
Wichtigstes Agrarexportgut der Ukraine war laut dem Landwirtschaftsministerium in Kiew 2024 Sonnenblumenöl um fast 5 Milliarden Euro an Devisen. Ungefähr in gleicher Höhe waren die Exporterlöse für Mais (4,89 Mrd. €). Auf Platz drei findet sich Weizen (3,6 Mrd. €), vor Rapssaat (1,78 Mrd. €) und Sojabohnen (1,29 Mrd. €).
2021, also im Jahr vor Ausbruch des von Russland ausgelösten Krieges, waren die Agrarexporte der Ukraine mit 26,7 Mrd. Euro noch höher. Allerdings lag damals deren Anteil an den gesamten Exporterlösen nur bei 40,7 Prozent.
Kritisch sieht man auch in Kiew den hohen Exportanteil in die EU. Dieser betrug in den vergangenen Jahren immer über 50 Prozent (2024: 52 %). Als Grund dafür gelten Probleme bei der Verschiffung von Brotgetreide, Mais und Soja über das Schwarze Meer, nachdem der direkte Zugang zu den traditionellen Märkten in Afrika oder Asien infolge der Kriegswirren deutlich erschwert worden ist.
Problemfall Zucker
Deutlich angestiegen ist seit der Ernte vor zwei Jahren auch der ukrainische Zuckerexport. 2024 ist dieser mit 691.000 Tonnen um zwei Drittel höher ausgefallen als im Jahr zuvor. Seit vergangenem Herbst haben die Zuckerausfuhren erneut zugenommen, so die Vereinigung Ukrzukor. Dabei seien letztere Exporte aufgrund von Restriktionen durch die EU ausschließlich in Nicht-EU-Länder gegangen, allen voran in die Türkei, nach Libyen, Somalia oder Sri Lanka. Im Jahr davor gingen 9,5 Prozent in EU-Drittstaaten.
Seit Jahresbeginn besteht wieder die Möglichkeit, Zucker aus der Ukraine in EU-Länder zu exportieren. In Kiew rechnet man damit, bis Juni wieder 107.300 Tonnen Zucker in diese Richtung exportieren zu können. 2024 produzierte die Ukraine 1,8 Millionen Tonnen Zucker, die doppelte Menge ihres jährlichen Eigenbedarfs.
Prognosen für 2025
Für heuer rechnet man in Kiew mit einer höheren Weizenernte von 22,7 Mio. Tonnen (+2 %), aber um zehn Prozent geringeren Exporten (16,8 Mio. t) in alle Welt. Auch der Maisanbau soll weiter auf 26 Millionen Tonnen zurückgehen (-19 %), mit Folgen für den Maisexport (-25 % auf 22,1 Mio. t). Erheblich kleiner als im Vorjahr sollen auch die Ausfuhren von Sonnenblumenöl (-26 %) und generell Ölsaaten ausfallen.
EU-Bauern befürchten Konkurrenzkampf
In Österreich und anderen EU-Staaten sehen Bauernvertreter die Agrareinfuhren aus der Ukraine in die EU weiterhin mit Skepsis und Sorge. Solidarität mit der Ukraine ja, aber nicht auf Kosten der EU-Landwirte, die nicht nur bei Ackerkulturen, sondern auch bei Putenfleisch oder Eiern mit Preisdruck und Wettbewerbsverzerrungen zu kämpfen haben. Gefordert wird weiterhin der Schutz für sensible Agrarprodukte.
Nach wie vor mehr als umstritten bleibt zudem eine avisierte große Erweiterungsrunde der bisherigen EU-27 auch um die Ukraine. Eine solche würde den Bedarf des GAP-Budgets um 22 bis 25 Prozent ansteigen lassen, sofern keine Zahlungen gekürzt werden sollen, zitiert Agra-Europe eine Studie des EU-Haushaltsausschusses.
2023 war ein Papier für den Rat der EU zu vergleichbaren Ergebnissen gekommen. Demnach würden die bisherigen Mitgliedstaaten nach einem Beitritt der Ukraine bei einem gleichbleibenden GAP-Budget rund 20 Prozent weniger Geld als bisher aus Brüssel erhalten. Vorausgesetzt, dass die GAP-Regeln weitgehend identisch blieben.
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