Resistenzen sind ein Naturphänomen. Während sie in der Züchtung von Nutzpflanzen oft erwünscht sind (Round-upReady, LibertyLink), schlägt dies bei Unkräutern und Krankheitserregern ins Gegenteil um. Wie man Resistenzen bei letzteren vermeidet, das war Gegenstand eines Fachsymposiums des Adama-Pflanzenschutzkonzerns, das am 9. November in Bonn, Deutschland, stattgefunden hat.
Strobilurine versagen bei Weizenmehltau
Wie anfangs sehr gut wirksame Fungizide binnen einiger Jahre ihre Wirksamkeit verlieren können, das erläuterte Friedrich Felsenstein (Tentamus Group) am Beispiel der Strobilurine. Im Zeitraum von etwa sieben Jahren hat diese Stoffgruppe ihr Wirkungspotenzial gegenüber Septoria oder Mehltau völlig eingebüßt. Auch bei Cercspora in Zuckerrübe ist das Resistenzniveau regional zwischen 50 bis 100 Prozent. Der Grund war eine genetische Anpassung der Erreger, die den Wirkmechanismus zunichte gemacht hat. Gut wirksam sind Strobilurine immer noch gegenüber Braunrost.
Weniger durch Resistenzen gefährdet ist demgegenüber die Wirkung von Carboxamiden und Azolen. Bei den Carboxamiden konnte der Weizenmehltau bisher keine Resistenz entwickeln, bei Netzflecken an Gerste ist die Situation schwieriger, hier wird der erfolgreiche Schutz schwieriger, so Felsenstein.
Bei den Azolen bedarf es einer Akkumulierung über mehrere Generationen, damit Krankheitserreger eine Resistenz ausbilden können. Zudem reagieren die Erreger unterschiedlich auf die einzelnen Wirkstoffe der Azol-Gruppe. Generell gilt, dass sich bei Azolen die Resistenz der Erreger auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau einpendelt. Somit bleibt die bereits seit etwa 40 Jahren angewandte Wirkstoffgruppe erhalten, wenn auch teils mit Wirkungsminderungen. Sinnvoll ist bei den Azolen die Kombination verschiedener Wirkstoffe dieser Gruppe. Beispielsweise ist laut Felsenstein der Bekämpfungserfolg größer, wenn man Tebuconazol mit Difeconazol kombiniert. Wichtig ist generell die Ausbringung in „robusten“ Aufwandmengen, sprich in der höchsten zugelassenen Dosierung.
Bei Ramularia lohnt eine Folpet-Zugabe
Bei Ramularia gibt es laut Felstenstein regional unterschiedliche Anpassungen. Für Carboxamide in Südbayern durchgeführte Untersuchungen haben stark schwankende Resistenzniveaus zwischen 20 und 80 Prozent gezeigt. Demnach ist der Ramularia-Erreger (Ramularia collo cygni) unwahrscheinlich mobil. Die seit dem Wegfall des Kontaktwirkstoffes Chlorthalonil übliche Fungizidergänzung mit Folpet bezeichnete Felsenstein als „sehr wertvoll, wenn auch nicht der Oberhammer“. Bestätigt hat diesen Befund der Pflanzenschutzfachmann der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Stephan Weigand. Zum Erreger merkte Weigand an, dass dieser auch an historischen Samenproben nachgewiesen werden konnte, und zwar am Saatgut unter der Samenschale. Mittels Beizen war der Erreger bisher nicht regulierbar, die neue Systiva-Beize von BASF zeige nunmehr erstmals eine Wirkung, so Weigand.
Aufgrund der erst spät in Erscheinung tretenden Symptome (meist zum Ährenschieben) ist die Behandlung nach Schadschwellenkonzept bei Ramularia nicht möglich. Der Erreger ist genetisch sehr dynamisch, der Sporenflug ist vom Schossen bis zur Blüte der Gerste massiv und setzt sich bis nach (!) der Ernte fort. Auch über Stroh und Ausfallgerste ist eine Verbreitung möglich. Züchterisch gibt es bis dato keine Erfolge gegnüber Ramularia, etwas gesünder zeigen sich in der Praxis spätere Sorten.
Basis der Kontrolle sind im süddeutschen Gerstenanbau die Wirkstoffe der Azol-Gruppe, konkret Prothioconazol und Mefentrifluconazol. Einmalbehandlungen waren in der Regel ausreichend. Eine Ergänzung mit dem Kontaktwirkstoff Folpet brachte im mehrjährigen Mittel ein Ertragsplus von 2,4 dt/ha und war somit wirtschaftlich sinnvoll. Schwefel kann Folpet nur begrenzt ersetzen. Bisher geprüfte Biologicals leisten laut Weigand kaum einen Beitrag zur Ramulariakontrolle.
Kampf den Problemgräsern
Zur Regulierung von Problemgräsern referierten Dirk Wolber von der LWK Niedersachsen und Dominik Dicke vom Pflanzenschutzdienst Hessen. Zur Regulierung von Ackerfuchsschwanz empfahl Wolbers spätere Saattermine und dichtere Saatstärken. Sulfonylharnstoffe sollten nur einmal in der Fruchtfolge eingesetzt werden. Bei Resistenzgefahr ist es geboten, auf Bodenherbizide (Flufenacet, Pendimethalin) in Mischung mit Diflufenican, Beflubutamit oder Ethofumesat (derzeit nicht im VA zugelassen) auszuweichen. Ebenfalls möglich sind Mischungen mit Mesosulfuron, Florasulam (Pointer Plus) oder Halauxyfen-Methyl (Zypar, Pixxaro, Belkar, Korvetto). Was die zunehmende Verbreitung von Weidelgräsern als Unkraut in Getreide betrifft, führte Dirk Wolber aus, dass diese zwar viele Vorteile im Feldfutterbau bieten, in der Folge aber in Weizen, Zuckerrübe und Mais zum Problem werden. Bei ACCase-Hemmern (Axial) sei die Resistenzgefahr groß. Wirkungssicherer seien bisher die Sulfonylharnstoffe. Wie bei Ackerfuchsschwanzgras sind Fruchtfolgemaßnahmen sinnvoll, wie spätere Saattermine, Einbau einer Sommerung mit vorausgehender Begrünung. Achtung: Resistente Weidelgräser können über Feldfutter oder Begrünungsmischungen auf den Acker kommen.
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- 2346 W03 ADAMA Grafik Resistenz: ADAMA