Quadratur des Kreises

Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian Institute of Technology

Deutlicher könnten die Aussagen von Wolfgang Burtscher, dem für Landwirtschaft zuständigen Generaldirektor in der EU-Kommission, kaum sein: „Der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität sind die größten Feinde für die landwirtschaftlichen Erträge. Es gibt keine Alternativen für eine grünere Landwirtschaft“, sagte er kürzlich bei seinen Auftritten bei der Wintertagung des Ökosozialen Forum Österreich und bei der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin. 
Gleichzeitig betonte er, dass Europas Landwirtschaft auch in Zukunft einen Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit leisten müsse. Soll heißen: Trotz Ökologisierung – an der die EU nicht rütteln will – dürfe es zu keinen Ertragsminderungen kommen. 
Burtscher sprach richtigerweise von einer „Quadratur des Kreises“, die nun nötig sei.
Das Feld der politischen Debatte ist damit deutlich erweitert: Während bisher vor allem über geplante ökologische Maßnahmen (wie die Reduktion von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, die Ausweitung von Bracheflächen usw.) diskutiert wurde – und darüber, wie man Mindererträge abfedern könnte –, steht nun zusätzlich die Versorgungssicherheit auf der Agenda.
Wie die widerstreitenden Interessen von Landwirtschaft, Natur- beziehungsweise Klimaschutz und Versorgungssicherheit unter einen Hut gebracht werden können, weiß derzeit niemand. Das ist wohl die härteste Nuss, die die Agrarpolitik seit Langem zu knacken hatte. 
Resignation ist aber keine Option – durch Ignorieren werden die Probleme nicht kleiner. Ob man will oder nicht: Man muss sich diesen Herausforderungen stellen.
Die Debatte ist eröffnet.

martin.kugler@chello.at

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