Bereits 2012 wurde im Landwirtschaftskammer-Praxisprojekt begonnen, neue Abferkelbuchten mit Bewegungsmöglichkeit für die Muttersauen nach den Anforderungen der abgeänderten 1. Tierhaltungs-verordnung zu entwickeln. 2014 startete das Forschungsprojekt “Pro-Sau” mit der Datenerfassung in drei Forschungs- und sechs Praxisbetrieben. Ende 2016 wurde die Datenerhebung abgeschlossen.
Projektziel: Dauer der Fixierung der Muttersauen
Die Ermittlung der Dauer der kritischen Lebensphase von Saugferkeln, innerhalb derer die Muttersauen auch künftig fixiert werden dürfen, ist das Hauptziel. Weiters werden Praxistauglichkeit, Wirtschaftlichkeit, Arbeitswirtschaft und die Aspekte des Tierschutzes hinterfragt.
Praxisbetriebe als Pioniere
Die nunmehr fünfjährige Projektarbeit ist durch eine beispielhafte Zusammenarbeit von Wissenschaft, Beratung, Branche, Praxis und Industrie unter der Leitung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und des Landwirtschaftsministeriums (BMLFUW) gekennzeichnet. Insgesamt arbeiten österreichweit zehn Organisationen und Institutionen operativ im Projekt mit, zehn weitere werden bei Bedarf involviert. Alle arbeiten mit dem Ziel, den Fortbestand einer wirtschaftlichen und wettbewerbsfähigen Ferkelproduktion in Österreich auch unter höheren gesetzlichen Haltungsauflagen ermöglichen zu können. Besonders wertvoll für das Projekt ist es, dass der Ergebnis-gewinn nicht ausschließlich unter “Laborbedingungen” stattfindet, sondern auch unter Praxisbedingungen, die die Situation der heimischen Produktionsverhältnisse widerspiegelt. Sechs heimische Sauenbetriebe waren bereit, ihre Stallungen für die wissenschaftliche Arbeit zu öffnen, externen Personen das Erheben von Daten zu ermöglichen und Praxis-erfahrungen weiterzugeben. Von deren Engagement werden letzendlich alle Berufskollegen und die gesamte Branche profitieren
Umfassende Datenerhebung
Die aufwändigen Arbeiten erfolgten unter fachlicher und wissenschaft- licher Begleitung des Forschungs-zentrums Raumberg-Gumpenstein, der Universitäten für Bodenkultur und Veterinärmedizin, der AGES, der Landwirtschaftskammern und der Verbände:
• Sämtliche Produktionsdaten inklusive einer detaillierten Ferkelverlusterhebung wurden in das adaptierte Sauenpla- nermodul übertragen.
• Jedes verendete Ferkel wurde auf der Vetmeduni in Wien oder in Raumberg-Gumpenstein seziert.
• Bei verendeten Ferkeln, bei denen die Verlustursache trotz Sektion nicht einwandfrei feststellbar war, wurden Videoaufzeichnungen analysiert.
• Über einen zweimaligen Betriebsbesuch je Abferkelturnus wurden haltungsbedingte Schäden und Verletzungen bei Sauen und Ferkeln sowie die Sauen- und Buchtenverschmutzung erhoben.
• Um den Einfluss betriebsindividueller Klimaverhältnisse auf die Ergebnisse einordnen zu können, fand auf allen Betrieben vor Projektbeginn eine Erhebung der Stallluftverhältnisse sowie der technischen Tauglichkeit der Lüftungs- und Regelungstechnik statt.
Endbericht geht Mitte 2017 an die Ministerien
In den kommenden Monaten findet die Auswertung aller verfügbaren Daten unter Vorgabe der Zielsetzungen und der aufgestellten Hypothesen statt. Darauf aufbauend wird eine ökonomische Bewertung vorgenommen. Alle Ergebnisse und Fakten mit den Bewertungen durch den Wissenschaftlichen Beirat des Projektes werden zu einem Endbericht zusammengefasst. Dieser ergeht Mitte 2017 an die Projektauftraggeber BMG und BMLFUW als Entscheidungsgrundlage für weitere Schritte. Zeitnah dazu ist auch mit einer Veröffentlichung der Projektergebnisse zu rechnen.