Raiffeisenverband: Stabilität auch in ungewissen Zeiten

„Miteinander füreinander“: Die Genossenschaftsidee hinter dem Raiffeisenverband ist aktuell wie eh und je. Das zeigte sich auch beim Verbandstag, der vergangene Woche in Innsbruck stattfand.

V. l.: Generalrevisor Michael Laminger, Geschäftsführer Peter Sapl, Gastredner Verbandspräsident Wolfgang Altmüller aus Bayern, Obmann LAbg. Hermann Kuenz, Landesbäuerin Helga Brunschmid, LHStv. Josef Geisler und Geschäftsführer Edwin Grubert.

Auch das Jahr Zwei der Pandemie hat der Raiffeisenverband trotz schwieriger Umstände gut überstanden. Man konnte seine Dienstleistungen weiterhin so gut wie möglich anbieten. Doch bereits im vergangenen Jahr hätten sich auch die aktuellen Entwicklungen abgezeichnet. Die steigenden Preise für Rohstoffe und Energie, die angeheizte Inflation sowie internationale Spannungen verschärfen auch die Versorgungssicherheitsfrage. „Die aktuelle Zeit fordert uns, zusammenzurücken“, führte Raiffeisenverbandsobmann Hermann Kuenz aus. Regional statt global sei die Devise. „Globalität schafft Abhängigkeit, Regionalität schafft Unabhängigkeit“, so Kuenz.

Wirtschaftlich erfolgreich

Wie es dem Raiffeisenverband im Jahr 2021 wirtschaftlich ergangen ist, führten die Geschäftsführer Peter Sapl und Edwin Grubert aus. Die Warengenossenschaften des Raiffeisenverbands, d. h. acht selbstständige Lagerhäuser, vier warenführende Raiffeisenbanken und 21 Standorte der WHG Kärnten mit insgesamt rund 500 Mitarbeitern, konnten einen Umsatz von 237 Millionen Euro erwirtschaften.

Bei den Milchgenossenschaften könne man ebenso auf gute Jahresergebnisse verweisen, so Sapl. Die sechs operativ tätigen Genossenschaften, von denen fünf Heumilch und Bioheumilch produzieren, legten eine Umsatzentwicklung von über 31 Millionen Euro hin. Der durchschnittliche Milchpreis lag bei brutto 55 Cent bei einer Milchverarbeitung von 39,5 Millionen Kilogramm.

Landwirtschaftliches Einkommen werde auch durch die Energiegenossenschaften geschaffen. Diese 19 operativ tätigen Genossenschaften mit einer Umsatzentwicklung von über 14 Millionen Euro sollen nicht nur Nahversorger sein, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz und erneuerbarer Energie leisten.

25 Prozent Frauenanteil

Einen Schritt nach vorne wolle man auch im Bereich Diversität setzen: Bis 2025 sollen 25 bis 30 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich sein. Aktuell liege die Frauenquote in der Führungsetage von Raiffeisen bei 12,75 Prozent. Vorstandsmitglied Lisa Spöck berichtete aus dem Funktionärinnenbeirat: „In den vergangenen Jahren hat sich bereits einiges getan, doch es ist noch viel Luft nach oben.“ Auch Hermann Kuenz sieht noch viel Handlungsbedarf: „Wir müssen das Thema Diversität ernst nehmen. Eine größere Vielfalt an Stimmen sorgt auch für bessere Beschlüsse.“

„Sind für Menschen da“

Einen Vortrag zum Thema „Geschäftsmodell von Genossenschaftsbanken nach dem System Raiffeisen im Wandel der Zeit“ hielt Wolfgang Altmüller, Verbandsratsvorsitzender und ehrenamtlicher Verbandspräsident des Genossenschaftsverbands Bayern. Für ihn ist der Grundgedanke „Miteinander füreinander“ nicht in die Jahre gekommen, sondern aktueller denn je. Den Fokus müsste man laut Altmüller auf die Kundennähe setzen. Auch für ihn gilt: regional statt global. „Wir müssen wieder mehr hin zu den Dörfern und die Begeisterung für die Raiffeisen-Idee in der Heimatregion entzünden. Wir müssen zeigen, dass wir für die Menschen da sind“, erklärte Altmüller. Der Raiffeisenverband müsse sich an seiner Werteorientierung messen lassen können. „Bei allem, was wir tun, müssen wir an die Gesellschaft denken. Wir sind Veränderer, Treiber und Zukunftsgestalter.“

Perspektive

Zwei Jahre Krisenmodus von Corona über Energie bis Krieg in Europa zählte Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler, einer der Ehrengäste des Verbandstages, auf. „Die Genossenschafts-idee, in schwierigen Zeiten zusammenzustehen, schafft eine gemeinsame Perspektive in der aktuellen Zeit.“ Seine Schlussworte richtete Geisler an Hermann Kuenz, der erst vergangene Woche seinen Rückzug aus der Landespolitik bei der nächsten Landtagswahl erklärt hatte. Er sei immer ein verlässlicher Mitstreiter gewesen, der klare Ziele verfolgt. Diese Stärke werde er auch im Raiffeisenverband weiter zeigen können.

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AUTORHannah Pixner
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