Die Ernährungsgewohnheiten in Mitteleuropa führen zu einer starken Inanspruchnahme von Agrarflächen weltweit. Neben Fleisch sind Kaffee und Kakao problematische Produkte. Wasserverbrauch und Treibhausgase aus der Lebensmittelherstellung werden ebenfalls ins Ausland verlagert. Zu diesen Ergebnissen kommt das Deutsche Umweltbundesamt in Dessau. Es hat erhoben, welche Umweltwirkungen der über den eigenen Tellerrand hinausgehende Nahrungsmittelverbrauch (in Deutschland) hat. Jener in Österreich dürfte in Relation ähnliche Dimensionen und Folgen haben, wie Agra-Europe berichtet.
Der Erhebung zufolge wurde 2016 zur Deckung der Ernährungsgewohnheiten der Deutschen eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von 18,3 Mio. Hektar benötigt, wovon 38,8 % auf pflanzliche Nahrungsmittel und 61,2 % auf tierische Produkte inklusive Futteranbau entfallen. Tatsächlich wurden im Inland aber nur 6,6 Mio. ha für die verbrauchten Lebensmittel genutzt, 11,7 Mio. ha dagegen im Ausland. Das entsprach einem Anteil von 64 % des benötigten Anbauareals.
Kaffee & Co
Die meisten Auslandflächen für die Versorgung des deutschen Marktes liegen der Studie zufolge in Frankreich, gefolgt von Brasilien. Aus der Grande Nation beziehen die Deutschen vor allem Salate, Obst, Getreide oder Wein, aus dem größten Land Südamerikas Kaffee, Zitrusfrüchte, Säfte, Rindfleisch und Soja. Allein für die jährliche Menge an Kaffee werden für dessen Anbau im Ausland 1,2 Mio. ha benötigt, was 75 % der Fläche des deutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein entspricht. Für den Durchschnittskonsum von Kaffee, Kakao, Tee und Gewürzen nimmt rein rechnerisch jeder Deutsche gut 200 Quadratmeter Produktionsfläche in anderen Ländern in Anspruch; das ist fast ein Viertel des benötigten Gesamtareals für pflanzliche Produkte.
Fleisch, Wasser, Emissionen
Für Fleisch beträgt der Flächenverbrauch (trotz rückläufigen Konsums) viermal so viel, nämlich genau 808 m2. Bei Rindfleisch werden ausländische Flächen für Futter und Weiden insbesondere über den Import von Steaks & Co in Anspruch genommen, bei den Schweinen sind es hingegen die Futtermittelimporte, vor allem Soja aus Südamerika. Auch der Konsum von Milcherzeugnissen (aus anderen EU-Ländern) schlägt sich in der Flächenbilanz mit rund einem Viertel nieder. Aber nicht nur ausländische Flächen werden für Lebensmittelkonsum genutzt, sondern auch die Ressource Wasser. Für die Nahrungsmittel-Herstellung würden pro Kopf jährlich etwa 1,2 Mio. Liter verbraucht, täglich etwa 22 volle Badewannen.
70 % davon werden im Ausland beansprucht. Problematisch daran ist laut der Studie: Fast 10 % des ausländischen Wasserbedarfs für die importierten Nahrungsmittel, vor allem für Früchte, Obst und Gemüse, stammen aus Ländern mit saisonalem oder andauerndem Wassermangel wie Spanien, Marokko, Türkei oder Indien. Auch der Fleischkonsum hat daran seinen Anteil, weil für die Produktion der Tiere wie auch für dessen Futtermittel Wasser teilweise in rauen Mengen benötigt wird. Und da ist noch gar nicht die Rede davon, dass gut die Hälfte des mitteleuropäischen Lebensmittelverbrauches im Zusammenhang mit dem Treibhausgasausstoß auf das Ausland entfällt.