Kommentar von Conrad Seidl,
Redakteur “Der Standard”
Alle paar Tage, an manchen Tagen offenbar sogar alle paar Stunden, wird etwas am österreichischen Impfplan geändert: Mal kommt zu wenig Impfstoff, mal kommt er falsch an, mal ist er für Leute verplant, die ihn gar nicht wollen. „Chaos“ schreiben die Zeitungen (nicht nur die österreichischen über die österreichischen Zustände, dasselbe liest man in Deutschland). Die Medien verlangen, die Politiker versprechen, dass nun noch besser geplant würde. Dabei weiß man seit Ende des Kommunismus in Osteuropa, dass Planwirtschaft nicht funktioniert – und man könnte auch wissen, dass Pharmaunternehmen eben nach wirtschaftlichen Gegebenheiten handeln und produzieren: Die EU hat als Großabnehmer einen guten Einkaufspreis für die Impfstoffe ausverhandelt, die Unternehmen leisten, was für diesen Preis eben möglich ist. Gut so, richtig so. Warum aber wenden die staatlichen Akteure die marktwirtschaftlichen Kriterien nicht auch bei der Impfstoffverteilung an? Anstatt alles genau zu verplanen und diese Planung ständig zu ändern, wäre es sinnvoll, einen Teil der Impfstoffmenge an jene zu verkaufen, die für die Impfung zu zahlen bereit sind (wie man normalerweise ja auch für Zecken- oder Grippeimpfung zahlt). Wenn einige zehntausend Menschen bereit sind, sagen wir: 150 Euro pro Impfung (so viel musste man im letzten Frühjahr für einen jener Tests zahlen, die jetzt gratis sind) zu zahlen, wäre man Diskussionen ums Vordrängen los, hätte ein paar Millionen Körberlgeld eingespielt und die „geplanten“ Gratisimpfungen von Alten und Vorerkrankten würden nur unwesentlich verzögert.