Nachhaltige Energie aus Abfall hat Potential

Biogas ist ein bedeutender Baustein, wenn es um die Energiewende geht. Ein Vorteil ist, dass es unabhängig von Sonne oder Wind erzeugt werden kann. Darüber hinaus stellt Biogas einen Beitrag zur Diversifizierung der Energiequellen dar. Über den vielfältigen Wert der Ressource diskutierten Experten kürzlich beim „Zukunftsforum Oberösterreich“ der Standortagentur „Business Upper Austria“.

Derzeit sind in Österreich Biogasanlagen in Betrieb, 14 Anlagen speisen Biomethan in das Gasnetz ein.

Biogas kann unabhängig von Sonne oder Wind kontinuierlich produziert werden, es ist speicherbar und funktioniert mit den unterschiedlichsten Rohstoffen. Aktuell sind in Österreich 260 Biogasanlagen in Betrieb. Das Gas wird bisher größtenteils für die Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Es kann aber auch zu Biomethan veredelt, also gereinigt, und direkt ins Erdgasnetz eingespeist und zum Endkunden transportiert werden. Aktuell speisen in Österreich lediglich 14 Anlagen das aufbereitete Biomethan in das Gasnetz ein.

Diese Tatsache sollte sich laut Bernhard Stürmer vom „Kompost und Biogas-Verband Österreich“ mit dem geplanten Erneuerbaren-Gas-Gesetz (EGG) ändern: „Das Potential für Biogas beziehungsweise Biomethan ist groß. Etwa 22 Prozent des österreichischen Gasbedarfs könnte durch heimisches Biogas gedeckt werden“, so Stürmer.

Ausbau der Infrastruktur

Über den notwendigen Ausbau der Biogasversorgung in Österreich sprach auch Raphael Wasserbaur vom Umweltbundesamt. Er hob hervor, dass eine Vielzahl von Substraten darunter Lebensmittelabfälle, der Inhalt von Biotonnen, Stroh, Blätter, Hausgartenkompost und Wirtschaftsdünger effektiv für die Biogasproduktion genutzt werden können. Besonders in den landwirtschaftlich stark geprägten Regionen Ober- und Niederösterreich, wo viel natürlicher Wirtschaftsdünger anfällt, sieht das Umweltbundesamt erhebliches Potenzial für die Energiegewinnung aus Biogas. Dies bestätigte auch Florian Kamleitner von „ecoplus“, Niederösterreichs Wirtschaftsagentur, welche wichtige Leitprojekte zu diesem Thema begleitet.

„Das Potential für Biogas beziehungsweise Biomethan ist groß. Ungefähr 22 Prozent des österreichischen Gasbedarfs könnte durch heimisches Biogas gedeckt werden.“ Bernhard Stürmer

Die Verbindung und das logistische Netzwerk zwischen diesen Regionen spielen eine entscheidende Rolle beim Transport und bei der Verarbeitung der biogenen Ressourcen. Die gut entwickelte Infrastruktur entlang wichtiger Verkehrsachsen wie der Autobahn A1 bietet optimale Voraussetzungen für das Sammeln und Weiterverarbeiten dieser Materialien in Biogasanlagen. Dieser logistische Vorteil unterstützt nicht nur den effizienten Transport, sondern auch die Skalierung der Biogasproduktion.

Potential von Biomethan

Studien des Umweltbundesamtes zufolge könnte das realisierbare Biomethanpotenzial in Österreich bis 2040 auf etwa zehn Terawattstunden ansteigen. Dieses Potential zu nutzen, würde nicht nur helfen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, sondern auch die regionale Energieautonomie stärken und einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten, betonten die Experten.

Biogas aus Schlachtabfällen

Ein innovatives Praxisbeispiel für „Kreislaufwirtschaft im Kleinen“ präsentierte Josef Grünanger vom Schlachtbetrieb Rudolf Großfurtner. Dieser betreibt eine besondere Biogasanlage in St. Martin im Innkreis. Es ist die europaweit erste Anlage, die neben Mist nur Tierschlachtabfälle verwertet. „Tierschlachtung ist ein sehr energieintensiver Prozess und auch die Abfallentsorgungskosten sind extrem hoch“, erklärte Grünanger. Etwa 10.000 Schweine werden pro Woche bei Großfurtner geschlachtet. Im Jahr 2003 habe man sich deshalb zum Bau der Biogasanlage entschlossen. Derzeit kann das Unternehmen mit dem erzeugten Biogas bereits die Hälfte des eigenen Strombedarfs und 40 Prozent des eigenen Wärmebedarfs abdecken. Ziel ist laut Grünanger die völlige Energieautarkie. Diese wolle man in Kombination mit dem Ausbau der hauseigenen PV-Anlage erreichen.

Quelle: cityfoto.at/simlinger
Wessely, Stürmer, Wasserbaur, Hochreiter, Pöttinger, Kamleitner, Grünanger (v.l.)

Klaus Pöttinger von der Pöttinger Entsorgungstechnik präsentierte bei der Veranstaltung eine innovative dezentrale Lösung für die Biomethanerzeugung: den so genannten „Pöttinger Fermenter“. Es handelt sich um ein flexibel skalierbares System aus einer Containerbox mit integrierter Steuereinheit und mindestens drei bis maximal
15 weiteren Containerboxen für die Abfallumwandlung. Im Anschluss an den Gärungsprozess kann der Gärrest leicht zu hochwertigem Kompost weiterverarbeitet und somit als Humusdünger eingesetzt werden.

Modulares Containersystem

Durch den modularen Aufbau lasse sich die Anlage beliebig an individuelle Anforderungen anpassen, betonte Pöttinger. Die Container sind nicht betoniert und damit auch nicht ortsgebunden. Das System punkte auch durch eine hervorragende Bilanz, wie Klaus Pöttinger erläuterte: „Ein Fermenter verarbeitet ungefähr 500 Tonnen organisches Substrat pro Jahr und erspart der Atmosphäre rund 267 Kilogramm CO2 pro Tonne Biomüll.“

- Bildquellen -

  • ZF Session Biooekonomie Gruppenfoto C Cityfoto.at Simlinger Wolfgang: cityfoto.at/simlinger
  • Biogasanlage J 2 ID39970: agrarfoto.com
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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