Exakt 6.848.977 Legehennen gibt es in Österreich (Stand: Feb. 2019), die uns das ganze Jahr und speziell zu Ostern mit Eiern versorgen. Ab 1. Jänner 2020 wird keine der Legehennen mehr in einem Käfig gehalten werden. Denn mit Jahresende 2019 verbietet Österreich die Käfighaltung – wobei auch schon jetzt nur mehr ein Prozent oder 53.848 Hennen auf acht Betrieben in Österreich ihr Dasein in Käfigen fristen müssen.
Weltweit: Nur Österreich und die Schweiz käfigfrei
Die herkömmliche Käfighaltung wurde in Österreich bereits mit Ende 2008 verboten, gleichzeitig wurde eine Übergangsfrist für „ausgestaltete“ Käfige bis 1. Jänner 2020 festgelegt. Österreich ist damit ein absoluter Vorreiter – leider bisher ohne Nachahmer. In der EU gibt es kein zweites Land, das die Käfighaltung zu 100 Prozent (%) verbietet und auch weltweit gibt es das Käfigverbot neben Österreich nur noch in der Schweiz.
Außerhalb der EU ist sogar noch die „herkömmliche“ Käfighaltung erlaubt. Dort hat eine Legehenne 550 Quadratzentimeter (oder noch weniger) Platz, was nicht einmal der Größe eines DIN-A4-Blattes entspricht. 90 % der weltweiten Hennen werden in diesen Käfigen gehalten. In der EU gilt seit 2012 ein Verbot der herkömmlichen Käfighaltung. Die Haltung in den „ausgestalteten“ Käfigen ist allerdings weiterhin – ohne Aussicht auf ein Ende – erlaubt. Diese Haltungsform gewährt den Hennen etwas mehr Platz, Sitzstangen und Nester zur Eiablage. Mehr Platz heißt aber auch nur 750 Quadratzentimeter, was 13 Hennen je Quadratmeter bedeutet. 56 % der EU-Hühner legen ihre Eier in diesen Käfigen.
Der Anteil der Käfigeier ist in den Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich, wie die obenstehende Grafik zeigt. Trauriger Spitzenreiter ist Litauen mit 96 % Käfighaltung, danach kommen Portugal mit 93 %, Spanien mit 88 %, Polen und Lettland mit 87 % sowie Estland mit 86 %. Spanien und Polen sind in dieser Platzierung besonders problematisch, denn in absoluten Zahlen gemessen sind sie die Länder mit den meisten Legehennen in Käfighaltung – in Spanien 41 Millionen, in Polen 40 Millionen. Diese beiden Länder sind auch im Gesamtranking der EU-weiten Legehennenbestände nach Frankreich und Deutschland auf Platz drei und vier. Erhoben hat die Zahlen zur Käfighaltung ein EU-Bündnis an Tierschutzorganisationen.
1,7 Millionen (Käfig-) eier täglich
Eine Insel der Seligen ist Österreich nur, was die Haltung betrifft. Denn konsumiert werden von den Öster-reichern wahrscheinlich mehr Käfigeier, als ihnen lieb ist. Genau feststellen lässt es sich nicht, eine deutliche Sprache sprechen aber die Import-zahlen.
Österreich hat zwar mit jährlich fast zwei Milliarden erzeugter Eier einen Selbstversorgungsgrad von 87 %. Trotzdem werden laut Statistik Aus-tria täglich fast eine Million Eier (366 Millionen jährlich) importiert. Und das betrifft nur das Schalenei, also jenes, das im Ganzen nach Österreich kommt. Hauptimportland (45 % des Imports) ist Deutschland, wo sieben Prozent der Legehennen in Käfigen leben – also vergleichsweise wenig. Auf Platz zwei finden sich die Niederlande mit 18 % Käfighaltung. Da-hinter kommt bereits Polen (14 % des Imports) – jenes Land mit 40 Millionen Legehennen (87 %) in Käfighaltung.
Alle drei Länder liegen auch beim Import von Eiprodukten – Flüssig- oder Trockenei – vorne im Ranking. Insgesamt machen die Importe der Eiprodukte – umgerechnet in Eiäquivalenten – 270 Millionen Stück jährlich aus. Rechnet man die Importe von Schalenei und verarbeitetem Ei zusammen, sind das 636 Millionen Eier jährlich oder 1,7 Million Eier täglich, die nach Österreich importiert werden.
Schalenei wird zu fast 100 % aus EU-Ländern importiert, Eiprodukte
zu 95 % aus EU-Ländern. Zweiteres ist allerdings nicht die ganze Wahrheit: Werden nämlich Eier etwa aus der Ukraine in die Niederlande exportiert und dort zu Flüssigei verarbeitet, kann das als niederländisches Flüssigei nach Österreich kommen. Neben der Ukraine sind Indien und Argentinien wichtige Importländer in die EU.
Wo verstecken sich also jene knapp 636 Millionen Eier jährlich, die als Schaleneier (366 Millionen) oder Eiprodukte (270 Millionen) nach Österreich kommen? Als Schalenei finden sie sich im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel jedenfalls nicht wieder, denn dieser verkauft ausschließlich österreichische Schaleneier – gekennzeichnet auf jedem Ei.
Das Problem liegt bei den verarbeiteten Produkten. 800 Lebensmittel des täglichen Bedarfs – von Nudeln bis Backwaren – enthalten Eier und auch Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung brauchen sie in großem Umfang. Dort fehlt eine Kennzeichnung – das Ei ist anonym. Die logische Forderung, die von Geflügelbranche, Landwirtschaftskammer und Bauernbund daher mit Vehemenz verfolgt wird: eine verpflichtende Kennzeichnung für Verarbeitungsprodukte mit Eianteil im Lebensmittelhandel und in der Gemeinschaftsverpflegung hinsichtlich Herkunft und Haltungsform.
Dann könnte der Konsument auch bei Verarbeitungsprodukten entscheiden, was er isst. Denn immerhin nimmt er von den 239 Eiern, die er sich jährlich gönnt, die Hälfte in Form verarbeiteter Produkte zu sich.
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- Chicken Farm.: moji1980 - Adobe Stock