Plastik – vom Müll zum Wertstoff

Die Einführung eines Pfandsystems könnte dem achtlosen Wegwerfen von Einwegverpackungen und -flaschen ein Ende setzen. Denn alles was einen Wert hat, wird sorgsam behandelt. Eine Idee, die immer mehr Anhänger und Befürworter findet, darunter die Landwirtschaftskammer Oberösterreich.

In Deutschland werden seit Jänner 2019 pro Plastikfalsche 25 Cent einbehalten. Die Pfandautomaten zur Rückgabe der Einwegflaschen sind mittlerweile Usus.

Plastik ist nicht gleich Müll. Diese einfache, wenn scheinbar für manche schwerverständliche Gleichung, muss Eingang ins kollektive Bewusstein finden. Denn eines ist klar, wie bisher kann es nicht weitergehen – der Umwelt, der Landwirtschaft und auch dem Staatshaushalt zu Liebe.

Bäuerliche Vertreter zeigten das Problem zuerst auf

Softdrinks, Mineralwasser, Schokomilch, Smoothies, Eistee und Co. haben eines gemeinsam: Sie werden überwiegend in Plastikflaschen verkauft und konsumiert. Nicht selten teilen sie auch das gleiche Schicksal: Achtlos weggeschmissen entlang Oberösterreichs Straßen, Wald- und Wanderwegen. Ein Missstand auf den die Jungbauern seit vergangenem Herbst laufend aufmerksam machen. Zuerst mit der „Müllerntekrone“ und später mit der Informations-Kampagne „Ist das auf deinem Mist gewachsen?“ samt Aktionstafeln.

„Oft wird über die Verschmutzung der Weltmeere mit Plastik und anderem Müll berichtet. Währenddessen wird auch bei uns Abfall in der Natur weggeworfen. Die Folgen für die heimische Landwirtschaft können verheerend sein“, warnt Jungbauernlandesobmann Christian Lang. Erklärtes Ziel der Jungbauern ist daher, der Vermüllung von landwirtschaftlichen Produktionsflächen – Littering, wie es im Fachjargon heißt – ein Ende zu machen.

Dem Positivbeispiel der Jungbauern folgten erst vor kurzem Landesregierung und Landesabfallverband mit der Initiative „Wirf nix raus“. Zudem drängen die OÖVP mit Klubobfrau Helena Kirchmayr auf eine Novellierung des „OÖ Abfallwirtschaftsgesetzes“ inklusive deutlich höherer Strafen für Müllsünder.

Landwirtschaftskammer spricht sich für Pfandsystem aus

Aktuell lässt die Landwirtschaftskammer aufhorchen. Sie macht sich für das Konzept des Plastikpfands stark. „Wir müssen das Bewusstsein für das Problem Littering stärken, mehr auf Abfallvermeidung achten und von der Verpackung bis zur Entsorgung für mehr Nachhaltigkeit sorgen“, betont Präsidentin Michaela Langer-Weninger. Vom Pfandsystem erhofft sie sich einen „dringend benötigten Lenkungseffekt“.

Dringend, dass trifft es ganz gut. Denn mit Anfang nächsten Jahres soll eine EU-weite Plastiksteuer kommen. Für jede Tonne Kunststoffverpackung wird den Mitgliedstaaten dann 800 Euro verrechnet. Von den aktuellen Zahlen ausgehend, würde das für Österreich (und damit den Steuer­zahlern) Kosten in Höhe von 160 Millionen Euro ergeben. Zudem sieht die EU-Richtline zur Verringerung von Einwegplastik vor, dass bis zum Jahr 2029 mindestens 90 Prozent des Werkstoffes getrennt gesammelt und recycelt werden muss. Derzeit schafft es Österreich auf 70 Prozent.

Bäuerinnen und Bauern sind meist die Leidtragenden

Doch bei den finanziellen Nach­teilen für Vater Staat bleibt es nicht. Vor allem Landwirte zahlen „kräftig drauf“. Denn als Grundstückseigentümer müssen sie, sofern sich der Verursacher nicht feststellen lässt – also fast immer – für die Entsorgung des Straßenmülls aufkommen.

Leider mischt sich auch immer wieder Abfall unter Grünfutter oder Silage und landet so im Wiederkäuermagen. Besonders gefährlich: scharfkantige Metall- und Plastikteile. Sie können zu tödlichen Verletzungen des Verdauungstrakts führen. Das führt nicht nur zu Tierleid, sondern auch hohen Tierarztkosten und wirtschaftlichen Verlusten.

Eine Lösung könnte die von der Landwirtschaftskammer vorgeschlagene Einführung eines Pfandsystems sein. Vorbild hierfür ist das Nach­barland Deutschland, wo seit eineinhalb Jahren 25 Cent pro Einwegflasche ein­gehoben werden. „Wir glauben, dass ein Pfandsystem nach dem Vorbild Deutschlands sehr gut umsetzbar ist. Erst wenn wir dem Wertstoff
Plastik einen kleinen symbolischen Preis geben, wird er nicht mehr achtlos weggeworfen“, erklärt Langer-Weninger.

Altstoffsammelzentren wollen Teil der Lösung sein

Auch der oberösterreichische Landesabfallverband begrüßt die Überlegungen zu einem Pfandsystem. Er verweist insbesondere darauf, dass durch Littering ein wichtiger Rohstoff verloren geht. Denn viele Kunststoff­arten würden sich ökonomisch und ökologisch sinnvoll wiederverwerten lassen.

Dabei sieht sich der Verband selbst als Teil der Lösung. Die 180 Altstoffsammelzentren im Lande sollen folglich durch das Zurverfügungstellen von Automaten zur Rückgabe leerer Gebinde in das Pfandsystem miteinbezogen werden. Damit würde den Bürgern ein abgerundetes System angeboten und kleine Handelsbetriebe entlastet. Letztere stellten sich bisher wegen den drohenden Investitions­kosten für Lagerflächen und Personal in Bezug auf ein Einwegpfand stets quer.

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  • Junge Frau Wirft Pfandflaschen In Automaten: Michael Eichhammer - stock.adobe.com
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AUTORElisabeth Hasl
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