Ab 2023 soll es bei Um- und Neubau von Schweineställen nur mehr Haltungsformen mit eigenen Liegeflächen geben, betont ÖVP-Agrarsprecher und Bauernbundpräsident Georg Strasser mit Verweis auf einen gemeinsamen Entschließungsantrag mit den Grünen im Parlament. Damit beginne die Schweinebranche aktiv mit dem Ausstieg aus der bis dato praxisüblichen Vollspaltenhaltung.

Das neue Stallsystem mit Liegeflächen sei bei Tierwohlprogrammen in Dänemark bereits erfolgreich erprobt worden. „Jetzt kommt es auch in Österreich“, sagt Strasser im Vorfeld der finalen Debatte zum Tierschutzvolksbegehren nächste Woche im Parlament.

Der Ankündigung ist ein Schulterschuss gemeinsam mit der Branche vorangegangen. Strasser: „Ich darf mich bei allen für die konstruktive Zusammenarbeit bedanken. Gemeinsam mit dem Verband Österreichischer Schweinebauern, dem Landwirtschaftsministerium, dem Gesundheitsministerium, der Landwirtschaftskammer und mit unserem Koalitionspartner schaffen wir mehr Planungssicherheit für unsere Familienbetriebe.“

Die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Tiere habe bei Österreichs Bäuerinnen und Bauern oberste Priorität. Dennoch sehen sich die Schweinehalter, deren Ställe im Vergleich zu anderen EU-Ländern weit kleiner sind, mit Akzeptanzproblemen konfrontiert. Der Wunsch nach mehr Tierwohl im Schweinestall wird von den Konsumenten immer lauter geäußert. Für eine Systemumstellung, also für Um- oder Neubauten, benötigen die Bauern aber „konkrete Perspektiven, Übergangszeiten und Planungssicherheit“, so Strasser. „Diese sollen mit dem heutigen Entschließungsantrag geschaffen werden.“

Was konkret werden Agrarpolitik und Schweineproduzenten ändern:

Moderne Stallhaltungssysteme wie in Dänemark mit mehr Bewegungsmöglichkeiten, separaten Liegeflächen, Beschäftigungsmaterial sowie vorgeschriebener Klimatisierung, werden ab 2023 zur gesetzlichen Norm in Um- und Neubauten. Das bedeutet deutlich strengere Standards als im EU-Durchschnitt. Für Teilnehmende Betriebe am AMA-Gütesiegel-Programm wird dieser Standard ab 2032 zur Pflicht – ab diesem Zeitpunkt ist der Vollspaltenboden im AMA-Gütesiegel und damit für 40 Prozent der hierzulande gehaltenen Schweine Vergangenheit.

Schon zwei Jahre früher umgesetzt werden soll die Umstellung der öffentlichen Beschaffung auf die beiden Premium-Standards „AMA-Gütesiegel Tierwohl“ sowie „Bio“ bis 2030, was dann einen Absatz von einer Million Schweine pro Jahr bedeuten wird. Unterstützung erhalten die Schweinebetriebe über die Investitionsförderung „Tierwohlpakt“ und über Module im neuen Umweltprogramm ÖPUL.

Begleitet werden soll der Prozess mit dem Projekt „Innovationen für bestehende Schweineställe“, kurz IBeSt, unter Einbindung von Praktikern, der Ministerien, der Wissenschaft, Experten und Tierschutzorganisationen.

Die Umsetzung des Verbots des routinemäßigen Kupierens der Schwänze von Schweinen wird mittels einer verpflichtenden Tierhaltererklärung erfolgen und von einer Risikoanalyse begleitet.

Wichtig für die bäuerlichen Produzenten seien begleitende Förder- und Marktanreize, Forschung und Beratung, sagt Strasser, aber auch Bewusstseinsbildung und angemessene Übergangsfristen. „Seit Jahren beschäftige ich mich politisch und fachlich mit der prekären Situation der Schweinebranche. Mein persönliches Ziel als Präsident des Österreichischen Bauernbundes ist es, dass die Schweinebauern auch in zehn oder zwanzig Jahren stolz auf ihre Arbeit, ihre Tiere und ihre Produkte sind. Und dass die Konsumenten zuhause, im Gasthaus oder in der Kantine mit Begeisterung ihr österreichisches Schnitzel genießen“, so Strasser. „Junge Schweinehalter sind sich oft unsicher, ob sie mit ihrer Form der Schweinehaltung eine Zukunft haben. Mit dem heutigen Entschließungsantrag zum Tierschutzvolksbegehren geben wir ihnen Perspektiven und Planungssicherheit. Damit ist ein großer Schritt in Richtung mehr Tierwohl gelungen.“

Kritik üben erwartungsgemäß die Tierschützer von Vier Pfoten. Auch sie begrüßen den entsprechenden Entschließungsantrag des Gesundheitsausschusses im Parlament als „Schritt in die richtige Richtung, vermissen aber „mit Riesenenttäuschung“ ein baldiges Verbot von Vollspaltenböden in bestehenden Ställen sowohl für Schweine wie auch für Rinder.

- Bildquellen -

  • Pigport: agrarfoto.com
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AUTORRed. BW
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