Ökosoziales Forum fordert Kreislaufwirtschafts-Milliarde

Mayrhofer: „In den Startlöchern“

Bei einer Agrar- und Forstwissenschaftlichen Konferenz des Ökosozialen Forums (ÖSFO) am Mittwoch forderte dessen Generalsekretär Hans Mayrhofer von der Bundesregierung ernstzunehmende Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft: „Den Lippenbekenntnissen müssen endlich eine konsistente Strategie und das Budget für eine wissenschaftsbasierte Umsetzung folgen. Die Wirtschaft, die Wissenschaft und die Zivilgesellschaft stehen in den Startlöchern. Wir warten nur auf das Go aus der Politik.“
Die Kreislaufwirtschafts-Strategie der Regierung wurde trotz Ankündigungen bis dato immer noch nicht publiziert. Mayrhofer appelliert an Umweltministerin Leonore Gewessler, dies so rasch wie möglich nachzuholen. Dazu brauche es zudem auch interdisziplinäre Forschung, um die Umsetzung zu unterstützen, sowie die notwendige finanzielle Ausstattung: „Mit jährlich einer Milliarde Euro gezielt für die Forschung und Entwicklung in der Kreislaufwirtschaft könnten wir die notwendigen Potenziale heben, um Ressourcen intelligenter, umweltfreundlicher und wirtschaftlicher zu nutzen“, meint Mayrhofer.
Der Vorsitzende des Agrar- und Forstwissenschaftlichen Beirats des Ökosozialen Forums, Wilhelm Windisch von der TU München, sieht eine große Hürde in der Verwirklichung der Kreislaufwirtschaft und dass derzeit Kreisläufe zu klein gedacht werden: „Es gibt enorme Verluste, wenn ein einzelner Betrieb oder ein Unternehmen auf einem Standort alles machen muss. Eine effiziente Strategie sucht nach regionalen Möglichkeiten, Ressourcen-Kreisläufe zu schließen und Biomasse optimal und mehrfach zu nutzen.“ Das Ökosoziale Forum plädiert für eine Prioritätenverschiebung in der Beratung, weg von der Betriebsberatung, hin zu einer Regional- und Kooperationsberatung, bei der die vor Ort vorhandenen Netzwerke genutzt sowie horizontal (mehrere Betriebe) und vertikal (über die gesamte Wertschöpfungskette) kooperiert wird.
Laut Eurostat liegt Österreich im Jahr 2020 mit rund 12 Milliarden Euro Ausgaben für Forschung und Entwicklunge (F&E) und einer Forschungsquote von 3,2 % des BIP im Spitzenfeld der EU. Das sei aber vor allem den Investitionen aus dem Unternehmenssektor geschuldet. „Legt man die staatlichen Ausgaben in diesem Bereich zugrunde, befindet sich Österreich deutlich unter dem EU-Schnitt“, weiß Mayrhofer.
Bei der eingangs erwähnten Konferenz diskutierten rund hundert Experten aus Wissenschaft, Industrie, Verwaltung und Politik über den künftigen Forschungsbedarf der Kreislaufwirtschaft und, wie die drängenden Fragen in diesem Feld interdisziplinär bearbeitet und beantwortet werden können. Exemplarisch wurden wichtige Forschungsprojekte in diesem Feld vorgestellt.
www.oekosozial.at

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  • Hans Mayrhofer: ÖSFO
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