Regionalitäts-Check ergab „flockige“ Verwirrung

Die Store-Checker der LK Niederösterreich, des Österreichischen Bauernbundes, des Vereins Wirtschaften am Land und der Landjugend haben erneut einen Regionalitäts-Check gemacht. Dessen Ergebnisse sind einmal mehr ernüchternd.

LK NÖ/Pomassl

Bei in niederösterreichischen Supermärkten angebotenen Haferflocken und in Birchermüsli ist die Herkunft der Rohstoffe für die Konsumentinnen und Konsumenten nur schlecht oder gar nicht erkennbar. Bauernbundpräsident Georg Strasser, LK-Präsident Johannes Schmuckenschlager und Landjugend-Vizelandesleiterin Magdalena Polsterer fordern daher mehr Transparenz und eine klare und lückenlose Herkunftskennzeichnung.

Rotweißrotes Mascherl für Hafer aus Deutschland

Gerade bei Getreide gehen viele Konsumenten oft automatisch davon aus, dass es aus Österreich kommt. „Unser Regionalitäts-Check in 48 Lebensmittelgeschäften in Niederösterreich hat allerdings gezeigt, dass das oft ein Irrglaube ist. Wegen fehlender Kennzeichnung lässt sich beim Einkauf zudem leider kaum herausfinden, ob man nun ein heimisches Produkt in Händen hält oder nicht,“ zeigte sich Schmuckenschlager über die schlechte Nachvollziehbarkeit enttäuscht.

Bei nur 20 Prozent der untersuchten Haferflocken war Österreich als Herkunftsland angegeben. Beim Müsli stammen gar nur bei einem einzigen der getesteten Produkte die Haferflocken aus Österreich. Bei den restlichen Haferflockenprodukten stammt der Hafer aus Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Polen oder Litauen. Diese Angaben machten die Hersteller oder Händler auf explizite Nachfrage, denn oft ist am Etikett lediglich „Hafer aus EU/nicht EU“ angegeben, jedoch nicht das konkrete Herkunftsland. Bei einem überprüften Produkt erhielten der „Store-Checker“ trotz Nachfrage gar keine Information über das Ursprungsland.

Für Verwirrung und damit für Ärger sorgt auch eine bekannte Eigenmarke: Auf der Verpackung prangt plakativ in rotweißrot die Aufschrift „Abgepackt in Österreich“. In den Packungen ist aber nicht immer heimischer Hafer. Je nach Verfügbarkeit kommen die Haferflocken aus Österreich und Deutschland, wurde mitgeteilt.

AMA-Gütesiegel auf Getreide ausweiten

Schmuckenschlager fordert daher (einmal mehr) eine durchgängige und nachvollziehbare Kennzeichnung der Lebensmittelherkunft sowie die Ausweitung des staatlich anerkannten AMA-Gütesiegels auf neue Produktgruppen, im konkreten Fall auf Getreide und Backwaren. Dieser Forderung erhebt auch Bauernbundpräsident Strasser: „Es darf nicht Regionalität suggeriert werden, wo keine drin ist. Wir brauchen definitiv mehr Transparenz auch beim Frühstücksmüsli. Wer Hafer aus Österreich kauft, bekommt garantiert mehr Artenvielfalt und höchste Sorgfalt beim Pflanzenschutzmitteleinsatz.“

Keine Glyphosat-Rückstände bei Hafer aus Österreich

Dies untermauert der Bauernbund-Präsident auch mit dem Hinweis darauf, dass elf Haferflocken-Produkte auf Glyphosat-Rückstände untersucht wurden. Ergebnis: Während auf österreichischer Ware keinerlei Glyphosat-Rückstände zu finden waren, wurden solche bei zwei Produkten aus der EU (wenn auch nur in Spuren und deutlich unter den Höchstgrenzen) nachgewiesen. Strasser: „In der EU gelten für Pflanzenschutzmittel strengste Auflagen. Österreich geht hier noch weiter. Um mit Lebensmitteln nicht in Berührung zu kommen, darf Glyphosat bei uns nur vor der Saat oder nach der Ernte angewendet werden.“ Wer also bewusst heimisches Müsli kaufe, könne sich auf allerhöchste Qualitätsstandards verlassen.

