Neben Brettern auch Holzhäuser “made in Austria” exportieren

Interview mit FHP-Vorsitzendem Rudolf Rosenstatter

Rudolf Rosenstatter:
Rudolf Rosenstatter: “Nach dem Motto “Schützen durch nützen” möchte ich Wertschöpfung und Wertschätzung der Forst- und Holzwirtschaft voranbringen.” ©BZ/Maad
Forstwirtschaftsmeister Rudolf Rosenstatter führt seit 1. Jänner 2016 den Vorsitz in der Kooperationsplattform Forst-Holz-Papier (FHP). Wir sprachen mit ihm über seine Zielsetzungen in dieser neuen Funktion.

Ein bäuerlicher Forstwirt als Vorsitzender der Kooperationsplattform Forst-Holz-Papier, in der auch die Interessen von Holz- und Papierindustrie einen hohen Stellenwert haben – passt das zusammen?

Rudolf Rosenstatter: Das passt sehr gut zusammen. Denn beginnend beim Waldbesitzer bis hin zur holzverarbeitenden Industrie ist es das gemeinsame Interesse, den Rohstoff Holz mit bester Wertschöpfung zu nutzen. Das ist meine Arbeitsmotivation. Ich habe dazu die Unterstützung meiner Familie. Und besonders freut mich auch meine einstimmige Bestellung durch den FHP-Vorstand.

Aber Preisbildung und auch Holzverwendung sind doch kontroverse Themen?
Rosenstatter: Ich bin seit 25 Jahren in der Branche tätig. Das Thema Preisbildung ist vor dem Hintergrund von Schadereignissen immer ein emotionelles. Die Chance ist aber, diese Emotionen an einem Tisch zu bereinigen. Beim Thema Holzpreis sind auch Faktoren zu berücksichtigen, wie etwa die Preise für Erdöl und Stahl. Unter dem Strich geht es für die gesamte Wertschöpfungskette darum, gemeinsam mit einem konkurrenzfähigen Produkt aus Holz am Markt zu sein.

Welchen Stellenwert hat im Rahmen von FHP die energetische Nutzung des Holzes?
Rosenstatter: Es geht ja immer darum, wohin der Rohstoff fließt. Die energetische Nutzung kann große Mengen aufsaugen – das sieht man zum Teil mit Sorge. Festhalten möchte ich dazu, dass die Aufbringung aus dem Kleinwald nie so weit gekommen wäre, wenn es die Biomassenutzung nicht geben würde. Der Kleinwaldbesitzer geht eben zuerst in den Wald, um sein Heizmaterial für den Winter zu gewinnen. Das ist ein wichtiges Motiv für Investitionen – in Bildung, in Forststraßen, in Kranwägen – das hat die Holzmobilisierung auch für Säge- oder Plattenwerke erst ermöglicht. Es ist ein großer Erfolg, dass die Holzaufbringung aus dem Kleinwald in den zurückliegenden 15 Jahren von etwa sieben auf rund zwölf Millionen Festmeter pro Jahr angestiegen ist. Das bestätigt, dass wir auch bei der Holzmobilisierung aus dem Kleinwald den richtigen Weg gehen.

Sie betonen häufig: Wir wollen uns von der Wertschöpfungskette zur Wertschätzungskette entwickeln. Aber die beste Voraussetzung für Wertschätzung ist doch eine gute Wertschöpfung.
Rosenstatter: Beides hängt voneinander ab. Mir ist es wichtig, in Gesellschaft und Politik die Wertschätzung für den Rohstoff Holz zu verbessern. Das heißt konkret, Holz zu verwenden. Vor allem der öffentliche Bereich sollte hier beispielgebend sein – mit Holzbauweise für Schulen, Gemeinden oder Kindergärten. Insbesondere im mehrgeschossigen sozialen Wohnbau ist noch viel zu tun. Die gemeinnützigen Bauträger sind durch die Gemeinnützigkeit mehr verpflichtet als jeder andere. Das ist massiv einzufordern.

Wie stehen sie zu Forderungen, Teile der Wälder Europas außer Nutzung zu stellen?
Rosenstatter: Meine Botschaft dazu lautet: ‚Schützen durch nützen‘. Wenn auf EU-Ebene darüber diskutiert wird, zehn Prozent der Nutzwälder mit einem Bewirtschaftungsverbot zu belegen, so wird anscheinend nicht bedacht, welche Konsequenzen dies für Klima und Käfergefahr hätte, gar nicht zu reden von den wirtschaftlichen Einbußen. Es ist vielen nicht bewusst, dass der heimische Holzsektor für in Summe 300.000 Arbeitsplätze steht. In der Wertschöpfung und in der Leistungsbilanz ist der Sektor auf Augenhöhe mit dem Tourismus. Stilllegen von Wäldern würde Verlust von Arbeitsplätzen und Schaden für die Umwelt bedeuten. Holz zu nutzen und über den natürlichen Nachwuchs weiteres CO2 zu binden, ist wesentlich klimaschonender, als gar nichts zu tun. Mir kommt eine Stilllegung von Teilen des Waldes so vor, als würde man zu einem Milchbauern sagen: ‚Du darfst jede zehnte Kuh nicht mehr melken, du musst sie aber füttern und dafür auch Steuern bezahlen!‘ So etwas wäre doch unakzeptabel.

Können Sie als FHP-Vorsitzender Einfluss auf die Preisbildung am Holzmarkt nehmen?
Rosenstatter: Bei der Preisbildung können wir alle mitreden, indem wir Holz verwenden. Das Ziel lautet, das Rohprodukt Holz durch eine höhere Fertigungstiefe zu veredeln und damit eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Mir ist das Brett weiterhin sehr wichtig, aber zusätzlich sollten wir auch Halb- und Fertigprodukte forcieren. Da haben wir eine Chance. Warum sollten wir nicht das gesamte Haus per Lkw in den Export bringen? Wir sollten beispielsweise mit dem Holzhaus made in Austria verstärkt in die Fertigung gehen und dieses auch unseren Kunden national und international anbieten. Dass dies funktioniert, kann man an den Dachausbauten in den Städten sehen. Da ist die Holzriegelfertigbauweise bewährt – aus statischen Gründen und auch der Bauzeit wegen. Praktisch in zwei Tagen ist der Rohbau abgeschlossen.
Ich bin zuversichtlich, dass der Holzsektor hier noch viel Potenzial hat. Dieses zu nutzen, dazu trete ich an.

Interview: Hans Maad

www.forstholzpapier.at

Zur Person

Seit Jahresbeginn ist Rudolf Rosenstatter (57) Vorsitzender der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP). Rosenstatter ist gelernter Forstwirtschafts- und Landwirtschaftsmeister. Er führt einen forst- und landwirtschaftlichen Betrieb in Nussdorf bei Salzburg. Seit vielen Jahren ist Rosenstatter in bäuerlichen und forstlichen Funktionen tätig, wie etwa im Ökosozialen Forum, in der LK Salzburg, im Forstverein und in der wald.zeit Österreich. Seit 2007 ist er Bundesobmann des Waldverbandes Österreich, seit 2010 Obmann von proHolz Salzburg.

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