Ein noch nie dagewesenes Kontrastprogramm zwischen Über- und Unterforderung hat sich binnen Tagen quer durch die EU in der Fleischwirtschaft breitgemacht. Da die Außer Haus-Verköstigung weitgehend zum Erliegen gekommen ist, stehen die Absatzschienen in diesem Versorgungsbereich praktisch still. Der Fleischabsatz über Supermärkte und Fleischerfachgeschäfte hat demgegenüber so stark zugenommen, dass man hier in den personellen und logistischen Ressourcen überfordert ist.
Panikverkäufe in Deutschland
Die aktuell heikelste Schwachstelle ist allerdings die personelle Ausstattung der Schlacht- und Zerlegebetriebe. Der überwiegende Teil dieser Arbeitskräfte stammt aus östlichen Nachbarstaaten, welche aufgrund der Corona-Pandemie zunehmend die Grenzen dicht machen. Daher versuchen die Unternehmen mit Prämienzahlungen ihre Leute von Wochenendheimreisen abzuhalten, da befürchtet wird, dass sie dann montags nicht zur Arbeit erscheinen können bzw. dürfen. Währenddessen steigt auf agrarischer Seite, bedingt durch Panikverkäufe, das Angebot. Vor diesem Hintergrund machte sich in Deutschland bereits in der abgelaufenen Woche Hauspreispolitik breit. Folglich mussten die Erzeugergemeinschaften einen weiteren Verlust von sieben Cent hinnehmen.
Minus vier Cent in Österreich
In Österreich herrschen am Schlachtschweinemarkt trotz der massiven Verunsicherung noch halbwegs geordnete Verhältnisse. Nur in Oberösterreich konnten einige Partien nicht wie gewünscht an die Schlachthaken gelangen, was mit dem Fehlen von 10 bis 20 % ausländischer Mitarbeiter begründet wird. Die letztwöchigen Hamsterkäufe, die die Fleischregale in den Supermärkten leergefegt haben, werden für die kommende Woche nur mehr in abgeschwächter Form erwartet. Schlachtbetriebe, die ihren Absatz schwerpunktmäßig Richtung Gastro Großhandel ausgerichtet haben, suchen händeringend nach neuen Abnehmern. Exporte am Binnenmarkt laufen schaumgebremst. Hier werden die Behinderungen beim grenzüberschreitenden Warenverkehr ins Treffen geführt.
Der Absatz nach China bzw. Asien läuft an, wobei zurzeit nicht die im Herbst des letzten Jahres erzielten Preise lukriert werden können.
An der Ö-Börse war man mit einem regional unterschiedlichen Angebot konfrontiert. Während in Oberösterreich im Vergleich zu Vorwochen 20 % mehr Schweine zur Verfügung stehen, verzeichnet Niederösterreich kein Plus. Dementsprechend unterschiedlich war die Beurteilung der Entscheidungsträger des Kompromisses von minus vier Cent.
Preise KW 12/13 (Marktbericht vom 18. März 2020):
Mastschweine-Notierungspreis: 1,89 Euro (–0,04)
Berechnungsbasis: 1,79 Euro (–0,04)
Zuchten-Notierungspreis: 1,65 Euro (–0,02)
Berechnungsbasis: 1,55 Euro (–0,02)
Dr. Johann Schlederer