Der steirische Mountainbike-Koordinator Markus Pekoll ist überzeugt davon, dass nur mit Vertragslösungen zwischen Bauern, Jägern und Freizeitsportlern künftig neue Mountainbike-Strecken entstehen können.
Markus Pekoll zählte jahrelang zu den erfolgreichsten Mountainbikern in der Disziplin Downhill. Er war der erste Österreicher in den Top-Sieben der Weltrangliste, war Europacup-Gesamtsieger, Europameister und sechsfacher Downhill-Staatsmeister. Seit einem halben Jahr ist er der erste Mountainbike-Koordinator für die Steiermark. Für den steirischen Sportlandesrat Christopher Drexler war das dringend notwendig: „Mehr Sportlerinnen und Sportler bei gleichbleibenden und noch dazu wenig offiziell ausgeschilderten Strecken bringen gerade bei einem Sport, der vorrangig im Gelände ausgeübt wird, erhebliches Konfliktpotenzial mit sich. Wir wollen diese Konflikte gemeinsam mit allen Beteiligten entschärfen, mehr offizielle Strecken schaffen, Aufklärungsarbeit betreiben und ein klares Regelwerk verankern.“ Der 33-jährige gebürtige Schladminger und ehemalige Landwirt Markus Pekoll weiß, was von ihm erwartet wird: „Es gilt, als Mediator zwischen allen Beteiligten zu wirken und gegenseitiges Verständnis zu schaffen.“ Sein Credo ist klar: „Vertrauen untereinander schaffen, keine gegenseitigen Schuldzuweisungen zulassen und Vertragslösungen anstreben.“
Der Radsport erlebt einen unglaublichen Boom. Warum ist das so? Pekoll: Das hat sicher auch mit dem Gefühl von Freiheit zu tun. Man kann in kurzer Zeit beträchtliche Distanzen zurücklegen, ist in der Natur unterwegs, kann vieles rundherum wahrnehmen. Man kann diesen Sport allein oder gemeinsam mit der Familie oder Gleichgesinnten ausüben. Gerade die E-Bikes machen jetzt vieles leichter möglich.
Sind die E-Bikes ein Fluch oder Segen? Zuerst einige Zahlen: In Österreich wurden 2020 knapp 496.000 Fahrräder verkauft. Der Anteil der Elektrofahrräder lag bei knapp 40 Prozent. In den drei Jahren zuvor wurden in Österreich insgesamt 800.000 E-Bikes verkauft. Ob das ein Fluch oder Segen ist, möchte ich so beantworten, dass die Wahrheit wohl in der Mitte liegt. Der E-Biker kommt wieder dorthin, wo auch landwirtschaftliche Produktion erfolgt. Der Städter sieht wieder, was da draußen in der Landwirtschaft passiert und woher die bäuerlichen Erzeugnisse kommen. Wenn man diese Leute aussperren würde, dann würden wir uns weiter voneinander entfernen.
Als Mountainbike-Koordinator ist es Ihre Aufgabe, verschiedene Positionen unter einen Hut zu bringen. Vor allem der Mountainbike-Sport bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen Grundbesitzern, Forstwirten, Jägern, der Tourismuswirtschaft und den Freizeitsportlern. Wie legen Sie Ihre Arbeit an? Die Vertragslösung ist der einzig gangbare Weg, weil die Extrempositionen – auf der einen Seite die völlige Öffnung der Forststraßen, auf der anderen Seite das absolute Verhindern – nichts bringen. De facto sieht jeder nur die Probleme und hat Angst. Wir müssen zueinander Vertrauen bekommen.
Seit Mitte Februar üben Sie dieses Amt aus. Welche Arbeitsschritte haben Sie seither gesetzt? In den ersten Wochen ging es darum, den Ist-Stand zu erheben. Dann folgten zahlreiche Kennenlern-Gespräche – mit der Landwirtschaftskammer, dem Alpenverein, den Naturfreunden, den politischen Parteien, dem Handel usw. Jetzt geht es darum, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, auf die unser Mountainbike-Modell aufbauen kann. Dazu zählen Musterverträge, Freizeitpolizze, einheitliche Beschilderung, Rettungskonzept und Digitalisierung.
Gibt es in Ihren Augen eine Alternative zu gemeinsamen Vertragslösungen? Zum Handel zu sagen, dass er keine E-Bikes mehr verkaufen darf, und dem Mountainbiker erklären, dass er sich nicht mehr in der Natur fortbewegen darf, ist nicht möglich. Auf der anderen Seite muss auch der Mountainbiker akzeptieren und lernen, was zum Beispiel ein forstlich befristetes Sperrgebiet für ihn bedeutet. Wenn man eine Route hat, kann man klare Regeln aufstellen und Öffnungszeiten vorgeben.
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- Markus Pekoll Portrait: Armin Walcher
- Wexl Trails: Johannes Ambrosch