„Ohne unseren Zucker wird’s bitter“

Bei einem Aktionstag für heimischen Zucker in der Wiener Innenstadt sowie an einem Dutzend weiteren Standorten in Niederösterreich wurde am heutigen Nikolaustag für die Absicherung des Rübenanbaues geworben.

Warben für Zucker aus Österreich: Ernst Karpfinger, Johannes Schmuckenschlager, Lorenz Mayr, Josef Eisenschenk und Stephan Pernkopf

Die Szenerie war mehr als passend: Am Platz vor dem Stephansdom rieselte Schnee wie Streuzucker vom Himmel. „Ohne Zucker aus Österreich wird’s bitter für uns“, lautete die Botschaft an die Vorbeieilenden, die mit einer sympathischen Info- und Verteilaktionen von zuckersüßen Germteig-Krampussen durch die obersten Vertreter des Niederösterreichischen Bauernbundes, der Landwirtschaftskammer, des Rübenbauerbundes und von Agrana auf die Bedeutung einer sicheren Versorgung mit hochwertigem heimischem Zucker aufmerksam gemacht wurden. Denn der Zuckerrübenanbau in Österreich ist zwar ein wichtiger Bestandteil in der Fruchtfolge sowie der Einkommen vieler bäuerlicher Betriebe, in den vergangenen Jahren wurde diesen aber der Rübenanbau deutlich erschwert. „Alleine heuer mussten mehr als 5.000 Hektar der angebauten Zuckerrüben umgebrochen werden. Mangels geeigneter Beizmittel zum Schutz der Pflanzen hatte der Rübenrüssler die noch jungen Pflanzen abgefressen. Allein auf diesen Rübenäckern hätten 60.000 Tonnen Zucker erzeugt werden können. Mit dieser Menge könnte ganz Wien ein Jahr lang versorgt werden.

Dazu Johannes Schmuckenschlager, Präsident der LK Niederösterreich: „Hauptverantwortlich für die prekäre Lage ist das verstärkte Auftreten von Schädlingen und das gleichzeitige Verbot wirksamer Pflanzenschutzmittel. Das gefährdet nicht nur unsere Versorgung mit heimischem Zucker, sondern verursacht zusätzliche Kosten von 2 Millionen Euro und 500 Tonnen CO2-Mehrausstoß.“ Letzterer entspreche 5 Millionen gefahrener PKW-Kilometer.

Schmuckenschlager fordert deshalb: „Um den Rübenanbau und die Zuckerproduktion in Österreich zu erhalten, brauchen die Bäuerinnen und Bauern klare und planbare Rahmenbedingungen. Dazu gehören ein klares Bekenntnis zu wirksamen Pflanzenschutzmitteln sowie deren Verfügbarkeit. Ebenso bedarf es einer Risikoabsicherung für die Rübenanbauer im Falle von erneuten Flächenverlusten. Zudem sollen finanzielle Mittel für die Forschung im Bereich der Schädlingsbekämpfung bereitgestellt werden.“ Für den Kammerpräsidenten steht fest: „Es braucht also eine gemeinsame Kraftanstrengung aller, um die Versorgung mit heimischem Zucker sicherzustellen.“

Der Obmann des NÖ. Bauernbundes Stephan Pernkopf betonte: „Nur mit bäuerlicher Produktion gibt es Versorgungssicherheit am Kontinent. Unsere Bäuerinnen und Bauern müssen und wollen produzieren, um diese Versorgung zu sichern. Dafür brauchen sie aber auch die richtigen Werkzeuge, um sich gegen Schädlinge wehren zu können, welche sonst ihre Ernten vernichten.“ Ohne solche wirksamen Pflanzenschutzmittel müssen Lebensmittel importiert werden. „Womöglich noch aus Erdteilen, wo der Regenwald niedergebrannt und CO2 in die Luft geblasen wird. Das kann nicht im Sinne unserer Umwelt sein.“ Das habe der NÖ. Bauernbund erst vor wenigen Tagen auch bei einem Arbeitsbesuch in Brüssel bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen deponiert. An die Konsumentinnen und Konsumenten appellierte Pernkopf: „Sie sind unsere Verbündeten! Deshalb lasst die Bäuerinnen und Bauern arbeiten. Wir brauchen mehr Landwirtschaft statt ständig neuer Einschränkungen.“

Lorenz Mayr, Vizepräsident der LK Niederösterreich und selbst Rübenbauer, sagte: „Die Zuckerrübe ist für uns bäuerliche Betriebe ein wichtiger Produktionszweig. Wir haben uns trotz der schwierigen Bedingungen bisher nicht davon abbringen lassen, um unser Land mit Zucker zu versorgen. Mittlerweile stoßen wir jedoch an die Grenze des Machbaren. Der Rübenanbau ist zum Risiko geworden.“ Aufgrund fehlender Werkzeuge, also fehlender wirksamer Pflanzschutzmittel, werde es immer schwieriger, die Rübenkultur bis zur Ernte zu bringen. Mayr: „Seit Jahren müssen wir uns zu Beginn jeder Saison die Frage stellen, wie viel der angebauten Saat wir durchbringen können.“ Auch 2023 war ein sehr schwieriges Jahr. „Wir mussten erneut enorme Ernteeinbußen verzeichnen und brauchen daher endlich praxistaugliche Lösungen und keine willkürlich verhängten Wirkstoff-Verbote. Denn das wird uns letztendlich dazu zwingen, auf den Rübenanbau zu verzichten.“ Davon hänge auch die Existenz von Betrieben und den dahinterstehenden Familien ab.

Auch Ernst Karpfinger, Präsident der Rübenbauern verwies auf die lange Tradition des Rübenanbaues in Österreich, als fixer Bestandteil im Anbau und wichtig zur Auflockerung der Fruchtfolge. Auch er ist überzeugt: „Wir laufen in Gefahr, dass wir unsere Zuckerproduktion in Österreich und Europa verlieren und die Eigenversorgung aufgeben müssen.“ Es könne auch nicht im Sinne der EU sein, „Pflanzenschutzmittel zu verbieten, damit die Produktion zurückzufahren und gleichzeitig das Tor für Importe etwa aus der Ukraine zu öffnen, die bei weitem nicht unsere hohen Produktionsstandards erfüllen“.

Der Geschäftsführer der Agrana Zucker GmbH, Josef Eisenschenk, zeigte sich trotz allem für den Zuckerrübenanbau im kommenden Jahr „angesichts der preislichen Rahmenbedingungen“ optimistisch und erwartet für 2024 attraktive Rübenpreise. Das sei auch wichtig, um weiterhin das Anbauziel von mindestens 38.000 Hektar Zuckerrübenfläche und damit eine Erntemenge von rund 3 Millionen Tonnen für eine Vollauslastung der beiden Zuckerfabriken der Agrana in Österreich zu erreichen.

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  • Zucker aus Österreich: LK Niederösterreich/ Georg Pomaßl
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