Kleinsennereien im Aufwind

Lange vorbei sind die Zeiten, als sich Käse aus Tirol auf wenige Sorten wie Emmentaler, Bergkäse oder Graukäse beschränkte.

Der Tiroler LHStv. Josef Geisler (Mitte) mit Firmenchef Herbert Plangger (r.) und Enkel Reinhard Brunner im neuen Felsenkeller in Niederndorf/Sebi ©Land tirol/Christa Entstrasser-müller
Der Tiroler LHStv. Josef Geisler (Mitte) mit Firmenchef Herbert Plangger (r.) und Enkel Reinhard Brunner im neuen Felsenkeller in Niederndorf/Sebi ©Land tirol/Christa Entstrasser-müller
Bei Tirols Kleinsennereien und spezialisierten Verarbeitungsbetrieben tut sich einiges: Derzeit laufen Investitionsvorhaben mit einem Volumen von rund zehn Millionen Euro, weitere Projekte um mehr als drei Millionen Euro sind geplant. Die Käserei Plangger in Walchsee errichtet unter anderem einen Felsenkeller. Die Erlebnissennerei Zillertal investiert in die Käserei und Joghurtabfüllung, Sebastian Danzl von der gleichnamigen Sennerei in Schwendt erweitert ebenfalls die Käseproduktion und auch die Sennereigenossenschaft Hatzenstädt in Niederndorferberg vergrößert die Käsereiferäume.

Platz für 60.000 Käselaibe im Felsenkeller

Tiroler Lebensmittelhandel und Agrarmarkting Tirol arbeiten eng zusammen: Leopold Wedl (Handelshaus Wedl, l.) und Agrarmarketing-Geschäftsführer Wendelin Juen. ©amtirol
Tiroler Lebensmittelhandel und Agrarmarkting Tirol arbeiten eng zusammen: Leopold Wedl (Handelshaus Wedl, l.) und Agrarmarketing-Geschäftsführer Wendelin Juen. ©amtirol
Nicht weniger als 60.000 Käselaibe haben im neuen Felsenkeller der Käserei Plangger in Niederndorf/Sebi Platz. “Der neue Felsenkeller gibt uns die Möglichkeit, verstärkt länger gereiften Käse zu produzieren und auch mehr Milch zu hochwertigen Käsespezialitäten zu verarbeiten”, erklärt Herbert Plangger. Neben dem Felsenkeller, der bereits fertig ist, werden in Niederndorf auch eine Verpackungs- und Versandhalle sowie ein neues Verkaufslokal errichtet. Über einen Besucherstollen gelangt man zu einer Aussichtsplattform, die Einblicke in den Felsenkeller und den darin gelagerten Käse bietet. Die Käserei Plangger produziert derzeit jährlich rund 1000 Tonnen Qualitätskäse. Die Heumilch wird von 110 Bauern mit langfristigen Lieferverträgen bezogen.
Auch Tirols Agrarreferent LHStv. Josef Geisler informierte sich kürzlich über das vom Land Tirol unterstützte Investitionsprojekt der Käserei Plangger. “Verarbeitungsbetriebe mit Spezialprodukten, wie im Felsenkeller gereifter Käse, sind am Markt erfolgreich. Davon profitieren auch die Milchbauern”, zeigte sich Geisler beeindruckt.
So wie in der Käserei Plangger herrscht in vielen Tiroler Käsereien Aufbruchstimmung. Nicht zuletzt deshalb hat die Agrarmarketing Tirol unter Führung von Wendelin Juen das Angebot der Tiroler Kleinsennereien übersichtlich in einem Produktkatalog zusammengefasst. Das erleichtert Gastronomie- und Hotelleriebetrieben sowie Großküchen den Einkauf von regionaler Milch und Milchprodukten aus Tirol. Für die Gastronomie, Hotellerie und Großküchen produzieren elf Tiroler Sennereien, zwei Direktvermarkter und ein Senner auf der Alm Lebensmittel mit dem Gütesiegel “Qualität Tirol”. Klassiker wie Bergkäse, Emmentaler oder Graukäse überzeugen genauso wie die Spezialitäten Schnittlauchkäse, Louick, Ziegencamembert, Bio-Blue oder der “Große Stinker”.

Wichtige Lücke wurde geschlossen

Die Familie Kröll (rechts Geschäftsführer Heinz Kröll) von der Erlebnissennerei Zillertal setzt auf Produkte aus Heumilch. ©Erlebnsisennerei zillertal
Die Familie Kröll (rechts Geschäftsführer Heinz Kröll) von der Erlebnissennerei Zillertal setzt auf Produkte aus Heumilch. ©Erlebnsisennerei zillertal
Mit der Erlebnissennerei Zillertal wurde eine wichtige Lücke im Angebot geschlossen. “Seit Kurzem bieten wir unseren Kunden Frisch-, Berg, Leicht- und Buttermilch, Sauerrahm sowie verschiedene Joghurtspezialitäten mit dem Gütesiegel ‚Qualität Tirol‘ im Fünf- bzw. Zehn-Liter-Eimer an”, freut sich Heinz Kröll, Geschäftsführer der Erlebnissennerei Zillertal. “Wo es gewünscht ist, übernehmen wir die Bündlerfunktion für die Tiroler Kleinsennereien und bieten dem Gastrogroßhandel das gesamte Angebot aus dem neuen Gastrokatalog an.”
Auch Leopold Wedl, Vorstandsmitglied der Agrarmarketing Tirol und Inhaber des Handelshauses Wedl, freut sich: “Die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln steigt. Viele kleine bäuerliche Produzenten bieten ein sehr gutes Angebot. Mit dem Gastrokatalog ist ein tolles Projekt gelungen.”
Einen weiteren Schub für den Absatz regionaler Milchprodukte gibt es von der im Zillertal geplanten neuen Käseschneide- und Verpackungsanlage von zehn Sennereien unter den Namen “Tirolpack”. Diese soll die Produkte der Kleinsennereien marktkonform aufbereiten. Die Anlage wird circa zehn Millionen Euro kosten und 25 Arbeitsplätze bringen.

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