Der Vorstand der NÖM, Alfred Berger, preschte vergangene Woche vor. Per Aussendung kündigte er angesichts eines Kostenanstiegs bei Rohmilch um 30 Prozent sowie Engpässen bei Verpackungsmaterialien und Fruchtzubereitungen vorsorglich bereits „Lieferstopps von bestimmten Produkten“ an. Konkret nannte Berger etwa drei- bis fünffach gestiegene Preise für Himbeeren sowie enorme Steigerungen bei Erdgas. Diese nehmen laut Berger „Dimensionen an, die in keinem Plan eingepreist sind und zu harten Maßnahmen, in letzter Konsequenz zu Veränderungen im Sortiment führen.“ Die Nöm sei zu 100 Prozent von Gas abhängig. Ohne Gas aus Russland würde der Betrieb stillstehen und auch keine Rohmilch von den Bauern abgeholt werden. Die Crux dabei: Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren hatte sich die NÖM 2017 noch als „erste CO2-neutrale Molkerei Österreichs“ für ihre Umweltfreundlichkeit gerühmt („Gas ist für uns ein grüner Energieträger“) und einen OMV-Gasvertrag als „vorteilhaft wichtigen Aspekt für die verlässliche Versorgungssicherheit“ („Ohne Gas keine NÖM Milch, kein NÖM Mix“) bezeichnet. Man rechnet heuer mit Mehrkosten von 40 Millionen Euro.

Schärdinger will über höhere Preise verhandeln
Bei der Berglandmilch ist ein Lieferstopp indes kein Thema, so deren Generaldirektor Josef Braunshofer gegenüber der Kronenzeitung. Er will mit dem Handel „intensiv über Preiserhöhungen reden.“ Auch die Berglandmilch sei stark von Gas abhängig: „Ohne Gas stehen wir morgen“, sagt Braunshofer. Und Sorgen bereiten auch ihm die hohen Kosten für Gas und Strom sowie ein zunehmender Mangel bei Verpackungswaren wie Karton, Glas, Plastik, Alufolie. Gleichzeitig wird in der Berglandmilch der interne Strukturwandel vorangetrieben.

Aus für Garsten und Stainz
So werden demnächst zwei kleine Molkereistandorte geschlossen: mit Ende April jener in Garsten, bekannt für seine in rotes Wachs gehüllte Edamer-Käsekugelproduktion. Der „Geheimratskäse“ reift nach vielen Jahrzehnten in Oberösterreich künftig in Voitsberg in der Steiermark heran, laut Berglandmilch „ein bereits länger geplanter Schritt“. Einige Mitarbeiter aus Garsten arbeiten künftig im Werk Aschbach, in Garsten bleibt nur ein Käsegeschäft. Ebenfalls in Voitsberg werden ab Sommer alle Stainzer Milchprodukte produziert. Auch dort werden die Mitarbeiter aus Stainz übernommen. Milch und Joghurt dieser Marke sollen künftig ausschließlich im Glas vertrieben werden – wenn es die Preise für Gebinde dann noch erlauben.

Bernhard Weber

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  • Milk Splash: kubais-stock.adobe.com
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