Für die heimischen Waldbewirtschafter ist die Situation einer anhaltend hohen Nachfrage und guten Holzpreisen inzwischen beinahe als ungewohnt zu bezeichnen. Mehr als fünf Jahre lang war man mehr oder weniger im „Schadholzmodus“ – vermarktet wurde Plus/Minus nur das unbedingt Notwendige. So lag etwa der Schadholzanteil am gesamten Einschlag im Jahr 2020 noch bei 80 Prozent. Jetzt gilt es, die guten Absatzmöglichkeiten auch zu nutzen.
Einigkeit herrscht darüber, dass die Kriegszustände in der Ukraine auch an der Forstwirtschaft nicht spurlos vorübergehen werden. Stark gestiegene Energie-, Betriebsmittel- und Rohstoffpreise belasten nicht nur die land- und forstwirtschaftlichen Unternehmen, sondern führen auch in der Industrie zu hohen Unsicherheiten. Langfristig wird es vor allem darum gehen, ob die hohe Kaufkraft und Investitionsbereitschaft auf Sicht erhalten bleibt. Darüber hinaus sollte die aktuell gute Auftragslage nicht hinwegtäuschen. „Wir empfehlen den heimischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, Preise und Lieferprofile über Schlussbriefe vertraglich abzusichern, denn der Holzpreis ist und bleibt kurzlebig“, verweist Landesforstdirektor Josef Fuchs auf Erfahrungen der vergangenen Jahre. Die Online-Plattform www.holz-fair-kaufen.at sowie der zuständige Waldaufseher bzw. die Bezirksforstinspektion stehen für Interessierte an der Holzvermarktung für nähere Informationen zur Verfügung.
Aufgrund der Marktsituation lassen sich derzeit auch kleiner anfallende Holzmengen gut vermarkten. Erhöhen lässt sich die Wertschöpfung zusätzlich durch gemeinschaftliche Holzverkäufe, sowohl bei den Ernte- und Transportkosten als auch in der Verhandlungsposition gegenüber den Einkäufern.
Die Empfehlung für das Ausnutzen der aktuell guten Absatzmöglichkeiten gilt vor allem für angefallene Schadhölzer. Trotz der verzeichneten Niederschläge in den letzten Wochen herrscht in vielen Lagen weiterhin eine hohe Trockenheit. Tirols Landesforstdirektor sieht die Kombination aus trockener Witterung, hohen Temperaturen und frisch angefallenem Schadholz kritisch: „Der Zeitraum vom Frühjahr bis in den Sommer hinein ist sehr entscheidend in der Vorbeugung gegen Borkenkäferschäden und eine drohende Holzentwertung. Für entsprechende Mehraufwendungen bieten wir den Betroffenen ein umfassendes Angebot an Förderungsmaßnahmen. Vor allem der auf Initiative von Bundesministerin Köstinger geschaffene Waldfonds stellt eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Förderungsprogrammen dar. Hervorzuheben sind etwa attraktive Förde-
rungen für Aufforstungen und Pflegemaßnahmen wie Dickungspflege und Durchforstung.“ Die Waldpflegevereine unterstützen die Waldbewirtschafter in der Antragstellung und Abwicklung, der Landesforstdienst sowie die Waldaufseher stehen vor Ort beratend zur Verfügung.
Sowohl beim Holzverkauf als auch in der Förderung gilt der Grundsatz, die Rahmenbedingungen vor der Durchführung abzuklären. Dies schafft Planungssicherheit für alle Beteiligten. Ein hoher Stellenwert sollte auch auf die Kundenorientierung und Ausformung des Holzes gelegt werden. Die separate Vermarktung von Energieholz beispielsweise ist in vielen Fällen sinnvoll. Denn bei Nutzungen im heimischen Wald fallen mehr als ein Fünftel der Holzmenge als Energieholz an, bei Schadholz oder in der Durchforstung ist dieser Anteil noch höher. „Mit der Absatzmöglichkeit dieser Sortimente über regionale Heizwerke können die Deckungsbeiträge aus Holznutzungen häufig erhöht werden. Zusätzlich bewirken wir kürzere Transportdistanzen und tragen zur nachhaltigen Nutzung von heimischen Energieträgern bei“, so Tirols Landesforstdirektor abschließend.
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- Foto FD Im Wald MitForstdienstjacke: Land Tirol/Forstorganisation
- Kaeferholz Aufarbeiten 79 ID88350: agrarfoto.com