Österreichs Rübenbauern rechnen bei einem langfristigen Ukraine- Handelsabkommen mit vermehrtem Mengen- und Preisdruck bei Zucker. Eine drastische Importreduktion soll Schlimmeres verhindern.

Zurück zu den Wurzeln, so lautet das Motto des Dachverbandes der österreichischen Rübenbauern betreffend des Freihandels mit der Ukraine. Bekanntlich hat die EU-Kommission im Jahr 2022, bald nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, dieser freien Marktzutritt für ihre Agrarprodukte in die EU gewährt. Zuvor galt für Zucker eine Importobergrenze von 20.000 Tonnen pro Jahr. Verbandsangaben zufolge reagierten die ukrainischen Ackerbauern auf den solidarischen Fall der Zollschranken damals mit einer Ausweitung ihrer Rübenflächen um gut ein Fünftel. Die großen Zuckermengen bewirkten in der Folge einen aggressiven Mengen- und Preisdruck, der insbesondere in den osteuropäischen EU-Nachbarländern der Ukraine zum Problem wurde.

EU zog Notbremse nach Preisverfall

Letztlich musste Brüssel reagieren und schuf in den Jahren 2023 und 2024 nach intensivstem Druck von Bauernvertretern (auch aus Österreich) die viel zitierte „Notbremse für sensible Agrarprodukte“, also eine Obergrenze für die zollfreien Exporte in die EU, die bei Zucker 263.000 Tonnen umfasste. „Bis zum Inkrafttreten dieser Importquote kam es allerdings schon am EU-Binnenmarkt zu massiven Marktverwerfungen und einem enormen Preisverfall“, monieren die Rübenbauern. Im Juni läuft dieses Regelwerk nun zum zweiten Mal aus.

Karpfinger: „Das Freihandelsabkommen muss wieder auf das bisherige Maß von 20.000 Tonnen reduziert werden.“

Laut EU-Kommission soll ein langfristiges Freihandelsabkommen die jährlich befristeten Importquoten ersetzen. Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger fordert bei dessen Verhandlungen von der EU-Exekutive ein klares Bekenntnis zur regionalen Landwirtschaft ein: „Das Freihandelsabkommen muss wieder auf das bisherige Maß von 20.000 Tonnen reduziert werden.“ Die Überversorgung der EU mit Zucker, der unter deutlich schlechteren Standards produziert werde, gefährde sonst den Fortbestand des Rübenanbaus in Europa, warnt er. Auch ohne Preisdruck aus der Ukraine sei es „in einem schrumpfenden Nachfragemarkt, bei schwankenden Preisen und rasant steigenden Kosten“ schwer genug, die Rübenbauern bei der Stange zu halten.

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- Bildquellen -

  • Zuckerfabrik Ukraine: ORESTLIGETKA - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORRed. CW
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