Rund um Einsparungspotenziale mit satellitenbasierten Spurführungssystemen gibt es mittlerweile viele Daten. Im LK-Folder „Treibstoffsparen in der Landwirtschaft“ heißt es etwa, es werden durch die Technik bei der Bodenbearbeitung Überlappungen zwischen 2 und 7 Prozent vermieden. Durch die schnelleren Wendezeiten am Vorgewende im Zuge der durch die Spurführung möglichen Beetbearbeitung steige die Bearbeitungsgeschwindigkeit des Feldes um bis zu 5 Prozent. Wissenschaftler der Universität Maribor in Slowenien berichten bei durch Real Time Kinematic (RTK) gestützter Bodenbearbeitung und 3 m Arbeitsbreite sogar von einer Ersparnis bis zu 15,7 Prozent an Zeit und 8,6 Prozent an Treibstoff im Vergleich zur manuellen Befahrung. Aber auch andere Betriebsmittel wie Dünger und Treibstoff lassen sich damit in Folge einsparen, während der Fahrer bei seiner Arbeit entlastet wird.
Für mehr Präzision sprechen also einige Argumente. Auch in Österreich finden sie teilweise Gehör. Immerhin fast jeder vierte heimische Acker- und Gemüsebaubetrieb (24 %) nutzte vergangenes Jahr automatische Spurführungssysteme, etwas mehr (26 %) auch automatische Teilbreiten- oder Einzeldüsenabschaltung, so eine Umfrage von KeyQUEST.
Präzision ist bei den Satellitenortungssystemen (GNSS) eine Frage der Technik und Umwelt. Neben der Qualität der Antenne, der Signalfilterung und den Algorithmen für die Signalverarbeitung ist die Anzahl der verfügbaren Satelliten, deren Konstellation und das Ausmaß der atmosphärischen Störungen in der Ionosphäre dafür maßgeblich. Wie hoch die Anforderungen an die Genauigkeit der Position (und damit auch der Kosten) sind, hängt vom Anwendungsfall ab. Die höchste Genauigkeit lässt sich in der Regel mit einem RTK-Korrektursignal erzielen, nämlich 2 bis 2,5 cm. Seit 1. Februar 2021 stellt das BEV seinen Korrekturdatendienst („APOS – Austrian Positioning Service“) für land- und forstwirtschaftliche Betriebe sowie weitere Nutzergruppen kostenfrei zur Verfügung. Bereits zehn Monate später nutzten rund 1.700 Betriebe mit 1.850 Empfangsgeräten diesen Service.
Precision Farming: Motivation und Hürden
Precision Farming ist weit mehr als satellitenunterstützte Navigation. Die zielgerichtete und ortsdifferenzierte Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen arbeitet neben Ortungssystemen und GIS-fähigen Bordcomputern auch mit Sensoren zur Analyse von Boden- und Pflanzenbeständen sowie weiteren mit dem Standpunkt verbundenen Daten. Trotz vieler potenzieller Vorteile findet sie in der landwirtschaftlichen Praxis nur langsam Umsetzung. Teilflächenspezifische Aussaat und Düngung wurden vergangenes Jahr etwa in Österreich von nur sechs Prozent der Betriebsführer eingesetzt. Aber auch in anderen Ländern setzt sich Precision Farming nur langsam durch. Nico Wienrich hat sich in seiner Masterarbeit an der Georg-August-Universität Göttingen (D) mit Motivation und Hemmnissen befasst. Er stellt drei Motivationsfaktoren für Precision Farming heraus: die Wirtschaftlichkeit, ein positives Arbeitsumfeld/Mitarbeitermotivation und den Umweltschutz.
Am stärksten wiege für die Landwirte jedoch das Interesse an fortschrittlichen Technologien und die Arbeitserleichterung bei der Entscheidung, Precision Farming einzusetzen. Zufrieden seien die Betriebe beim Einsatz des Bewirtschaftungssystems besonders mit der Entlastung der Mitarbeiter, den Senkungen des Betriebsmittelverbrauchs und den positiven Auswirkungen auf die Umwelt. Demgegenüber würden die Anschaffungskosten der Technik, die Kompatibilität mit anderen Geräten/Maschinen sowie das Schulungs- und Weiterbildungsangebot von vielen Betrieben (noch) negativ bewertetet.
- Bildquellen -
- Precision Farming: Agrarfoto.com