Optimierte Trocknungstechnik

Um Heu lagerfähig trocken zu bringen, ist eine Luftfeuchtigkeit unterhalb 50 Prozent (%) nötig. Diese wird durch die Kaltbelüftung leider fast nie erreicht.

Heute werden nur mehr druckstabile Radialventilatoren eingesetzt. ©Kittl
Heute werden nur mehr druckstabile Radialventilatoren eingesetzt. ©Kittl
Die Trocknungssysteme Dachabsaugung, Warmbelüftung und Luftentfeuchter (siehe auch Tab. 1) lassen sich auch untereinander kombinieren, so ist z. B. eine Dachabsaugung immer sinnvoll. Die Anlage muss sicherstellen, dass das Futter innerhalb 70 bis maximal 100 Stunden trocken ist, bei der Rundballentrocknung muss die Trocknung wegen des verdichteten Futters innerhalb 30 bis 60 Stunden abgeschlossen sein. Nur so kann höchste Qualität bei geringen Kosten erreicht werden.
Probleme bereitet bei der Rundballentrocknung das Nachbelüften. Da weitere Ballen darauf warten, auf die Anlage zu kommen, werden die Ballen oft auf weniger als zehn % getrocknet, um dann hoffentlich nicht mehr über 13 % Restfeuchte “nachzuschwitzen”.

Einfuhrfeuchte

Die ideale Einfuhrfeuchte bei Loseheu liegt bei 35 % Restfeuchte – hier sind die Bröckelverluste noch gering und der Energieaufwand beim Trocknen vertretbar. Im Schwad kann das Heu ohne Probleme noch weiter am Feld vortrocknen. Wird zu spät geschwadet, nehmen die Bröckelverluste stark zu. Für Rundballen braucht es eine Vortrocknung am Feld auf unter 30 % Restfeuchte, besser 25 %, da die Bedingungen auf der Trocknungsanlage schwieriger sind (vgl. Tabelle 3).

Ventilator

Die gesamte Trocknung ist vom Ventilator abhängig. Heute werden ausschließlich druckstabile Radialventilatoren eingesetzt. Die benötigte Luftmenge liegt bei der Boxentrocknung zwischen 250 und 400 Kubikmetern (m³) pro Stunde (h) und Quadratmeter (m²) Boxenfläche und kann aus der 3. und 4. Spalte der Tab. 2 für jede Boxengröße berechnet werden. Rundballen benötigen 700 bis 1100 m³ pro h und m² Ballenkreisfläche. Die Tab. 3 bietet eine Übersicht für die unterschiedlichen Ballendurchmesser. Der Druck, den der Ventilator erzeugen muss, liegt bei der Losetrocknung für Wiesenheu, abhängig von der Luftmenge, bei 110 bis 160 Pascal (Pa) je Meter Schichthöhe. Zuschläge von je 100 Pa müssen noch einberechnet werden für: Dachabsaugung, Luftentfeuchter (ohne Hilfslüfter), Wärmetauscher und wenn der Lüfter auf einer Seehöhe über 1000 m steht. Für die Ballentrocknung benötigt man einen Druck zwischen 800 bis 1200 Pa (plus Zuschlägen) je nachdem, ob man sich an der unteren oder oberen Luftmenge orientiert (vgl. Tab. 3).

