADOBE.COM
Schon 2022 zeichnete sich der Holzpreisverfall ab. Nun wird der zehnjährige Durchschnittspreis erreicht.

Auch die Einbindung in den internationalen Markt sieht keiner der befragten Experten als Nachteil. „Eine hohe Wertschöpfung im eigenen Land kann nur ein Vorteil sein“, meint Höbarth. Franz Sinabell pflichtet ihm bei: „Andere Länder beneiden Österreich um die Leistungsfähigkeit seiner Forstwirtschaft und Holzindustrie.“ Und Industriesprecher Schmölzer hält fest: Nur so sei man „bestens aufgestellt, um zu liefern, sobald die internationale Nachfrage anspringt.“ Vorerst bleibe aber nur eine deutliche Reduktion des Angebots, um einen weiteren Preisverfall zu verhindern. Die in den Sommermonaten üblichen Urlaubs- und Wartungsstillstände würden entsprechend verlängert.

Zahlreiche Einflüsse

Nichtsdestotrotz bleibt für die rund 137.000 Waldbesitzer und potenziellen Blochholzvermarkter Österreichs die Frage, wie die Preisbildung im Detail erfolgt. Der Rundholzpreis ab Waldstraße wird zuallererst von der Nachfrage der global bedeutenden Importländer bestimmt. Sie geben zusammen mit dem globalen Angebot den Holzproduktpreis am Weltmarkt in Dollar vor. Je nach Wechselkurs ergibt sich, zuzüglich Transportkosten, ein Exportpreis für Österreichs Holzprodukte. Zweitere seien ein besonders gewichtiger Faktor für den Erzeugerpreis. „Im Vergleich zu Mitbewerbern haben wir hier, etwa beim Gesamtgewicht der LKW und Energiekosten, erhebliche Nachteile zu tragen“, wie Sägeindustrie- Vorsitzender Schmölzer moniert. Der Exportpreis abzüglich der Einschnittkosten, der Transportkosten zum Werk und zuzüglich der Erlöse für Nebenprodukte und jener der Sägeunternehmen ergibt letztlich den lokalen Rundholzpreis „frei Waldstraße“. Regionale Überangebote können diesen „aus der Balance bringen“, weiß Schmölzer, was letztlich zu temporär größeren Preisunterschieden zwischen Regionen führt. Dies sei eine Besonderheit des Holzmarktes, so WIFO-Ökonom Sinabell: „Das Angebot kommt also nicht nur durch Marktlage, sondern durch Naturereignisse zustande.“

Handlungsspielräume sind gering

Für von den jüngsten Gewitterstürmen betroffene Forstwirte sind diese Usancen des Holzmarktes wohl nur ein schwacher Trost. Forst-Experte Höbarth appelliert daher an den Sektor: „Derzeit ist jeder gesunde Baum stehen zu lassen“, um den Markt nicht weiter zu überfordern. In Richtung Sägeindustrie richtet er aus: „Importe sind derzeit natürlich kontraproduktiv.“ Im Hinblick auf die angefallenen Schadholzmengen sieht Schmölzer die Politik gefordert: „Wichtig ist, dass das Holz zügig aus dem Wald geholt wird, damit es noch wertig genutzt werden kann. Eine Verlängerung des Waldfonds und die Finanzierung von Nasslagern sind nun essenziell.“ Mittelfristig wünscht er sich einen Schulterschluss von Industrie und Forstwirtschaft, „um die Holzbauaktivitäten wieder anzuregen.“

Franz Sinabell hätte in Sachen Stabilität am Holzmarkt für die Zukunft noch ein weiteres Ass im Ärmel: „Holz ist als Kernelement der Klimastrategie Österreichs zu verankern.“ Das hätte neben einem positiven Umwelteffekt auch entsprechende Auswirkungen auf die Nachfrage nach Holz.

- Bildquellen -

  • Blochholzpreis: ÖSTAT; HJSCHNEIDER - STOCK.ADOBE.COM
  • Nasslager: leopold - stock.adobe.com
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AUTORClemens Wieltsch
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