Ostösterreich wegen Blauzungenkrankheit gesperrt, Milchpreis im Tief – die Prognose zur Exportentwicklung bei Zuchtrindern lautete Anfang dieses Jahres auf “nicht sehr optimistisch”. Demgegenüber macht die kürzlich von der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Rinderzüchter (ZAR) für das erste Halbjahr vorgelegte Exportstatistik Mut. Immerhin 16.603 exportierte Zuchtrinder in der ersten Jahreshälfte 2016 entsprechen im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 23 Prozent.
Die Türkei ist der mit Abstand wichtigste Kunde
Der österreichische Zuchtrindermarkt ist seit Jahren sehr stark in Drittländern orientiert. So wurden etwas mehr als 70 Prozent in Nicht-EU-Staaten exportiert. Mehr als die Hälfte der Tiere wurde direkt ab Hof verkauft. Den größten Beitrag zu diesem erfolgreichen Absatz lieferten auch heuer wieder türkische Einkäufer mit knapp 7000 Tieren (42 Prozent). An zweiter Stelle folgt Italien mit 3400 (21 Prozent) exportierten Tieren, an dritter Stelle bereits Aserbaidschan mit 2300 (14 Prozent) Tieren.
Damit liegen die diesjährigen Exporte zum Halbjahr um 21 Prozent über dem zehnjährigen Schnitt. Auch das ist ein positives Signal. Bemerkenswert sind die Exporte in den Iran. Sechs Prozent aller Tiere bzw. knapp 1000 Stück wurden nach Vorderasien verschifft. Mit der Lockerung der nuklearbezogenen Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegen den Iran Mitte Jänner 2016 wurde es auch für die österreichische Agrarwirtschaft möglich, Zuchtrinder in einen der bevölkerungsreichsten Staaten der Welt zu exportieren. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hat im Februar den Iran mit einer Wirtschaftsdelegation besucht und damit zur Anbahnung neuer Geschäfte im Agrar- und Umweltbereich beigetragen.
Im Krisenfall gilt es, breit aufgestellt zu sein
Auch wenn das bisher erreichte Ergebnis positiv stimmt, ist die heimische Rinderzucht laufend mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Veterinärrechtlich und auch handelspolitisch können sich die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Zuchtrinderexport rasch in Luft auflösen. ZAR-Obmann Stefan Lindner: “Daher gilt die Strategie, auf möglichst viele Länder zu setzen, um im Krisenfall breit aufgestellt zu sein.” Aktuell gilt es beispielsweise, den Rückgang auf dem bisher enorm wichtigen Markt Algerien zu kompensieren. Große Anstrengungen unternimmt die ZAR zur Erschließung des ägyptischen Marktes. Auch mit der Türkei ist die ZAR um weiterhin gute Kontakte bemüht. Weitere Aktivitäten fanden im ersten Halbjahr in den Märkten Iran, Serbien, Aserbaidschan und Russland statt. Die Abwertung des Rubels will Russland mit Förderprogrammen für die Milchwirtschaft kompensieren.