Dachabsaugung

Die Dachabsaugung zur Nutzung der Sonnenwärme liefert große Energiemengen bei geringem Aufwand besonders im Neubau. Es ist ein sogenanntes Kaltdach, wie es auch auf Wohnhäusern gebaut wird, zu schaffen. Dabei muss aber die Auflattung zwischen Unterdach und der jeweiligen Dachhaut (wie Ziegel, Blech) genau berechnet werden, damit die Luftgeschwindigkeit im Dach zwischen vier bis sechs Metern pro Sekunde liegt. Wird das nicht gemacht, strömt die Luft zu schnell oder zu langsam durch das Dach. Beide Situationen sind zu vermeiden: Zu schnell bedeutet hohen Druckverlust und Strombedarf für den Lüfter. Zu langsam kann bedeuten, dass warme Luft im Dach bleibt und die kalte Luft darunter durchgezogen wird, ohne dass sich die Luftmengen gut vermischen – die Leistung der Dachabsaugung wird nicht ausgenutzt.
Die Berechnung ist einfach: Spalte 5 aus Tabelle 2 gibt den Querschnitt in m² für jede Boxengröße vor. Diese Fläche muss nun durch die Laufmeter der Ansaugöffnung dividiert werden. Beispiel: Bei einem Satteldach mit Nord-Süd Ausrichtung soll die Südseite abgesaugt werden. Die Luft soll an der Traufe eingesaugt und im Firstbereich gesammelt werden. Somit ist die Fläche aus Tabelle 2 durch die gesamte Traufenlänge zu dividieren. Wird von Nord- und Südseite eingesaugt, muss die doppelte Traufenlänge genommen werden, usw.
Bei der Dachabsaugung werden Leistungen zwischen 230 bis 280 Watt pro m² Dachfläche erreicht, wobei Ziegel aufgrund des hohen Falschluftanteils (Luftdurchlässigkeit!) am schlechtesten und Blechbahnen am besten funktionieren. Über ein gesamtes Wirtschaftsjahr gesehen, halbiert eine gute Dachabsaugung die Trocknungskosten.

Warmbelüftung

Die Warmbelüftung kann die Schwächen der Dachabsaugung ausgleichen, da sie auch nachts und bei schlechtem Wetter Energie in die Heutrocknung liefert. Als Energiequellen kommen dabei Biomasse aus Scheitholz oder Hackgut und in Ausnahmefällen (nur in Kombination mit Dachabsaugung) ein Ölofen infrage. Bei der Losetrocknung wird mindestens eine Heizleistung von einem Kilowatt netto (= bei der Trocknung) je m² Boxenfläche benötigt. Für Rundballen gilt als Minimum ein kW je 100 kg Frischmasse – vgl. Tabelle 3. Kleinere Betriebe können hier oft mit der vorhandenen Hausheizung und einem Wärmetauscher punkten, wobei ein Stückgutkessel nur dann Sinn macht, wenn er Meterscheite aufnehmen kann.

Entfeuchtertrocknung

Die komfortabelste und bei richtiger Planung auch energiesparendste Heutrocknung wird mit Luftentfeuchtern erreicht. Diese Maschinen sind Wärmepumpen, die durch Abkühlung der Luft Wasser abscheiden können. In einem zweiten Schritt wird die Luft wieder angewärmt, und die Luft am Ausgang ist dann warm und trocken. Es wird dringend empfohlen, die Entfeuchter nur im Umluftbetrieb laufen zu lassen, da so extrem viel Energie zurückgewonnen werden kann. Weiters arbeiten die Geräte bei warmen Temperaturen wesentlich besser, weshalb eine Anwärmung bei kalten Bedingungen Sinn machen kann. Aus diesem Grund muss auch auf Wärmeverlust durch Betonböden oder die Gebäudehülle geachtet werden. Kalte Flächen (Beton) und Öffnungen werden am besten mit Spanplatten abgedeckt.
Der benötigte Leistungsbedarf liegt zwischen 0,1 und 0,2 kW je m² Boxenfläche oder 0,5 und 1 kW je Rundballen. Bei gut gedämmten Gebäuden und mit Zuheizung kann man sich am unteren Wert orientieren, besonders schlagkräftige Anlagen sollten sich am oberen Leistungsbedarf orientieren.

Fazit Trocknung: Investition in hochwertiges Futter

Unabhängig von der Betriebsart und -größe ist eine Investition in hochwertiges Grundfutter immer sinnvoll. In der Abstimmung auf den jeweiligen Betrieb gibt es große Unterschiede bei den Anlagenvarianten. Jede Anlage arbeitet anders, da die Gegebenheiten vor Ort unterschiedlich sind. Auch die Landwirte haben einen großen Einfluss auf eine problemlose Funktion der Anlage durch den Anlagenbau und die Einfuhrfeuchte.Weitere Infos unter www.heutrocknung.org im Bereich: “Grundfutter Heu” – “Studien /Unterlagen” mit den Empfehlungen von Prof. Gotthard Wirleitner zur Boxen- bzw. Rundballentrocknung.

Tab. 1: Trocknungssysteme

 ©
©

Tab. 2: Planungsdaten Boxentrocknung

 ©
©
- Werbung -
Vorheriger ArtikelKleinsennereien im Aufwind
Nächster ArtikelAgrar-Terminmarktnotierungen vom 4. Mai 2016