
Vor sechs Jahren wurde Herbert Sieghartsleitner zum Landesjägermeister von Oberösterreich gewählt. Gegen Ende der auslaufenden Periode zog er Bilanz: „Es war wahrscheinlich die intensivste Zeit, die es je im Landesjagdverband gab“, betonte Sieghartsleitner und verwies in diesem Zusammenhang insbesondere auf das neue Jagdrecht. Dieses ist mittlerweile seit knapp einem Jahr in Kraft und laut Geschäftsführer Christopher Böck das „modernste in ganz Österreich“.
Die Jagd ist ein tiefes Bekenntnis zur Natur, eine Gesinnung. Es kann kein Hobby und niemals Sport sein. Herbert Sieghartsleitner
Nach 60 Jahren wurde das Jagdgesetz auf neue Füße gestellt. „Es schafft eine Balance zwischen Wald und Wild und wird von Grundeigentum und Jagd gleichermaßen getragen“, betonte die für Jagd und Landwirtschaft zuständige Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Das Gesetz werde von drei zentralen Stoßrichtungen geprägt: „Erstens wird die Zusammenarbeit zwischen Bauern- und Jägerschaft gestärkt das ist insbesondere für das Aufkommen des Jungwalds entscheidend. Zweitens erfolgte eine weitgehende Deregulierung, um bürokratische Hürden abzubauen. So wurden die Jagdverordnungen im Umfang verschlankt und im Inhalt verfeinert. Drittens setzt das Gesetz klare Akzente im strengen Vorgehen gegen Wildtierkriminalität“, so Langer-Weninger.
Jagd wird immer jünger und weiblicher
„Die Veränderungsprozesse werden von allen mitgetragen. Wir sind ein naturschutzrelevanter Partner der Land- und Forstwirtschaft“, erklärte der Landesjägermeister. Besonders erfreut ist man beim Landesjagdverband über das steigende Interesse an der Jagd im Land ob der Enns (siehe auch Infokasten). Die Jungjägerkurse seien im ganzen Bundesland voll besetzt. „Es gelingt uns ganz offensichtlich immer besser, von unserer vielfältigen Arbeit ein realistisches und positives Bild in der breiten Öffentlichkeit zu zeichnen und so entsprechend viele Landsleute für die Jagd nachhaltig zu begeistern“, so Sieghartsleitner. Die Jagd werde nicht nur jünger sondern auch immer weiblicher. So sind mittlerweile ein Viertel der Kursteilnehmer Frauen: „Die weibliche Seite bereichert die Jagd und das ist toll“, betonte der Landesjägermeister.
Dass sich die Jagd im Wandel befindet, zeigen auch die Gründe, warum immer mehr Menschen Lodengrün tragen wollen. Vielfach gehe es heutzutage nicht mehr nur um die Pirsch alleine: „Die Jagd ist nichts Elitäres mehr. Für viele steht das Naturerlebnis mit im Vordergrund. Aber natürlich spielt auch das köstliche und nachhaltige Wildbret eine Rolle“, so Sieghartsleitner.

Österreichweit erste Beratungsstelle
Indes ist der Doppelmord im Bezirk Rohrbach Ende Oktober letzten Jahres nachwievor Thema innerhalb der Jägerschaft im Land ob der Enns: „Der Fall beschäftigt und belastet uns noch immer. Wir müssen genau hinschauen bevor es zur Eskalation von zwischenmenschlichen Konflikten kommt und im Bedarfsfall unterstützend eingreifen. Das haben wir zwar auch schon bisher gemacht, aber künftig soll das noch professioneller geschehen“, so Sieghartsleitner.
Deshalb hat der OÖ. Landesjagdverband nun die österreichweite erste Beratungsstelle „Jagd im Dialog“ ins Leben gerufen. Dabei wurde gemeinsam mit Experten ein dreistufiges Modell entwickelt, das wie folgt funktioniert: Betroffene können sich in einem ersten Schritt online oder telefonisch an den Jagdverband wenden. Das Problem wird sondiert und wenn nötig einem externen Experten einer nun geschaffenen Gruppe bestehend aus Juristen, Polizisten, Jägern, Psychologen und Mediatoren vorgelegt. Dieser führt ein erstes Beratungsgespräch mit dem Antragsteller und entscheidet, ob weitere Schritte notwendig sind. Im Falle einer weiteren Behandlung wird dann die gesamte Einsatzgruppe aktiv – und leitet die notwendigen Schritte ein.
„Wir sind davon überzeugt, damit ein praxistaugliches Mittel geschaffen zu haben, um mögliche Problemstellen bei Mitgliedern frühzeitig zu erkennen, um wichtige Vorsorgearbeit leisten zu können“, betonte der Landesjägermeister.
Der immer wiederkehrenden Forderung nach „Psychotests“ für Jäger erteilte er eine klare Absage: „Die umfassende Ausbildung sowie die Jagdprüfung sprechen entschieden dagegen, die Jägerschaft per se als bedenklich einzustufen“, so Sieghartsleitner, der bei der Pressekonferenz auch bekanntgab bei der Wahl zum Landesjägermeister am 27. März 2025 wieder für das Amt zu kandidieren.
Jagd in Zahlen
Waren 2023/24 noch 20.813 Landsleute im Besitz einer gültigen Jahrkarte, so weisen
die jüngsten Zahlen im Jahr 2024/25 eine spürbare Steigerung auf gesamt 21.401 aktive Jägerinnen und Jäger in Oberösterreich aus. Der Frauenanteil liegt aktuell bei elf Prozent Tendenz steigend.
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