Bewusst regional einkaufen

Verärgert zeigte sich Magdalena Polsterer von der Landjugend: „Wir finden es sehr schade, dass Produkte, die in hoher Qualität von unseren Bauern produziert werden, in großen Mengen importiert werden.“ Es wäre wünschenswert, dass auch in fertig verpackten Müslis vermehrt heimische, regionale Rohstoffe verarbeitet werden. Wirklich sicher sein könne man sich aber beim bäuerlichen Direktvermarkter ums Eck, ist Polsterer überzeugt.

Die Ergebnisse im Detail

In ganz Niederösterreich wurden in je 12 Lebensmittelgeschäften pro Viertel 33 unterschiedliche Marken Haferflocken und 11 unterschiedliche Marken Birchermüsli untersucht.

Ergebnisse Haferflocken:
  • Von den 33 unterschiedlichen Marken Haferflocken war bei nur 7 Produkten (21 %) nachweislich Österreich als Herkunftsland angegeben.
  • 20 der 33 untersuchten Proben (61 %) sind Bio-Produkte. Alle 7 Produkte mit nachweislicher österreichischer Herkunft des Hafers sind Bioprodukte.
  • Bei den 25 Haferflockenprodukten (76 %) stammt der Hafer aus Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Polen oder Litauen.
  • Bei 1 Produkt konnte über die Herkunft des Hafers gar kein Nachweis eruiert werden.
  • Bei 9 von 33 Haferflockenmarken musste die Herkunft des Hafers beim Hersteller bzw. Händler nachgefragt werden, da lediglich „Hafer aus EU/nicht EU“ angegeben war.
  • Bei 1 Produkt wurde eine für den Konsumenten irreführende Kennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackung festgestellt – der Hinweis „Abgepackt in Österreich“ bedeutet nicht, dass auch die Haferflocken aus Österreich stammen.
  • Bei diesem Produkt sind die Haferflocken je nach Verfügbarkeit aus Österreich oder Deutschland.
  • Wie bei vielen anderen Produktgruppen bedeutet auch bei Haferflocken eine rot-weiß-rote Fahne auf der Verpackung oder auf dem Preisschild nicht automatisch österreichische Herkunft.
Ergebnisse Birchermüsli:
  • Beim Frühstücksmüsli ergab der Test ein noch schlechteres Ergebnis als bei den Haferflocken: Nur bei 1 einzigen (9 %) von den 11 getesteten Produkten stammen die Haferflocken im Müsli nachweislich aus Österreich.
  • Bei 7 der getesteten Müslis (64 %) stammen die Haferflocken aus Deutschland, Finnland oder Schweden.
  • Der Anteil an Bioprodukten beim Müsli liegt bei 64 % und damit in einem ähnlichen Bereich wie bei den Haferflocken.
  • Bei 3 Produkten (27 %) konnte das Herkunftsland der Haferflocken nicht eruiert werden. Hier konnte die Angabe am Etikett Hafer aus EU/nicht EU nicht konkret nachvollzogen werden.
  • Bei 10 von 11 Müslis musste die Herkunft der Haferflocken beim Hersteller bzw. Händler nachgefragt werden, da lediglich „Hafer aus EU/nicht EU“ angegeben war. Damit gibt es beim Müsli noch weniger Transparenz als bei Haferflocken.
Ergebnisse Glyphosatuntersuchung:
  • In 2 von 11 Haferflocken-Produkten wurden Glyphosatrückstände nachgewiesen:
  • Der Hafer dieser 2 Proben kommt vornehmlich aus den nördlichen Produktionsländern (Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Polen, Litauen), wo die Anwendung von Glyphosat nicht so dezidiert ausgeschlossen werden kann wie in Österreich.
  • Bio Produkte sind glyphosatfrei.
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AUTORred ER
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