Schweinebranche fordert höhere Invest-Zuschüsse

Bäuerliche Interessensvertreter warnen: Die Eigenversorgung bei Schweinefleisch sei in Gefahr. Gefordert wird daher ein Sonderprogramm für Investitionen.

Das heurige Jahr gestalte sich für die Schweinebauern verglichen mit dem Vorjahr wieder etwas positiver. Neben den Mastschweinepreisen konnten auch die Ferkelpreise die „zwingend notwendige Steigerung erzielen“, wie beim OÖ. Schweinetag betont wurde. Nachdem es 2022 noch eine deutliche Schieflage zwischen Ferkelangebot und Nachfrage gegeben habe, sei hier nun wieder ein geordnetes Verhältnis vorhanden. Als Mitgrund hierfür wurde die geänderte Ausgangslage auf den Agrarmärkten genannt. Durch den Preisrückgang bei Getreide werden die Rohstoffe wieder vermehrt in der Veredelung eingesetzt. Weiters habe die europaweite Bestandesreduktion, insbesondere in den beiden Hauptproduktionsländern Spanien und Deutschland, dazu beigetragen. Auslöser für diese Entwicklung seien hohe Betriebsmittelpreise, ständige Negativkampagnen von NGOs sowie politische Entscheidungen. Auch in Österreich war die Anzahl gehaltener Schweine rückläufig, wenn auch weniger dramatisch. In Summe habe die Bestandesreduktion auf europäischer Ebene den heimischen Markt aber entlastet.

Eigenversorung ist „akut gefährdet“

Trotz dieser „kurzzeitigen Erholung“ stehe die Schweinebranche weiter vor großen Herausforderungen. Durch die steigenden Anforderungen an das Tierwohl und die damit verbundenen höheren Auflagen im Stallbau, sehen Branchenvertreter die Versorgungssicherheit akut gefährdet, nachdem der Eigenversorgungsgrad mit Schweinefleisch bereits in den vergangenen Jahren rückläufig war. Offen bleibe auch nach wie vor die Frage, von wem die Mehrkosten für höheres Tierwohl getragen werden.

Hohe Baukosten und strenge gesetzliche Vorschriften im Bereich Tierwohl und Ammoniakreduktion sowie unsichere zukünftige Haltungsstandards würden die Schweinehalter derzeit enorm fordern. Deshalb sei nach wie vor eine verhaltene Investitionsbereitschaft in der Branche zu spüren. Insbesondere die hohen Baupreise würden viele Landwirte derzeit abschrecken da Investitionen teilweise unrentabel seien.

Laut Experteneinschätzung liegen bei einem geschlossenen Zucht-Mastbetrieb bei angenommen 100 Sauen- und 850 Mastplätzen die Errichtungskosten bei Einhaltung der gesetzlichen Mindeststandards bereits bei etwa 1,1 Millionen Euro. Bei Investitionen in besonders tierfreundliche Haltungsformen würden sich diese Kosten nochmals um circa 30 Prozent erhöhen.

„Es benötigt daher die Bereitstellung eines Sonderinvestitionsprogrammes insbesondere für die Ferkelproduzenten. Ansonsten droht durch weiterhin verhaltene Investitionsbereitschaft die Versorgungssicherheit bei Schweinefleisch verloren zu gehen“, erklärte LK-Direktor Karl Dietachmair. Die Lücke in der Versorgungsbilanz könne nur über Importe ausgeglichen werden, was auch nicht im Sinne der Konsumenten sei.

Verbot von Vollspaltenböden und Schwanzkupieren

Neben den unmittelbaren wirtschaftlichen Herausforderungen würden auch noch gesetzliche Auflagen und höhere Haltungsanforderungen hinzukommen. Dazu zählen das Tierarzneimittelgesetz, das Verbot von unstrukturierten Vollspaltenböden,  das Verbot des routinemäßigen Kupierens von Schwänzen sowie neue Vorgaben für Bewegungsbuchten bei Abferkelung und Deckzentrum.

„Als Landwirtschaftskammer sind wir daher gemeinsam mit den Verbänden gefordert, die Schweinemäster und Ferkelproduzenten intensiv zu unterstützen und sich auf politischer Ebene für die passenden Rahmenbedingungen einzusetzen, um so für die Zukunft Planbarkeit und Rechtssicherheit zu schaffen und den Erhalt der Schweinebranche in Österreich zu sichern“, betonte LK-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl.

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  • 20230515 094624: BZ/Mursch-Edlmayr
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