Nach den Vorstellungen der Freiheitlichen sollen sich Szenen wie diese vor dem Brandenburger Tor in Berlin auch hierzulande wiederholen lassen. Der Bauernbund übt Kritik.

Noch vor wenigen Tagen zeigten sich FPÖ-Agrarsprecher Peter Schmiedlechner und seine Parteikollegin und freiheitliche Verfassungssprecherin Susanne Fürst „Seite an Seite mit der AfD-Bundessprecherin Alice Weidel“ solidarisch marschierend bei den deutschen Bauernprotesten. Nun dürfte die Freiheitliche Partei Gefallen an PS-starken Demonstrationen gefunden haben. Denn seit Mittwoch kursieren Einladungen für eine „Fahrt nach Wien“ am Freitag, den 19. Jänner. „Für eine bessere Zukunft“ wolle man protestieren und für eine Reihe weiterer Forderungen, die in zweifelhafter Rechtschreibung die sozialen Netzwerke der heimischen Bauernschaft fluten. Als Organisatoren werden keck „Österreichs Bäuerinnen und Bauern“ genannt. Tatsächlich ist der Urheber die FPÖ, wie der Österreichische Bauernbund nun aufdecken konnte. „Damit missbraucht die FPÖ die Bäuerinnen und Bauern in Österreich, um eine Wahlkampfveranstaltung durchzuführen“, stellt Bauernbund-Pressesprecher Christian Esterl klar. Der 236.000 Mitglieder zählende Bauernbund distanziere sich „klar von Wahlkampfspielchen der Freiheitlichen auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern“.

Bundesregierung steht hinter ihren Bauern

Für die Standesvertreter, die sich ebenso geschlossen hinter die Proteste der deutschen Berufskollegen gestellt hatten, liegt nämlich ein triftiger Unterschied zur Situation in Deutschland vor: „In Österreich sind die Bäuerinnen und Bauern in der Bundesregierung vertreten, die sich deshalb auch klar zu den Leistungen der Landwirtschaft bekennt.“

So habe man hierzulande das nationale Agrarbudget deutlich aufgestockt, das “Impulsprogramm für die Landwirtschaft” in der Höhe von 360 Mio. Euro auf den Weg gebracht und mit dem Stromkostenzuschuss und der Stromkostenbremse die Bauern unterstützt, während die Berliner Ampel-Koalition versuche, bei ihren Landwirten Gelder einzusparen. Man kenne im Bauernbund die Anliegen und Sorgen der Bauernschaft und vertrete die Berufsgruppe deshalb tagtäglich in den jeweiligen politischen Gremien, das sei „besser als auf der Straße zu diskutieren“, sind die Bauernbündler überzeugt. Die FPÖ hingegen kritisierte zuletzt zwar medienwirksam „Auflagen und Richtlinien“ für die Bauern, glänze in der Gremienarbeit oft durch Abwesenheit „oder stellt sich gar auf die Gegenseite der Bauern, etwa beim Tierschutz“, konstatiert man beim Bauernbund.

Spaltung “löst keine Probleme”

Anstatt Ängste zu schüren, will man weiter „lösungsorientiert für die berechtigten Anliegen der Bauernfamilien arbeiten“ und lädt die FPÖ zu konstruktiven Gesprächen ein: „Herausforderungen lösen wir nur mit einem konstruktiven Miteinander“, richtet man den Freiheitlichen aus. Eine Spaltung der bäuerlichen Berufsgruppe „löst kein einziges Problem“.

Dem Vernehmen nach gehen die Freiheitlichen von 200 bis 300 Teilnehmern an der Demo aus. Politische Entscheidungsträger werden die Demonstrierenden aber wohl nicht treffen. Die österreichische Agrarspitze weilt dieser Tage nämlich auf der Grünen Woche in Berlin.

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AUTORRed. CW
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