Milchindustrie will Vorzug bei Gasengpass

Molkereien fürchten um Energieversorgung. Foto: Dusko - Stock.adobe.com

Eine Priorisierung der Energieversorgung von Molkereien fordert der Generalsekretär der Europäischen Milchindustrie (EDA), Alexander Anton. Sollten die Milchverarbeiter tatsächlich von der russischen Gasversorgung abgeschnitten werden, werde der Molkereibetrieb „nur in sehr begrenztem Umfang aufrechtzuerhalten sein, mit desaströsen Konsequenzen“, warnt Anton im Interview mit Agra-Europe. Noch sei eine Bevorzugung der Molkereien etwa in Deutschland nicht konsensfähig. Daher hat die EDA die EU-Kommission gebeten, Berlin auf die Notwendigkeit hinzuweisen, der Milchindustrie im Fall einer massi­ven Störung der Energiesicherheit einen Vorrangstatus beim Gasbezug einzuräumen. In Belgien haben der Preisschub bei Energie und die gestiegenen Rohmilchpreise bereits eine Molkerei in den Konkurs getrieben, berichtet Anton. Einer verpflichtenden nationalen Herkunftskennzeichnung für Milch erteilt der Milchindustrievertreter indes erneut eine klare Absage. Entsprechende Forderungen seien „von protektionistischen Erwägungen getragen“. Der EDA stehe klar zum EU-Binnenmarkt; eine verpflichtende nationale Herkunftskennzeichnung stehe dazu im Widerspruch und bringe Konsumenten auch „keinerlei Mehrwert in Sachen Nachhaltigkeit“.

Bei Gasknappheit ist Agrarbranche für Deutsche systemrelevant
In Berlin hat indes die Staatssekretärin des Landwirtschaftsministeriums, Manuela Rottmann, der Landwirtschaft und den Verarbeitern für den Fall ernster Energie- und Erdgasengpässe die Unterstützung der Bundesregierung und ihrer Behörden zugesichert.
Milcherzeuger und Molkereien könnten sich darauf verlassen, dass die Bundesnetzagentur die besondere Rolle der Agrar- und Ernährungswirtschaft berücksichtigen werde, sollte es tatsächlich zum Aus für russische Gaslieferungen kommen. Die Verfügbarkeit von Gas sei auch eine Frage, ob Lebensmittel überhaupt produziert werden könnten. Zuvor hatte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die Systemrelevanz der Branche betont und die Politik aufgerufen, die Landwirtschaft und ihre nachgelagerten Stufen im „Worst Case“ nicht zu vergessen. Er erneuerte zudem den Vorschlag seines Verbandes, staatliche Düngerreserven anzulegen, um auf Engpässe reagieren zu können.

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AUTORRed. SN
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