Schweinemarkt: China kauft in Europa ein

Analysierten den Schweinemarkt: Stinglmayr, Reisecker, Schlederer (v.l.) ©LK OÖ
Analysierten den Schweinemarkt: Stinglmayr, Reisecker, Schlederer (v.l.) ©LK OÖ
Eine Trendwende am Schweinemarkt könnte in Gang sein.” Diese positive Prognose, wenn auch noch vorsichtig formuliert, wagten Johann Stinglmayr, Leiter der Beratungsstelle für Schweineproduktion in der LK OÖ und Geschäftsführer des Ferkelrings sowie Johann Schlederer, Geschäftsführer des Verbands landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) anlässlich einer Pressekonferenz am vergangenen Montag. Seit Anfang Mai ging der Schweinepreis um etwa 33 Cent je Kilogramm nach oben. Die beginnende Grillsaison, die die Nachfrage steigen lässt, ist dafür aber nur zum Teil ausschlaggebend.

Sogwirkung aus China hilft europäischem Markt

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Aufhorchen lässt vor allem der chinesische Markt: Eine rückläufige Produktion bei gleichzeitig steigendem Konsum lässt die Chinesen nach Europa blicken. Schon seit Jahresbeginn wurde vor allem aus Spanien von starker Exportfähigkeit Richtung China berichtet. Aufgrund der Lagerbestände waren die Auswirkungen auf den EU-Preis aber lange Zeit nicht spürbar. “Seit Mai ist die Sogwirkung aus China nun auch am Frischfleischmarkt angekommen, was in Verbindung mit der Grillsaison zum längst erwünschten Effekt beitragen konnte”, sagt Schlederer. Durch den Ausfall des russischen Marktes wurde seitens Politik und Erzeugerverbänden permanent nach alternativen Absatzkanälen gesucht. In China dürfte man zumindest aus derzeitiger Sicht Erfolg haben. Nach einigen anderen Mitgliedsländern zeichnet sich für Österreich die Möglichkeit eines Direktexports nach China ab. Laut Schlederer könnten die ersten Direktlieferungen noch heuer begonnen werden. Der Deckungsbeitrag in der spezialisierten Schweinemast für das heurige Jahr dürfte aufgrund der schlechten Halbjahresbilanz dennoch “düster” aussehen, so Schlederer.

Keine Investitionen in der Ferkelbranche

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Auch am Ferkelmarkt ist eine leichte Entspannung spürbar, der Ferkelno­tierungspreis lag zuletzt bei 2,25 Euro je Kilo (siehe Grafik). Grund dafür ist zum einen die positive Preisentwicklung bei Schlachtschweinen. Zum anderen wirkt sich vor allem der Produktionsrückgang bei den EU-Sauenhaltern positiv auf das Ferkelgeschäft aus. So haben etwa Deutschland, Frankreich, Dänemark, Holland und Belgien ihre Bestände um knapp fünf Prozent reduziert. Sorge bereitet Stinglmayr allerdings die Tatsache, dass seit vier Jahren de facto keine Investitionen bei den Ferkelerzeugern mehr getätigt werden. Stinglmayr: “Wenn die Ferkelerzeuger aufhören, kann die österreichische Eigenversorgung mit Schweinefleisch nicht gewährleistet werden.” Das betont auch LK-OÖ-Präsident Franz Reisecker: “Die österreichische Herkunft bei Schweinefleisch ist nur dann abgesichert, wenn auch die Ferkelproduktion wettbewerbsfähig ist.”

Sowohl Stinglmayr als auch Schlederer sehen in der verbesserten Marktlage die Chance, das Preisniveau 2017 wieder auf ein “kostendeckendes Niveau” zu bringen. Dann kann auch gezeigt werden, “dass der Schweinezyklus, der zunehmend hinterfragt wird, funktioniert”, so Stinglmayr. Das würde wiederum das Vertrauen in die Produktion bei den Bäuerinnen und Bauern stärken. Allerdings, so wird kritisiert, spielt dafür nicht nur der Markt eine Rolle. Denn vor allem die steigenden Anforderungen an die Schweinebranche in punkto Tierhaltung werden zunehmend mehr.

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